Was kann ich beitragen?

Nicht als etwas Statisches, Starres, sondern als etwas sich stets neu Bildendes, definierte Nationalrat Eric Nussbaumer in seiner 1.-August-Rede die Heimat.

Heitere Stimmung: Eric Nussbaumer war dieses Jahr Gastredner auf dem Weiermatt-Schulhausplatz.  Foto: Heiner Leuthardt
Heitere Stimmung: Eric Nussbaumer war dieses Jahr Gastredner auf dem Weiermatt-Schulhausplatz. Foto: Heiner Leuthardt

Heiner Leuthardt

Der 1. August zeigte sich einmal mehr als ein Tag der Gegensätze. So spielten am Morgen Alphornbläser auf dem Bruderholz. Die vertrauten Melodien verloren sich in der kühlen Morgenluft. Mit den steigenden Temperaturen des Nachmittags setzte das Knallen und Heulen von Feuerwerk ein, das bis in die späte Nacht den Bundesfeiertag begleiten sollte.

Eine gute Idee war es, den 1. August auf dem Festplatz beim Weiermattschulhaus mit der grossen, aufgestellten Festgemeinde zu verbringen, wie dies etwa die aus Kenia extra angereisten Heimweh-Reinacher Chris Koller und sein Sohn Travor machten. So konnte man zu den Hits des Duos Peter & Peter das Tanzbein schwingen oder dem Musikverein Konkordia Reinach zuhören. Freude bereitete den Kindern nicht nur der ihnen von der Zunft zu Rebmessern geschenkte Lampion, sondern auch der 1.-August-Weggen nach dem Lampionumzug. Dann der spektakuläre Höhepunkt mit dem Feuerwerk, das erstmals von Musik begleitet worden ist.

«Vor diesem Augenschmaus ist es gut, auch etwas für den Geist zu tun», flachste Gemeindepräsident Urs Hintermann, als er Festredner Eric Nussbaumer vorstellte. Der Nationalrat, «der viele Ämter innehatte und beinahe Regierungsrat geworden wäre», verriet für viele ein Geheimnis, nämlich seine enge Beziehung zu Reinach, obwohl er erst vor 25 Jahren ins Baselbiet gezogen ist. «Mein Urgrossvater lebte auf dem Hofgut Sternenhof, mein Grossvater war dort aufgewachsen, mein Grossonkel David Nussbaumer bewirtschaftete mit seiner Familie den Hof und wirkte in Reinach auch als Gemeinderat.»

Nachdenken über den Begriff «Heimat»
Ausgehend davon ging Eric Nussbaumer auf den Begriff Heimat ein, dem er drei Dimensionen zuordnete: «Heimat ist zuerst einmal für alle Menschen ein Rückzug an Orte, mit denen wir ein emotionales Einvernehmen gewinnen können. Zweitens verbinde ich Heimat mit dem Rückbesinnen darauf, was wir Bürgerinnen und Bürger beitragen können, damit Heimat für viele in diesem Land eine emotionale Bindung bekommt. Drittens soll Heimat nicht als politische Parole missbraucht werden.»

Der 1. August sei dafür gemacht, um über «Heimat» nachzudenken und sich auch der Frage zu stellen: «Was kann ich beitragen, dass möglichst viele Menschen im politischen System meiner Gemeinde, meines Kantons und meines Landes einen Identitätsanker haben?» Eine klare Absage machte Eric Nussbaumer an den «Heimatfundamentalismus» und den Missbrauch des Heimatbegriffs in der Politlandschaft. Damit würden alle anderen, vielfältigen Ideen, «wie die europäische Integration, die religiöse Vielfalt oder die kulturelle Pluralität bekämpft, wohl wissend, dass man die Entwicklungen der Globalisierungen trotzdem nicht zurückdrehen kann». Man könne nicht mit dem Ablehnen von Ideen die Zukunft meistern, «sondern indem man sich mit ihnen auseinandersetzt».

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