Reinacherin plant Energiezukunft des Pilatus mit
Seraina Meili prüfte im Rahmen ihrer Bachelorarbeit an der Hochschule Luzern gemeinsam mit einem Kommilitonen, wie die thermische Energieversorgung der Gebäude auf dem Pilatus umweltfreundlich erneuert werden könnte. Die Arbeit wurde ausgezeichnet.

Das Feuer lodert noch immer. Zwar wird ein neuer Ingenieur das weitere Vorgehen in Sachen Dekarbonisierung der thermischen Energieversorgung der Gebäude bei der Bergstation Pilatus Kulm übernehmen, doch Seraina Meili steckt gedanklich noch immer tief drin in der Materie. Die 27‑jährige Reinacherin erarbeitete mit ihrem Kommilitonen Raphaël Gremaud Vorschläge, wie die Gebäude auf dem Luzerner Hausberg von Öl als Energiequelle wegkommen könnten. Die entsprechende Bachelorarbeit wurde mit der Bestnote bewertet und von der Hochschule Luzern mit dem Preis der Equans SA für eine hervorragende Bachelorthesis ausgezeichnet.
Drei Gebäude befinden sich neben den Bergstationen der beiden Bahnen auf dem Pilatus. Ein wichtiges Element einer möglichen Erneuerung der Gebäude ist die Energieversorgung. Auf 2100 Metern über Meer ist diese eine Herausforderung, da der Platz für zusätzliche Infrastruktur wie Speicher knapp ist.
Sieben Wochen Messungen auf dem Berg
Der Energieberater der Pilatus-Bahnen AG kam mit der Fragestellung der Dekarbonisierung auf die Hochschule Luzern beziehungsweise auf den Studiengang Gebäude/Energie zu. «Es war schon eine aussergewöhnliche Aufgabe für eine Bachelorarbeit», sagt Seraina Meili rückblickend. Umso mehr packte es die Reinacherin, die während des Studiums in Kriens wohnte. Noch vor Semesterstart begannen die beiden Studierenden während sieben Wochen mit Messungen und errechneten so den Jahresbedarf an Energie. Sämtliche möglichen Varianten – dazu gehörten eine Aussenluft-Wärmepumpe, Erdwärmesonden, thermische Solaranlagen wie auch der Einsatz von diversen Speicherarten wie Eisspeicher oder PCM-Speicher und mehrere Kombinationen dieser Vorschläge – wurden auf ihre bauliche und energetische Machbarkeit überprüft.
Die finale Auswertung aller entscheidenden Faktoren ergab zwei mögliche Varianten: Die Kombination aus Erdsonde und thermischer Solaranlage sei aus Platz- und technischen Gründen realisierbar. Die zweite Variante, die Meili als «Leuchtturmprojekt» bezeichnet, wäre eine alpine Photovoltaikanlage, mit deren Produktionsüberschuss Wasserstoff produziert würde, der wiederum die überschüssige Energie speichern und im Winter für die Spitzenlastabdeckung verbrannt werden könnte. Nun obliegt es der Eigentümerschaft, das weitere Vorgehen zu bestimmen. Meili gibt zu, dass sie gerne weiterhin Teil des Projekts wäre. «Mal sehen, vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit, bei der weiteren Planung dabei zu sein.»
Neue Stelle, alte Leidenschaft
Für die Reinacherin war es ein spezielles Gefühl, etwas Reales für einen Berg zu entwickeln, den sie jeden Tag hoch über dem Vierwaldstättersee sehen konnte. Für ihre Arbeit konnte sie wertvolle Kontakte knüpfen, viel Praxisarbeit lernen und erhielt Wertschätzung, indem sie unter anderem die Ergebnisse dem Verwaltungsrat der Bergbahnen vorstellen durfte.
Am 1. September beginnt für die 27‑Jährige beruflich ein neuer Lebensabschnitt. Nach der absolvierten Lehre zur Gebäudetechnikplanerin Fachrichtung Sanitär, der Berufsmatur, drei Jahren Arbeit in einem Ingenieurbüro und eben dem Studium in Luzern beginnt die Reinacherin in einem Basler Ingenieurbüro eine neue Stelle als Juniorprojektleiterin. Mit 20 Stellenprozenten bleibt sie der Forschung der Hochschule Luzern erhalten. Sie habe nun einen vollgepackten Rucksack. Durch die Bachelorarbeit konnte sie sich viele wichtige Werkzeuge anlegen, um in der Berufswelt durchstarten zu können. Und: Dank der Rückkehr in die Region Basel kann Meili auch wieder öfter an den Samstagen bei den Jungschar-Nachmittagen im Wald dabei sein. Denn trotz Wohnsitz in Kriens blieb sie Abteilungsleiterin der Jungschar Reinach: «eine Herzensangelegenheit».