Zweiter Wahlgang: SP und SVP machten das Rennen
Nach der Schlappe im ersten Wahlgang konnte die SVP im zweiten Anlauf den Sitz von Paul Wenger souverän verteidigen. Auch die SP nutzte ihre Chance und verteidigte mit Silvio Tondis Wahl ihren dritten Gemeinderatssitz.

Lukas Hausendorf
Ein Gemeinderat ganz ohne SVP, das wäre dann selbst der SP nicht recht gewesen. Die Wahlschlappe der SVP im ersten Wahlgang wirkte denn auch wie ein Weckruf quer durch das bürgerliche Lager. Folgerichtig wurde ihr Gemeinderat Paul Wenger im zweiten Wahlgang, bei einer wiederum tiefen Wahlbeteiligung von knapp 28 Prozent, auch glanzvoll mit 1639 Stimmen wiedergewählt. Das Spitzenresultat hat er auch den anderen bürgerlichen Parteien zu verdanken, die den SVP-Kandidaten – neben ihren eigenen – durchs Band zur Wahl empfohlen hatten.
Die Nichtwahl Wengers wäre also die grösste Überraschung gewesen. Ein Szenario, mit dem sich der Wiedergewählte mindestens gedanklich auseinandergesetzt hatte. Der zweite der noch zu vergebenden Sitze in der Exekutive ging an den SP-Kandidaten Silvio Tondi, der mit 1592 Stimmen den Sitz der zurückgetretenen Eva Chappuis souverän verteidigen konnte. Ein Erfolg, der sich angekündigt hatte. Tondi verpasste das absolute Mehr im ersten Anlauf am 11. März nur um 21 Stimmen. Dass es im zweiten Wahlgang reichen würde, habe er denn auch erwartet, sagt er.
Bader und Böhlen ohne Chance
Als Verlierer aus dem zweiten Wahlgang gehen die FDP und die BDP hervor, die mit ihren Ambitionen scheiterten. Jacqueline Bader (FDP) mit 1395 Stimmen und Beat Böhlen (BDP) mit 1164 Stimmen verpassten die Wahl beide klar. «Die SP konnte offenbar gut mobilisieren», meint FDP-Präsidentin Gerda Massüger, die mit dem Wahlausgang trotzdem zufrieden ist. Ihre Kandidatin Jacqueline Bader habe ein gutes Resultat gemacht, sagt sie. Zudem sei Bader noch jung, in vier Jahren könne sie wieder kandidieren.
Das wird Beat Böhlen nicht machen. Für ihn hat sich das Thema Gemeinderat nun erledigt. Sein Scheitern deutet er auch als ein strategisches Versagen der bürgerlichen Parteien. «Es gab einfach zu viele Kandidaten, da sind wir selber dran schuld», glaubt er. Das Scheitern der bürgerlichen Mitte im zweiten Wahlgang zeigt denn auch, dass mit dem Wechsel zum Majorzverfahren die Partei nicht einfach in den Hintergrund tritt. Die geteilte Mitte spielte der SP in die Hände, die ihr Potenzial abrief und so mühelos reüssieren konnte.
Konsensfähigerer Gemeinderat
Mit der Abwahl des zweiten SVP-Gemeinderats Franz Hartmann, dessen Sitz die CVP mit Béatrix von Sury d’Aspremont bereits im ersten Wahlgang eroberte, ist die Reinacher Exekutive ein Stück in die Mitte gerückt. Das Regieren wird durch die Schwächung des rechten Pols aber kaum schwieriger. Im Gegenteil, FDP-Präsidentin Massüger erwartet, dass der Gemeinderat in seiner neuen Zusammensetzung sogar noch besser zusammenarbeiten wird. «Die Verteilung ist ausgewogen und ich glaube es sind sehr konsensfähige Leute am Werk», sagt sie.
Die beiden neuen Mitglieder des Gemeinderats von Sury und Tondi sprechen von ihrem Profil her für Massügers Einschätzung. Tondi ordnet sich nicht dem linken Flügel der SP zu und bekennt sich zur Konsenspolitik seiner Partei der letzten vier Jahre. Und auch die CVP-Frau Béatrix von Sury hat sich im Einwohnerrat bislang einen Namen als sachorientierte und integre Politikerin gemacht.