Quartierpläne: «Verfluchter Segen»

Im Rahmen von «Zämme rede», dem 7. öffentlichen Diskussions-Forum der CVP, wurden Fluch und Segen von Quartierplänen kontrovers besprochen.

Thema brannte unter den Nägeln: Über 60 Personen waren der CVP-Einladung in den Gemeindehaussaal gefolgt.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Thema brannte unter den Nägeln: Über 60 Personen waren der CVP-Einladung in den Gemeindehaussaal gefolgt. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Rund 60 Einwohnerinnen und Einwohner konnte Guido Brügger, der Präsident der CVP Reinach, begrüssen und verschaffte gleich zu Anfang eine Übersicht über die Quartierplanung. Nebst den drei rechtskräftigen Quartierplänen Alter Werkhof, Taunerquartier und Mischeli sind neun weitere Quartierpläne «in der Pipeline», darunter «Buchloch» und «Schärareal», die beide ein Konfliktpotenzial bergen.

Gemeindepräsident Urs Hintermann versuchte die Angst vor Quartierplänen zu nehmen, indem er sagte: «Quartierpläne werden völlig überschätzt. Sie sind ein Planungsinstrument.» Quartierpläne würden erstellt, wenn der Kanton dazu verpflichte oder wenn die Regelbauweise nicht sinnvoll sei. Im Gegensatz zur klaren Regelbauweise, die aber bei Veränderung der Verhältnisse wenig flexibel sei, könne ein Quartierplan massgeschneiderte Lösungen für ein Areal bieten. Negativ seien dagegen die langen Planungsverfahren. Bis zur Bewilligung des Quartierplans kann es zehn Jahre dauern, wie das Beispiel Taunerquartier zeigt.

Zu lange Planungszeiten
Kantonsplaner Martin Kolb sprach vom «verfluchten Segen» der Quartierpläne. Der Kanton verfügt über eine Arealbaukommission, die nur empfehlenden Charakter hat. «Die Definition und Sicherstellung von städtebaulicher Qualität sind schwierig», sagte Kolb. Oft würden Quartierpläne Mehrverkehr erzeugen, an den man anfänglich nicht gedacht habe. Eine Möglichkeit zur Verbesserung sei die Ausschreibung eines Wettbewerbs. Peter Gutzwiller, Bauherr eines Hauses im Taunerquartier, erzählte von dem steinigen Weg vom Entwicklungskonzept bis zur Baueingabe.

Er gab sich Mühe, auch die positiven Seiten zu beleuchten – wie das verdichtete Bauen und die gute Architektur –, aber die Nachteile eines viel zu langen Verfahrens, politischer Querelen und der Kostenexplosion machten dem Bauherrn doch zu schaffen. Architekt Markus S. Wenger kritisierte ebenfalls die langen Fristen und die einseitige Verteilung des Risikos zulasten des Eigentümers. Bei privaten Grundstücken sei ein Wettbewerb bei schon laufender Planung für einen Architekten wenig interessant.

Quartierpläne polarisieren
Hintermann wie Kolb versuchten, die langen Vorlaufzeiten als Preis der Demokratie darzustellen. Diese Sicht vermochte das Publikum nicht zu überzeugen. Es regten sich – aus unterschiedlichen Motiven – viele Einwände gegen das Quartierplanungsprinzip. Eric Urban, der für die SVP im Einwohnerrat amtet, betonte, der Bauherr müsse selbst über die Qualität der Architektur bestimmen dürfen. Das Projekt «Buchloch», bei dem ein 13-stöckiges Hochhaus in der Nähe des Waldes geplant ist, wird im Einwohnerrat und in der Bevölkerung noch viele Diskussionen auslösen. Und Benno Büchel, der eine Miteigentümer des Schärareals, konnte seine Frustration über die Pattsituation unter den Eigentümern und die Verzögerung einer sinnvollen Überbauung gleich am Tram nicht verhehlen.

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