Steter Tropfen macht die Kunst

Im Leimgruberhaus sind aktuell Kunstwerke des Reinacher Künstlers Roland Blasowitsch zu ­sehen. Hinter seiner ­Arbeit steckt ausge­klügelte Technik.

Premiere: Priska Tschanz und Roland Blasowitsch eröffneten am vergangenen Freitag die Ausstellung. Foto: Caspar Reimer
Premiere: Priska Tschanz und Roland Blasowitsch eröffneten am vergangenen Freitag die Ausstellung. Foto: Caspar Reimer

Roland Blasowitsch schafft aus seinem Wissen als Experimentalphysiker und seiner Leidenschaft als Hobbyfotograf Kunst. 35 seiner Werke, die Skulpturen aller Farben und Formen zeigen, sind derzeit unter dem Titel «Vergängliche Tropfenskulpturen» in der Galerie Werkstatt im Treffpunkt Leimgruberhaus zu sehen. Die Momente, welche Blasowitsch mittels ausgeklügelter Technik einfängt, existieren im realen Fluss der Zeit nur einige Millisekunden – würde der technikaffine Mann die Kamera nur einen Wimpernschlag früher oder später auslösen, ergäbe sich ein völlig anderes Bild.

Die Technik, die diesen Arbeiten zugrunde liegt, nennt sich Tropfenfotografie und ist keine Erfindung des 67-jährigen Künstlers, sondern geniesst weltweit Anhänger, die sich im Internet austauschen: Blasowitsch, zuvor seit Jahren in seiner Freizeit als Modellfotograf tätig, musste während der Pandemie, als beliebige zwischenmenschliche Kontakte verboten waren, Alternativen suchen: «Auf Social Media wurde ich auf diese Technik aufmerksam.» Blasowitsch hat der Methode aber einen ganz eigenen Anstrich verliehen: «Die meisten Künstler in diesem Bereich arbeiten mit Wasser, dem sie etwas Verdickungsmittel und vielleicht Acrylfarbe beimischen. Statt Wasser verwende ich ein Gemisch aus Wasser, Milch und Lebensmittelverdickungsmittel, weshalb die Tropfen nicht mehr durchsichtig sind und auf dem Foto dadurch wie richtige Skulpturen wirken.»

Grosse Ausschussquote

Auf die Frage an Blasowitsch, wie genau diese Techniken funktionieren, kommt der Physiker im Künstler zum Vorschein: Von einem Gefäss mit einem elektronisch gesteuerten Ventil lässt er einen Tropfen in einen darunter stehenden, mit Flüssigkeit gefüllten Behälter fallen: «Der Tropfen taucht in die Flüssigkeit ein, steigt nach der Abbremsung wieder auf und spritzt aus der Wasseroberfläche. In diesem Moment muss ein nächster Tropfen von oben kommen, damit es zur Kollision kommt und die Kamera mittels automatischer Steuerung den Moment einfangen kann.»

Blasowitsch wendet bei seiner Arbeit aber auch ein komplexeres System an, bei dem er auf der Oberseite mit mehreren Tropfen und auf der Unterseite mit Druckluft arbeitet, was die Energie, also die Wucht der Tropfenkollision, erhöht. «Dabei mische ich den Flüssigkeiten ­jeweils verschiedene Farben bei und bearbeite die Bilder am Schluss am Computer.» Auf diese Weise entstehen – vereinfacht beschrieben – seine Werke, wobei die Ausschussquote enorm sei, wie er erzählt: «An manchen Nachmittagen mache ich weit mehr als 1000 Bilder, wovon ich dann vielleicht fünf verwende.»

Neuausrichtung der Strategie

Hinter der Ausstellung steht der Verein «Kultur in Reinach», der im vergangenen Jahr sein 50-jähriges Bestehen feierte und zusammen mit der Arbeitsgruppe Lebendiges Reinach (AGLR) und dem Familienzentrum Oase den Treffpunkt Leimgruberhaus an der Schul­gasse 1, unweit des Gemeindehauses, betreibt. Der Vorstand, bestehend aus Priska Tschanz, Cornelia Wartenweiler und Britta Theide Peste, hatte im vergangenen Jubiläumsjahr über einer Neuausrichtung der Strategie gebrütet: «Wir möchten vermehrt ein jüngeres Publikum ansprechen», sagt Tschanz. Durch eine explizite Vermischung von bereits bekannten und noch nicht bekannten Kunstschaffenden solle neues Publikum erreicht werden. Neu im Programm von Kultur in Reinach ist ausserdem ein Krimidinner, bei welchem Schauspieler einen Krimi vorführen, während die Gäste ein Abendessen geniessen. «Diesen Anlass hatten wir mit dem Restaurant Wacker organisiert. Er ist sehr gut angekommen.»

Weiter will der Verein sein Angebot für Kinder erweitern, mehr mit anderen Institutionen zusammenarbeiten und darüber hinaus die Bekanntheit des Leimgruberhauses fördern: «Wir haben hier mitten in Reinach ein sehr schönes Gebäude, das sich vielfältig nutzen lässt. Dieses Bewusstsein wollen wir stärken.»

Roland Blasowitsch: «Vergängliche Tropfenskulpturen». Treffpunkt Leimgruber­haus. Mi, 22. März, 13.30 bis 17  Uhr; Fr, 17. und 24. März, 9 bis 12 Uhr; Sa, 18. und 25. März, 10 bis 12 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr.

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