Vom Trauma zum Traumjob

Der ehemalige Rheinschiffer Daniel Schär aus Reinach kämpfte sich trotz eines schweren Schleudertraumas in die Arbeitswelt zurück. Heute hat er eine kleine Firma für Computerhilfe mit rund 500 Kunden.

Nur die Tattoos erinnern noch an die Zeit als Rheinschiffer: Daniel Schär, erfolgreicher Kleinunternehmer.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Nur die Tattoos erinnern noch an die Zeit als Rheinschiffer: Daniel Schär, erfolgreicher Kleinunternehmer. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Für Daniel Schär war es ein verhängnisvoller Tag, als 1992 ein Auto von hinten mit 60 Stundenkilometern in seinen Wagen prallte. Der Unfall veränderte Schärs Leben schlagartig, denn plötzlich sah er sich mit Arbeitsunfähigkeit, langer Rehabilitationszeit und mit dem Unverständnis vieler Kollegen konfrontiert, die ihn als Simulanten betrachteten. «Ich habe diese schwierige Zeit nur dank des Beistands meiner Eltern und guter Freunde durchgestanden», sagt Schär. Seine Arbeit bei Endress und Hauser musste er aufgeben. Eine Wiedereingliederung mit bis 30 Prozent scheiterte.

So brach für Daniel Schär eine kleine Welt zusammen. Mit dem Taggeld der Suva und der Unterstützung der Eltern musste er sich mehr schlecht als recht durchschlagen. Zwischen 1996 und 2000 schickte er rund 1000 Bewerbungen ab, für die Beschäftigung als Portier, Securitaswächter oder Hilfsarbeiter – ohne Erfolg. Obwohl ihn die Ärzte gut betreuten und das soziale Umfeld sich als hilfreich erwies, gingen diese Jahre nicht ohne Depressionen und Selbstzweifel vorbei. «Von Anfang an hatte ich jeden Morgen das Gefühl, als hätte ich am Vorabend zu viel Alkohol getrunken», erklärt Daniel Schär, «und den Druck im Schädel spüre ich bis heute noch rund um die Uhr.»

Beharrlicher Autodidakt
Schär begann sich nach dem Unfall aufgrund von Erfahrungen mit elektronischen Konzentrationsübungen mit Computern zu beschäftigen und als Supporter gratis Bekannte zu betreuen. Da Computer damals noch sehr teuer waren, kaufte sich Schär eine Anleitung und baute sich mit der Unterstützung des Megashops in Basel einen eigenen Computer. Nach rund vier Monaten lief die Maschine und Schär hatte sich autodidaktisch das Wichtigste beigebracht, was es für den professionellen Support brauchte. Motiviert durch einen guten Freund und seiner Anwältin eröffnete Schär im Jahr 2000 seine eigene Firma DS Computerhilfe GmbH.

Heute betreut er rund 500 Kunden und ist so gut ausgebucht, dass er gar keine Werbung mehr macht. «Konzentriert kann ich nur 40 Prozent arbeiten, aber oft gehört zur Betreuung auch das Zuhören, das Gespräch, der soziale Faktor», sagt Schär. Die älteste Kundin, die er hat, ist 92 Jahre alt. Trotz seinem Beruf ist Schär gegenüber dem Internet skeptisch. «Der Datenschutz und der gläserne Mensch sind ein riesiges Problem, deshalb beteilige ich mich auch nicht an Social Media.»

Am Anfang stand der Rhein
Ursprünglich hat der aus Aarburg stammende Schär eine Lehre als Rheinschiffer absolviert. «Die Schiffer sind ein eigenes Völklein und man erlebt dort viel Zusammenhalt.» An diese Zeit erinnern nur noch die beiden Tätowierungen auf Schärs Armen. Mit 21 begann er mit Taxifahren und arbeitete danach bis zum Unfall als Produktionsmitarbeiter bei Endress und Hauser. Daniel Schär ist ein Beispiel dafür, dass der Mensch mit einer Vision sich mit Beharrlichkeit und Mut ins Leben zurückkämpfen kann.

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