Mischeli-Kirche wird TV-Studio

Am Reformationssonntag wird der Gemeindegottesdienst der Mischeli-Kirche von SF1 in die ganze Schweiz übertragen. Es geht konkret um den Sinn im Leben und im Sterben.

Probelauf – noch ohne Fernsehkameras, Scheinwerfer und Kabelsalat: Am Montag wurde in der Mischeli-Kirche die von Marc Meisel komponierte Minimalmusic-Kantate eingeübt.  Foto: ZVG/F. Lorenz
Probelauf – noch ohne Fernsehkameras, Scheinwerfer und Kabelsalat: Am Montag wurde in der Mischeli-Kirche die von Marc Meisel komponierte Minimalmusic-Kantate eingeübt. Foto: ZVG/F. Lorenz

Thomas Brunnschweiler

Nicht jeder Kirchgemeinde wird die Ehre zuteil, Ausgangspunkt einer nationalen Fernsehübertragung zu werden. Da Pfarrer Frank Lorenz seine Predigten jeweils auf Facebook in drei Sätzen zusammenfasst, wurde Pascale Huber – unter anderem Social Media Communication Manager – vom Reformierten Mediendienst in Zürich auf ihn aufmerksam. Der Mediendienst entscheidet letztlich, welche Gemeinde ausgewählt wird und ist für die inhaltliche Seite verantwortlich. Für die Technik ist das Ressort «Sternstunden Religion» von SF1 zuständig.

Christine Stark, die Leiterin der Abteilung, erklärt, dass in erster Linie die Infrastruktur und ein «fernsehtauglicher» Raum vorhanden sein muss. Die Mischeli-Kirche mit ihrer Multifunktionalität sei dafür ideal. Dazu kam, dass offenbar auch Pfarrer Lorenz als «multifunktional» empfunden wurde. Mit einer 20-köpfigen Filmcrew und einem Sendewagen rückt das Schweizer Fernsehen am Samstag in Reinach an. «Um die Menschen in der Schweiz auf die Live-Übertragung einzustimmen, wird zuvor ein kurzer Vorfilm über die Kirche und die Gemeinde gedreht», so Christine Stark.

Antworten in einer brüchigen Zeit
Der Prediger und Liturg Frank Lorenz versucht im Gottesdienst, die Balance zwischen Wort und Musik zu halten. «Der Musiker Marc Meisel hat eine gleichberechtigte Rolle wie ich», sagt Lorenz. Meisel hat eigens für den Anlass und die mitwirkenden Chöre – Kantorei und Voice Up – eine kleine Minimalmusic-Kantate geschrieben. Die Grundfrage des Chorwerks wie auch der Predigt wird die erste Frage des Heidelberger Katechismus sein, der dieses Jahr seinen 450. Geburtstag feiert. Die Frage lautet: «Was ist Dein einziger Trost im Leben und im Sterben?»

Dazu muss man wissen, dass im Jahre 1563 «Trost» weit mehr hiess als heute: Zuversicht, Hilfe, Schutz, Zusage und Freude. So läuft der Satz letztlich auf die Frage nach dem Lebenssinn überhaupt hinaus. Die Antwort auf diese Frage wurde mit Konfirmanden und Konfirmandinnen erarbeitet, um sie in heutiger Sprache plausibel zu machen. Die Frage nach dem «einzigen Trost» ist brandaktuell, da doch heute Werte wie wirtschaftliche Sicherheit, Zuverlässigkeit, Bindungen und Kontinuitäten brüchig geworden sind.

Neben dem Werk von Meisel werden auch «Amazing Grace», eine Neuadaption von «Ein feste Burg» und ein Stück von Chick Corea zu hören sein. Gespannt sein darf man auf eine neue Interpretation des Abendmahls, das an seitlichen Tischen – wie bei einem Familienfest – gereicht wird. Hier besinnt sich Frank Lorenz offensichtlich auf die Tradition des Agape-Mahls, das leider im 4. Jahrhundert in der Kirche verboten wurde. Ursprünglich ging das Sättigungsmahl in die rituelle Abendmahlfeier über.

Mischeli-Kirche Reinach, Gottesdienst vom 3. November, 10 Uhr, Türöffnung: 9.15 Uhr, Tramhaltestelle Landhof (11er)
oder SRF 1, «Sternstunde Religion», 10 Uhr.

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