Raumplaner Peter Kotz: Reinachs Zentrumspotenzial nicht ausgeschöpft

Reinach könnte mehr, ist Raumplaner Peter Kotz überzeugt. Er erörterte an der Generalversammlung des Hauseigentümervereins Reinach, wie ein attraktiver Ortskern die Wirtschaft am Leben hält.

Für einen attraktiven Ortskern: HEV-Präsident Hans-Ulrich Zumbühl mit dem
Für einen attraktiven Ortskern: HEV-Präsident Hans-Ulrich Zumbühl mit dem

Bea Asper

Wer resigniert, sei Pessimist, nicht Realist. «Handeln statt jammern.» Der Raumplaner Peter Kotz rüttelt auf. Er versucht, Schweizer Gemeinden und Hauseigentümer zu bewegen, sich für einen attraktiven Ortskern einzusetzen, anstatt die Hände zu verwerfen und zu meinen, die Abwanderung des Detailhandels aus der Stadt auf die grüne Wiese lasse sich nicht aufhalten. Kotz ist davon überzeugt, dass viele Schweizer Kommunen und Hauseigentümer das Potenzial hätten, die Wirtschaft im Ort zu lassen, anstatt andern zu überlassen. Auch in Reinach, meint Kotz, könnte der Handel besser laufen, würden die entsprechenden Rahmenbedingungen verbessert werden.

Grossräumigeres Denken

In der aktuellen Diskussion um bauliche Massnahmen im Ortskern hat der Hauseigentümerverein Reinach Peter Kotz letzte Woche zum Referat eingeladen. Der Raumplaner ist für die InterUrban AG in Zürich tätig und hat in der Schweiz zahlreiche Siedlungsaufwertungen mit entworfen und hat auch im Fall von Reinach beratend mitgewirkt. Mit seinem Wunsch, die Ortskerne sollten nicht vernachlässigt, sondern aufgewertet werden, richtet er sich nicht nur an die Öffentlichkeit, sondern appelliert auch an die Hauseigentümer, durch Zusammenwirken ein grossräumigeres Denken in Gang zu bringen und Ladenbetreibern grössere Flächen zur Verfügung stellen zu stellen. Ausserdem sei es auch immer eine Frage der Mietzinspolitik. «Voraussetzung ist eine Planungssicherheit durch die Gemeinde – und dass diese Perspektiven aufzeigt.»

Kotz ist davon überzeugt, dass ein attraktiver Ortskern allen Einwohnern zugute kommt. Sein Referat stand unter dem Titel: «Wie wichtig ist ein attraktiver Ortskern für Hauseigentümer?» Sein Fazit: Ein attraktiver Ortskern ermöglicht der Gemeinde Wirtschaftswachstum, fördert die Aktivitäten, schafft Identität, verhindert das Verkommen zur Schlafstadt und verhilft zu mehr Lebensqualität. Im Fall von Reinach bemängelt Kotz die Verzögerungen der bereits vor Jahren angedachten Attraktivitätssteigerung. «Seit drei Jahren sieht es gleich aus.» Reinach könnte einiges mehr, ist Kotz überzeugt. Er vergleicht die Verkaufszahlen mit Gemeinden mit aufgewertetem Ortskern und kommt zum Schluss, dass die Reinacher und die zahlreichen Zupendler ihre Besorgungen zu Dreiviertel auswärts machen würden, wären da nicht noch die Grossisten. «Wenn die beiden Grossen das Zentrum verlassen würden, wärt ihr verloren», sagt er an der Generalversammlung des Hauseigentümervereins. Dessen Präsident Hans-Ulrich Zumbühl ist bemüht, Goodwill zu schaffen für Reinachs Neugestaltung und den Anreiz für neue Impulse.

Jeppesen für Meury

Auch der Hauseigentümerverein Reinach ist gefordert, Abwanderung und Verlusten entgegen zu wirken. Die Mitgliederzahlen sind stagnierend bis rückläufig. Noch ist die Situation nicht alarmierend, im Rechnungsjahr 2011 konnte ein kleiner Gewinn von 500 Franken ausgewiesen werden, für 2012 wird jedoch mit einem Aufwandüberschuss von 800 Franken gerechnet. Die Mitgliederbeiträge zu erhöhen, wird derzeit von Vorstand und Versammlung nicht in Erwägung gezogen. Bei der Ersatzwahl für Beisitzer Franz Meury – er hat sich 18 Jahre lang für den HEV eingesetzt – wurde Architekt Dieter Bani (Kunz und Jeppesen AG, Reinach) mit Applaus gewählt.

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