Schachfreunde Reichenstein wollen Jubiläumsjahr krönen
Die Schachfreunde Reichenstein aus Reinach führen die beiden Schlussrunden der Mannschafts-SchweizerMeisterschaft in Muttenz durch.

Tobias Gfeller
Noch ist in der Nationalliga A der Mannschaftsmeisterschaft im Schach alles offen. Mittendrin im Titelkampf sind auch die Schachfreunde Reichenstein. Der Schweizer-Meister-Titel wäre das passende Geschenk zum 40-Jahr-Jubiläum, welches der Club heuer feiert. «Es müsste schon viel zusammenkommen, dass wir am Ende oben stehen», sagt Klubpräsident Rolf Ulmer mit Blick auf die Tabelle. Denn diese verrät, dass die Reinacher aus eigener Kraft nicht mehr Meister werden können. «Wir sind in der achten Runde auf ein Unentschieden zwischen Tabellenführer Riehen und dem zweitplatzierten Genf angewiesen.» In der neunten Runde am Sonntag müssten beide erneut patzen. «Gleichzeitig müssten wir beide Schlussrunden gewinnen.»
In Reinach nicht möglich
In der Mannschaftsmeisterschaft hat es in der Schweiz Tradition, dass die beiden Schlussrunden jeweils an einem Ort von einem Verein organisiert werden. Die zehn Vereine spielen an diesen zwei Tagen alle zusammen. «80 Einzelpartien werden dann gleichzeitig ausgetragen», beschreibt Ulmer das spezielle Schachszenario. Für die Zuschauer, die freien Eintritt geniessen, bietet sich ein Schachspektakel auf allerhöchstem Niveau. Austragungsort ist aber nicht Reinach, sondern das Coop Bildungszentrum in Muttenz. In Reinach eine für dieses Grossereignis geeignete Lokalität zu finden, sei laut Ulmer nicht möglich gewesen. «Für die Schachpartien, die beiden Apéros und das Abendessen brauchen wir unterschiedliche Räume, was in Reinach in dieser Grösse nicht vorhanden ist.» Dazu kommen die Übernachtungsmöglichkeiten im Bildungszentrum und in den Muttenzer Hotels.
Die Schachfreunde Reichenstein spielen seit 1996 in der obersten Schweizer Liga und sind somit das in der Nordwestschweiz am längsten auf diesem Niveau vertretene Team. 2006 holten sie den bisher einzigen Meistertitel. Dominiert wird die Mannschaft von Grenzgängern aus Deutschland und Frankreich. Dies sei laut Rolf Ulmer bei grenznahen Vereinen in der Schweiz so üblich.
«Zeitintensives Spiel»
Die Schachfreunde Reichenstein bestehen aus 60 Mitgliedern. Die Topcracks, internationale Grossmeister und Meister, nehmen am Vereinsleben nicht wirklich teil. «Doch ohne sie wäre Schach auf diesem Niveau nicht möglich», erklärt Ulmer. Gegründet wurde der Verein 1972 von acht regionalen Schachspielern. Diese fanden im Gasthof «Ochsen» ein geeignetes Schachlokal. Die Idee sei damals keinesfalls gewesen, Schach auf höchster Leistungsebene zu spielen. Im Gegenteil: «Es sollte mehr ein Hobby sein. Doch das Interesse von guten Spielern an uns wuchs laufend», erinnert sich der heutige Präsident.
Ulmer gibt zu, dass Geld bei der Verpflichtung der Leistungsträger die entscheidende Rolle spielt und dass der Erfolg ein Stück weit käuflich ist. Die Topspieler aktivieren ihre Hirnzellen nämlich durchaus gerne gegen entsprechende Gegenleistungen, welche vom Verein durch Sponsorenbeiträge und Mitgliederbeiträge finanziert werden. Um aber langfristig in der Breite als Verein existieren zu können, braucht es Nachwuchs. «Diesen zu rekrutieren ist schwierig. Schach ist ein sehr zeitintensives Spiel.» Auch fehle es an Personen, die diese jungen Spieler leiten und betreuen würden.
Rolf Ulmer weiss, dass in dieser Hinsicht etwas gehen muss. «Unser Verein ist überaltert», stellt er klar. Eine Fusion mit dem Schachklub Reinach stehe aktuell aber nicht zur Debatte. Das Verhältnis zwischen den beiden Vereinen sei jedoch sehr gut. «Wir spielen im Gasthof «Rössli» oft zusammen und organisieren gemeinsame Anlässe.»