Tempo-30-Zonen: Unruhe um Verkehrsberuhigung

Der Gemeinderat präsentierte dem Einwohnerrat erfreuliche Statistiken zu den Tempo-30-Zonen. Von bürgerlicher Seite bleiben aber Zweifel bestehen.

Ruhiger Verkehr und wenig Unfälle: Die Art der Umsetzung stösst auch auf Kritik.  Foto: Martin Merk
Ruhiger Verkehr und wenig Unfälle: Die Art der Umsetzung stösst auch auf Kritik. Foto: Martin Merk

Martin Merk

Der Gemeinderat Stefan Brugger sprach von erfreulichen Zahlen, nachdem die Auswirkungen wie vorgeschrieben ein Jahr nach der Einführung von Tempo 30 untersucht worden sind. Über drei Jahre nach der Annahme der nahezu flächendeckenden Verkehrsberuhigung in Reinach vermochte diese aber nicht alle Gemüter zu beruhigen.

«Die Änderungen fielen nicht allen leicht, insbesondere nicht jenen, die grundsätzlich gegen Tempo-30-Zonen sind», leitete Brugger die Diskussion ein.
Die Zahlen der Studie sind jedoch wunschgemäss. Bis auf die Weihermattstrasse ging die Geschwindigkeit an allen Messpunkten zurück, teilweise um bis zu 14 km/h. Abnehmend war auch der Verkehr insgesamt sowie die wichtigste Kennzahl, die Unfälle pro Jahr im Vergleich zu den Jahren 2003 bis 2007.

Umstritten ist nicht unbedingt das Tempo, jedoch die vorgeschriebenen Begleitmassnahmen wie wechselseitige Parkfelder. Für Klaus Endress sind diese Unsinn. «Wir hätten uns viel Ärger und Kosten ersparen können», sagte der FDP-Einwohnerrat. «Da wurde mit Kanonen auf Spatzen geschossen und dabei 400 000 Franken ausgegeben.»
Immerhin wurden nach Gesprächen mit Anwohnern einige Parkfelder aufgehoben oder versetzt, um die Sicht zu optimieren.

Ringen am Rebberg

Umstritten bleibt die Situation am Rebberg. Der Gemeinderat will beim Kanton ein Wiedererwägungsgesuch einreichen, um die Therwilerstrasse in die Tempo-30-Landschaft zu integrieren. Knackpunkt ist hier die Buslinie.
Als Kompromisslösung war ein Teil der Strasse auf den Zubringerdienst und den Bus reduziert worden, worauf der Verkehr um zwei Drittel abnahm, dafür aber für Mehrverkehr auf Quartierstrassen im Umfeld sorgte. Diese Umlagerung ist laut Gemeinderat «nicht gravierend», was einige Anwohner jedoch anders sehen. Nun hofft er auf mehr Wohlwollen beim Kanton. Angenommen wurde Klaus Endress’ Antrag, nach der Fertigstellung des Kreisels Haupt-/Bruggstrasse die Verkehrslage nochmals neu und über einen längeren Zeitraum zu prüfen.

Landverkauf nicht durchgewunken

Zu reden gab der geplante Verkauf des Areals Alter Werkhof. Die HRS Investment AG aus Frauenfeld bietet für die Parzellen 20,6 Millionen Franken und würde die 1,25 Millionen Franken zur Projektentwicklung übernehmen. Abzüglich der Kosten für die Totalsanierung der ehemaligen Mülldeponie erhofft sich der Gemeinderatspräsident Urs Hintermann einen Gewinn von vier Millionen Franken.

Entgegen dem Antrag des Gemeinderats wurde der Verkauf aber nicht durchgewinkt, sondern an eine Kommission übergeben. Diese hat nun bis zur nächsten Einwohnerratssitzung fünf Wochen Zeit, um offene Fragen zu beantworten. Hintermann warnte, dass weitere Verzögerungen Komplikationen und einen längeren Baustellenzeitraum mit sich bringen könnten.

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