Neues Leben auf dem Ponyhof

Auf dem Ponyhof in Reinach sind neue Pferde eingezogen. Der Hof, der in den vergangenen Jahren einen schlechten Ruf hatte, wird nun zum Therapie- und Begegnungszentrum.

Hat den Hof umgebaut: Stiftungspräsidentin Gabriela Pernter Volpe; auf dem Bild mit ihrem Freiberger-Wallach Niggi, mit dem alles begann. Foto: Fabia Maieroni
Hat den Hof umgebaut: Stiftungspräsidentin Gabriela Pernter Volpe; auf dem Bild mit ihrem Freiberger-Wallach Niggi, mit dem alles begann. Foto: Fabia Maieroni

Er ist ein kleines Juwel für Pferdeliebhaberinnen und -liebhaber: der ehemalige Ponyhof in Reinach. Idyllisch am Waldrand gelegen, war er lange Zeit ein beliebtes Ausflugsziel vor allem für Familien und Kinder. Doch statt strahlender Kinderaugen häuften sich in den vergangenen Jahren schlechte Erfahrungen mit dem Pony-Reitbetrieb – der Umgang der ehemaligen Betreiber mit Mensch und Tier sorgte für Unmut. 2024 wurde der Hof geschlossen – wie es auf dem Chlei Bruederhölzli weitergehen würde, war unklar. Doch seit ein paar Monaten ist neues Leben auf dem Hof eingekehrt. Die alten Paddockboxen wurden zu einem Offenstall ausgebaut, in dem sich die 21 frisch eingezogenen Pferde frei bewegen können. Der Reitplatz wurde erneuert und rollstuhlgängige WC-Anlagen wurden errichtet.

Hinter dem Umbau steht die Stiftung ProTerapia, die den Hof gekauft hat. Seit kurzem bietet die Differentia GmbH, ein Projekt besagter Stiftung, tiergestützte Therapien auf dem Hof an. Gründerin und Stiftungsratspräsidentin ist Gabriela Pernter Volpe, die in Reinach eine Praxis für Naturheilkunde betreibt. In den vergangenen Jahren suchte sie einen geeigneten Hof für ihre Pferde, die zwischenzeitlich im Emmental untergekommen waren. In Reinach wurde sie schliesslich fündig: Alle ihre eigenen Pferde sowie einige Ponys vom ehemaligen Ponyhof Reinach haben auf der Anlage ein Zuhause gefunden.

Zusammen mit einem Team aus ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern hat Pernter Volpe den Hof in den vergangenen Monaten aus seinem Dornröschenschlaf geholt: «Wir haben viel aufgeräumt, gestrichen und umgebaut, damit sich Tier und Mensch hier wohlfühlen», sagt sie gegenüber dem Wochenblatt. «Ich bin sehr dankbar für all die Freiwilligen und die Firmen, die uns bei dem Ganzen unterstützen.»

Begonnen hatte die Geschichte von Differentia bereits 2010 mit Niggi, dem ersten Pferd von Pernter Volpe. Mit ihm sammelte sie Erfahrungen; weitere Pferde kamen dazu. Pernter Volpe liess sich zur Trainerin der sogenannten Dual-Aktivierungsmethode ausbilden, auf deren Basis sie die «Therapeutische Dual-Aktivierung» entwickelt hat. Dabei machen Menschen mit kognitiven oder körperlichen Einschränkungen Übungen mit dem Pferd – sei es vom Boden aus oder auch auf dem Pferderücken.

Begegnungszentrum für Reinach

Die Nachfrage für solche Therapien sei hoch, verrät die Stiftungsratspräsidentin und zeigt auf ihren Kalender: «Bereits vor der Eröffnung waren wir praktisch ausgebucht.» Pernter Volpe kommt ins Schwärmen, wenn sie erzählt, was die Stiftung bereits erreicht habe. «Besonders wenn ich sehe, was wir den Menschen mitgeben können, was wir bewegen können», sagt sie. Das besondere an ihrer Therapieform sei der Kontakt zum Pferd: «Die Menschen werden nicht nur aufs Pferd gesetzt und dann wieder nach Hause geschickt. Das ist nicht pferdegerecht. Bei uns lernen die Menschen das Pferd kennen, putzen und pflegen es, bevor sie mit ihm zusammen Übungen machen», erklärt die Stiftungsratspräsidentin. Eine Therapieeinheit kostet 130 Franken – krankenkassenanerkannt ist die Therapie derzeit nicht. Pernter Volpe setzt sich dafür ein, dass sich dies ändert. Für jene, die sich die Therapie nicht leisten können, hat die Stiftung einen Fonds eingerichtet: «Dort kann eingezahlt werden, damit diese Menschen die Therapie bekommen.»

Pernter Volpe will aus dem ehemaligen Ponyhof jedoch mehr machen als ein Therapiezentrum. «Es wird ein Sport- und Freizeitort für die Bevölkerung von Reinach», sagt sie. Dazu werden im oberen Teil des Gebäudes derzeit Seminarräume errichtet, aber auch ein Club-Bistro entsteht –kochen und backen werden dort Bekannte von Pernter Volpe. «Der Eintritt ins Bistro erfolgt mit einer Member-Karte, die man für 50 Franken kaufen kann. Für diese gibt es dann eine Spendenbestätigung», so Pernter Volpe. Ihr Ziel: «Ich möchte, dass sich hier alte Menschen genauso wohlfühlen wie junge Menschen. Es soll ein Begegnungsort werden, an dem sich alle kreuzen.» Für den Betrieb des neuen Ponyhofes sammelt die Stiftung ProTerapia derzeit Spendengelder. Einiges sei da schon zusammengekommen, allerdings fehlten noch weitere Mittel, um das Bistro und die Seminarräume fertigzustellen, verrät die Präsidentin. Die Gemeinde als Baurechtgeberin unterstützt die Stiftung mit einer Anschubfinanzierung und einem zinslosen Darlehen in der Höhe von insgesamt 50 000 Franken aus dem Stalder Fonds.

Die offizielle Eröffnung feiert der neue Ponyhof dann im Frühjahr 2026.

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