Mit Kreativität und Hingabe zu Erfolgserlebnissen

Im Kreativatelier des Wohn- und Bürozentrums für Körperbehinderte (WBZ) in Reinach werden Weihnachtskarten, ­Taschen, Kunstobjekte und Bilder hergestellt, die unter anderem an der Basler Herbstmesse verkauft werden. Mit Basteln hat das wenig zu tun.

Kreative Köpfe: Carlotta Jost und Raphael Hirschi, beide Co-Leitende der Abteilung Werkplatz, haben immer eine gute Idee parat. Foto: Tobias Gfeller

Bereits im Eingangsbereich lässt sich im hauseigenen Lädeli ein erster Eindruck gewinnen, mit wie viel Hingabe die Klientinnen und Klienten des WBZ gemeinsam mit den Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen im Kreativatelier ihrer Arbeit nachgehen. Beeindruckend ist neben der Liebe zum Detail die Vielfalt an Produkten. Vom Ausstellungsobjekt in Form von Tieren aus Pappmaché bis zum nützlichen Alltagsgegenstand wie Schlüsselanhänger, Taschen oder Keramik ist in der kleinen Ausstellung alles zu finden.

Auffallend ist die Prise Humor, die bei den Objekten immer wieder zu entdecken ist. Das sei bewusst so gewählt, betont Carlotta Jost, Co-Leiterin der Abteilung Werkplatz, zu dem das Kreativatelier gehört. «Es ist Teil des Kreativateliers, die Dinge auch mit einem Lachen zu sehen und nicht zu sehr die Schwere der Schicksale dominieren zu lassen.»

Das Kreativatelier ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der Arbeitsbeschäftigung im WBZ. Mit dem Verkauf der Produkte am Rynacher Märt, im Rahmen der Jahresausstellung, im eigenen Piazza-Lädeli im Eingangsbereich und vor allem an der Basler Herbstmesse wirkt das Kreativatelier auch als wichtiges Bindeglied zwischen dem WBZ und der Öffentlichkeit. Das Geschäft laufe gut, verrät Jost. «Wir haben eine treue Stammkundschaft, gerade auch an der Herbstmesse.» Mittlerweile werden die Produkte auch online über die eigene Website verkauft. «Das hat noch Potenzial», betont Raphael Hirschi, Co-Leiter der Abteilung Werkplatz, mit einem Schmunzeln.

«Wir stellen her – wir produzieren»

Zurzeit arbeiten rund 20 Klientinnen und Klienten in unterschiedlichen Stellen­prozenten gemäss ihren Fähigkeiten im Kreativatelier. Die Ideen für die Produkte kommen von den Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen sowie von den Klientinnen und Klienten selbst. Jost und Hirschi stellen klar, dass im Kreativatelier nicht einfach nur gebastelt wird. «Wir stellen her – wir produzieren. Das ist ein wichtiger Unterschied.» Neben Privaten gehören auch Unternehmen zu den Kunden. Bei denen sind gerade die Karten gefragt, die jedes Jahr gemäss Anlass mit einem neuen Motiv versehen werden. Die verschneite Berglandschaft für die Weihnachtskarten 2025 ist bereits in Produktion.

Individuelle Fähigkeiten nutzen

Im Unterschied zu den anderen Abteilungen im WBZ, bei denen der Umsatz zwar nicht oberste Priorität hat, dort aber aufgrund ihrer marktorientierten Leistungen eine grössere Rolle spielt, stehen im Kreativatelier die individuelle Begleitung und das Schaffen von Erfolgserlebnissen im Vordergrund. Die Klientinnen und Klienten sollen möglichst selbstständig gemäss ihren manuellen und kognitiven Fähigkeiten arbeiten. Es sei jeweils eine Herausforderung, Produkte auszuwählen, die für die Klientinnen und Klienten realisierbar seien, erklärt Jost.

Denn die körperlichen Beeinträchtigungen sorgen unter anderem dafür, dass die Klientinnen und Klienten nur mit einer Hand arbeiten können. Mit Fantasie und Geschick werden Hilfsmittel erstellt, um trotzdem kleistern, nähen, malen, kleben und töpfern zu können. Die Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen gehen auf die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse ein. «Diese Individualität ist ein wesentliches Element im Kreativatelier», erklärt Hirschi. «Manchmal werden Arbeitsschritte auch aufgeteilt, weil jemand den einen Schritt aufgrund seiner körperlichen Voraussetzungen besser beherrscht, der nächste Schritt erledigt eine Kollegin.»

Produkte werden nachgefragt

Mit der erfolgreichen Fertigstellung eines Produkts sind für die Klientinnen und Klienten wichtige Erfolgserlebnisse verbunden. Genauso wichtig sei aber auch der Verkauf, versichert Jost. «Es geht nicht einfach nur um eine Beschäftigung. Im Kreativatelier sollen Produkte hergestellt werden, die auch auf eine Nachfrage treffen. Das motiviert.»

Aktuell arbeiten die Klientinnen und Klienten im Kreativatelier unter anderem an Produkten zum 50‑Jahr-Jubiläum des WBZ. Gefeiert wird das Jubiläum unter dem Motto «50 Jahre sozial engagiert» am 13. September mit einem Tag der offenen Tür.

Weitere Artikel zu «Reinach», die sie interessieren könnten

Team Bucher: (v. l.) Michael Durrer (Präsident Grüne BL), Manuel Ballmer (GLP-Landrats-Fraktionspräsident), Regierungsratskandidatin Sabine Bucher (GLP), Thomas Tribelhorn (Co-Präsident GLP BL) und Adil Koller (SP-Landrats-Fraktionspräsident). F
Reinach01.10.2025

Bucher will im Unterbaselbiet punkten

Die Regierungsratskandidatin der Grünliberalen muss vor allem in den Agglomerationsgemeinden an Bekanntheit zulegen. Auch deshalb lud sie die Medien nach…
In seinem Element: der Carrosserielackierer Davide Manieri an seinem Arbeitsplatz in Münchenstein.Foto: Tobias Gfeller
Reinach24.09.2025

Der beste Autolackierer der Schweiz

Der Reinacher Davide Manieri (21) gewann an den SwissSkills in Bern die Goldmedaille. Der Carrosserielackierer EFZ will mit seiner Leidenschaft und Motivation…
Musikalische Eröffnung: Das Akkordeon-Ensemble der Musikschule Reinach sorgte am Richtfest für die passende Geräuschkulisse.Foto: Tobias Gfeller
Reinach17.09.2025

Neue Ära für die Musikschule

Mit einem Richtfestfeierten die Gemeinde Reinach, Planer und die Handwerker die Fertigstellung des Richtbaus der neuen Musikschule im ehemaligen Obrist-Haus an…