Wiederholtes Littering rund um Schulanlagen verärgert Anwohner
Die Abfallberge rund um das Schulhausgebiet Lochacker wachsen an. Anwohner sind genervt. Die Schule und die Gemeinde wissen um die Probleme.

Tobias Gfeller
Ralf Müllers* Ärger hat sich aufgestaut. Er wohnt gleich neben der Tramhaltestelle «Lochacker» in der Nähe der Schulanlage Bachmatten. An seiner Ecke verbringen jeden Tag Schüler ihre Mittagspausen und treffen sich dort nach Schulende. Anstatt im bereitstehenden Abfallkübel landet ihr Unrat auf dem Boden oder in seinem Garten. Sogar Fahrräder und Whiskeyflaschen flogen schon auf sein Grundstück.
Die Situation gipfelte an Halloween, als drei Jugendliche Eier an seine Hausfassade warfen, weil Müller diese zuvor aufforderte, das Durchdrehen ihrer Motorfahrräder zu unterlassen. «Die Polizei habe ich auch schon gerufen. Sie hat mir sehr freundlich geholfen.» Doch die Polizei hat nicht das Personal, um an allen Hotspots präsent zu sein. Auch die Nachbarn seien betroffen, sagt Müller. «Abfallsäcke auf dem Garagendach und rauchende Schüler auf dem privaten Vorplatz verärgern auch die anderen Anwohner.»
Keine Patentlösung in Sicht
Das Littering-Problem ist keine Reinacher Eigenheit. Viele andere Gemeinden machen ähnliche Erfahrungen. An Reinach speziell ist aber die Tatsache, dass die Schulhausdichte im Gebiet Lochacker sehr gross ist. Gleich vier Schulhäuser befinden sich auf engem Raum. Während der Unterrichtszeiten ist es der Abfall der Schüler und in der Freizeit geniessen mehrheitlich ältere Jugendliche die Plätze zum «Chillen». Gerade das Schulhaus Bachmatten I ist ein Hotspot für Jugendliche, die sich vorwiegend am Wochenende am Abend dort treffen und für den nächsten Morgen eine Sauerei hinterlassen. Auf eine Patentlösung ist bisher noch niemand gekommen.
Ralf Waldmann, einer der drei Schulleiter der Sekundarschule Reinach, ist sich der Problematik bewusst. «Was wir als Schule machen können, ist, bei den Schülern eine gewisse Form von Bewusstsein schaffen.» Dazu reinigen jeden Tag nach der grossen Pause Schüler zehn Minuten lang den Pausenplatz. «Vielleicht merkt der ein oder andere, was er mit dem Wegwerfen des Abfalls bewirkt.» Auch könne das Thema im Unterricht aufgenommen werden, beispielsweise in Geografie, findet Waldmann. «Wir haben aber nicht die Illusion, dass wir das Littering besiegen können».
Auch die Gemeinde hat das Problem erkannt und sich mit der Schulleitung getroffen. Das Amt für Umwelt und Energie unter der Leitung von Marc Bayard lanciert im kommenden Frühling neue Projekte, mit denen präventiv gegen Littering vorgegangen werden soll. «Zum einen soll ein Generationen übergreifendes Sensibilisierungs- und Kommunikationsprojekt zum Thema Littering und Abfallpädagogik die verschiedenen Akteure regelmässig zu Wort kommen lassen.»
Werkhof, Jugendarbeit, Schulen und Leute aus der Bevölkerung sollen sich gemeinsam mit dem Thema auseinandersetzen. Was es in den Primarklassen schon länger gibt, soll ab jetzt auch in den Kindergärten starten: «Die Kindsgi-Schüler sollen den achtsamen Umgang mit dem Abfall erlernen.» Bayard ist überzeugt, dass im Vorschulalter noch mehr Wirkung erzielt werden kann als erst später im jugendlichen Alter
*Name geändert, Name der Redaktion bekannt