Nach gescheiterter Übernahme: Trudis Rinds-Haggfleisch-Kiechli suchen erneut Nachfolger
Die Tradition der Rinds-Haggfleisch-Kiechli aus Reinach soll weiterleben. Nachdem das Inhaber-Ehepaar Ott im vergangenen Jahr eigentlich einen Nachfolger gefunden hatte, geht nun die Suche weiter. Im Gespräch erzählt das Paar die Hintergründe und wie es weitergehen soll.

Als im Mai vergangenen Jahres der schweizweit bekannte Foodtruck von Trudis Rinds-Haggfleisch-Kiechli (Traggi) seinen Besitzer wechselte, schien zunächst die Nachfolgefrage der beiden Pensionäre geklärt. Der Vertrag war unterzeichnet, die Märkte bereits angemeldet – alles verlief nach Plan. Doch es kam zum Bruch.
Nachdem zunächst die vorangemeldeten Märkte mit den «Traggi» beliefert worden waren, sei das Ehepaar guter Dinge gewesen, dass die Zukunft ihrer traditionellen Haggfleisch-Kiechli weiterleben würde. Doch gegen Ende des Jahres 2024 seien zwischen ihnen und dem Käufer Unstimmigkeiten hinsichtlich der Philosophie aufgekommen. Deshalb sei gemäss Otts der Kaufvertrag vonseiten des Käufers schliesslich aufgelöst worden. Seitdem steht der Foodtruck in der Garage und das Ehepaar erneut vor der Suche nach einem Nachfolger.
Das Rezept ist geheim
Das Herzstück der Rinds-Haggfleisch-Kiechli ist die hauseigene Rezeptur nach Gründerin Trudi Ott. Sie basiert auf einem Rezept ihrer Grossmutter und ist die Bedingung für die Geschäftsübernahme. «Sie müssen wissen, dass ich an dieser Rezeptur jahrelang tüftelte», gibt die leidenschaftliche Imbisswagenbesitzerin zu bedenken. Für sie sei die Qualität des Fleischs von besonderer Bedeutung und gehöre deshalb zum Namen «Trudis Rinds-Haggfleisch-Kiechli».
Nachdem die Menge der Kiechli schliesslich den Rahmen der privaten Küche überstieg, wurde die Produktion in die Metzgerei Grauwiler ausgelagert. Ausser dem Ehepaar selbst kennt nur sie die geheime Rezeptur der Kiechli. Deshalb sei die Partnerschaft mit der Metzgerei Grauwiler Bestandteil des Vertrags für die Übernahme.
Nachfolger brauchen Leidenschaft
Dass das Geschäft mit den Rinds-Haggfleisch-Kiechli trotz ihrer Vorarbeit nicht leicht sein wird, wissen die beiden Pensionäre. «Es ist ein harter Job und er braucht Ausdauer. Deshalb ist die Leidenschaft dafür enorm wichtig», erklärt Markus Ott. Aber es sei auch ein sehr schöner Beruf, ergänzt er. Gerade den Kontakt mit den Kunden habe Ott stets besonders geschätzt und schlechte Laune sei ihnen vonseiten der Besucher nur sehr selten entgegengekommen. Dem pflichtet Ehefrau Trudi Ott bei. Sie erzählt davon, dass besonders in der Anfangszeit, als die Haggfleisch-Kiechli in der heimischen Küche gefertigt wurden, dies stets ein gemeinsames Erlebnis zusammen mit den Helfern gewesen sei. «Nachdem man den ganzen Tag fleissig Kiechli geknetet hatte, gab es im Anschluss immer ein grosses gemeinsames Abendessen», erzählt sie.
Aber auch die Zeit bei der Sendung «Bumann, der Restauranttester», die 2019 ausgestrahlt wurde, hat nachhaltig positive Erinnerungen hinterlassen. «Wenn ich davor manchmal an mir gezweifelt habe, so hat Daniel Bumann diese Zweifel ein für alle Mal aus der Welt geschafft», erklärt Trudi Ott. Denn die Haggfleisch-Kiechli fanden beim Restaurantkritiker überaus Anklang. «Es sind viele sehr schöne Erinnerungen, die mir durchaus fehlen», führt Trudi Ott nachdenklich aus, «aber irgendwann muss man aufhören.»
Erste Anfragen gab es bereits
Trotz Abschiedsschmerz und Enttäuschung über die fehlgeschlagene Übernahme blickt das Ehepaar entschlossen und zuversichtlich in die Zukunft: «Wir haben bereits erste Anfragen bekommen und lernen potenzielle Käufer kennen.» Auf die Frage hin, was sie sich für die Zukunft wünschen, antwortet das Ehepaar: «Wer weiss, ob es schon bis zur Basler Fasnacht reicht, aber wir hoffen doch, in Zukunft auch als Gäste auf Märkte gehen zu können und dort bei unserem Nachfolger die Rinds-Haggfleisch-Kiechli bestellen zu können. Das ist unser grosser Wunsch für die Zukunft.»
«Wenn ich davor manchmal an mir gezweifelt habe, so hat Daniel Bumann diese Zweifel ein für alle Mal aus der Welt geschafft.»Trudi Ott