«So bitter ist Tennis»: Mika Brunold verpasst trotz sechs Matchbällen seinen grössten Sieg

In der ersten Runde der Qualifikation für die Swiss Indoors spielt sich am Samstag auf dem Basler Centre Court ein Drama ab. Der 20‑jährige Reinacher Mika Brunold steht gegen Reilly Opelka mehrfach kurz vor der Überraschung, um dann doch noch zu verlieren.

Lokalmatador: Mika Brunold war seinem grössten Karrieresieg ganz nahe. Foto: Keystone / Georgios Kefalas
Lokalmatador: Mika Brunold war seinem grössten Karrieresieg ganz nahe. Foto: Keystone / Georgios Kefalas

Gut zwei Stunden sind gespielt, als sich das Basler Publikum am Samstagnachmittag darauf einstellt, gleich der zweiten Sensation des Tages beizuwohnen. Nach dem Tessiner Remy Bertola (ATP 259), der sich gegen den französischen Routinier Adrian Mannarino (ATP 59) 6:1, 6:3 durchsetzte, schickt sich mit Mika Brunold (ATP 309) auch der zweite Qualifikations-Wildcard-Inhaber an, seine Partie gegen einen Top‑100-Spieler zu gewinnen. 7:6, 6:6 und 6:2 steht es für den 20‑jährigen Reinacher gegen den 2,11‑Meter-Hünen Reilly Opelka (ATP 62) aus Amerika.

Brunold hat zu Beginn der ersten vier Matchbälle sogar zweimal Aufschlag, doch Opelka kann beide Services abwehren und im Anschluss auch mit starken Aufschlägen und einem fast schon verzweifelten Rückhandwinner vier weitere Matchbälle abwehren. Der Tiebreak im zweiten Satz geht mit 11:9 an den Favoriten. «Das ist halt Tennis. Du musst den Matchball machen, dann ist das Spiel fertig», sagt ein sichtlich enttäuschter Brunold eine gute Stunde später. Denn der Match geht nach 2:59 Stunden und 254 gespielten Punkten an Favorit Opelka. Ausgerechnet ein Doppelfehler beendet die Partie des bis zum Schluss tapfer kämpfenden Brunold.

Bitter enttäuscht trotz eigentlich gutem Spiel

Auch das zehnminütige Autogramm-Schreiben nach dem letzten Ballwechsel und der Blick in viele frohe Kinderaugen lassen die Enttäuschung nicht verfliegen. «Mein Kopf ist irgendwo, aber nicht wirklich hier. Es ist surreal», sagt Brunold, als er zum Gespräch mit der bz schreitet. Brunold weiss, dass er dieses Spiel hätte gewinnen müssen, und dennoch kann er mit seinem Spiel gegen den deutlich besser rangierten Aufschlagriesen eigentlich zufrieden sein. «Ich wusste, dass es ein interessantes Spiel wird, in dem ich nur wenige Chancen bekommen werde», sagt Brunold. Trotz 26 Assen von Opelka, der regelmässig mit 230 Kilometern pro Stunde servierte, wirkte der Schweizer zu keinem Zeitpunkt verzweifelt. «Bei ein bis zwei Punkten hätte ich mehr daraus machen können. Aber Reilly hat die Bälle auch im entscheidenden Moment gut getroffen, was sehr bitter war», bilanziert Brunold. Der Baselbieter war bei seinem Heimturnier ohne seinen prominenten Ex-Trainer Henri Laaksonen am Start. «Die Zusammenarbeit wurde vor zwei Wochen beendet», sagt Brunold. Dann zieht er von dannen und fällt seinem Swiss-Tennis-Nationaltrainer Phillip Wallbank, der ihn nach Basel begleitet hat, in die Arme. Diesen Trost braucht er zu dem Zeitpunkt. Denn die Nummer 306 der Weltrangliste, die im vergangenen Jahr auch dank vier Viertelfinals und zwei Halbfinals auf Challenger-Ebene und einem Future-Turniersieg 140 Weltranglistenplätze gutgemacht hat, hat den wohl grössten Sieg der Karriere denkbar knapp verpasst. Dass Brunold durch die dramatische Niederlage auch die Chance auf das Hauptfeld der Swiss Indoors, 13 Weltranglistenpunkte und mindestens 4425 Euro Preisgeld durch die Lappen gegangen sind, kommt erschwerend dazu. Da hilft es auch nicht, dass er am späteren Samstagabend im Doppel an der Seite von Bertola gegen die französisch/englische Kombination Grégoire Jacq/Marcus Willis mit 7:5, 7:6 in die finale Qualifikationsrunde einzieht.

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