«Man kann nicht warten, bis einen die Muse küsst»

Die Reinacherin Barbara Rosslow hat mit «Cosmo Zauberkater» ihr erstes Kinderbuch veröffentlicht. Schreiben ist für sie ein Prozess, der gleichermassen Kreativität und Dis­ziplin erfordert.

«Drachenbaum»: Inspiration findet Barbara Rosslow in der Natur – zum Beispiel bei diesem eingeknickten Baum 
nahe des Predigerhofs, wo sie gerne spazieren geht. Fotos: Mirjam Sinniger

«Drachenbaum»: Inspiration findet Barbara Rosslow in der Natur – zum Beispiel bei diesem eingeknickten Baum nahe des Predigerhofs, wo sie gerne spazieren geht. Fotos: Mirjam Sinniger

Liebevoll illustriert: Die Bilder von Dorothee Mahnkopf lassen die Welt von Cosmo 
und seinen Freunden lebendig werden.

Liebevoll illustriert: Die Bilder von Dorothee Mahnkopf lassen die Welt von Cosmo und seinen Freunden lebendig werden.

Innige Freundschaft: Im Flughörnchen Cliff findet Cosmo einen treuen Gefährten.

Innige Freundschaft: Im Flughörnchen Cliff findet Cosmo einen treuen Gefährten.

Sie tragen einen in fremde Welten, erwecken Helden zum Leben und beflügeln die Fantasie – Bücher prägen so manche Kindheit. Barbara Rosslows Kindheit war geprägt von magischen Welten: «‹Die kleine Hexe›, ‹Krabat› und ‹Herr der Ringe› gehörten zu meinen Lieblingsbüchern.» Das Lesen der Geschichten anderer reichte ihr aber schon bald nicht mehr: «Kaum konnte ich reden, wollte ich auch Geschichten erzählen. Langweilig war mir als Kind nie, ich habe mir einfach selbst Geschichten ausgedacht.»

Die Freude an Sprache blieb – Barbara Rosslow studierte Journalistik und Kommunikationswissenschaften –, aber das literarische Schreiben geriet in den Hintergrund. In den Folgejahren arbeitete sie in der Kommunikation, betreute zahlreiche soziale und kulturelle Projekte und gründete eine Familie. Inspiriert von der Literatur, die sie ihren beiden Kindern vorlas, wagte Rosslow einen ersten Schreibversuch, der aber bald wieder in der Schublade verschwand. Dort blieb er, bis Rosslow sich vor ungefähr vier Jahren entschloss, die Sache mit dem Schreiben nochmals mit neuem Elan anzugehen: «Ich informierte mich erstmals mit Fachliteratur, wie man eigentlich ein Buch schreibt, besuchte Schreibkurse und begann mich schlauzumachen, wie man zu einem Verlag kommt.» Selfpublishing kam für sie nicht in Frage: «Ich wollte wissen, ob ich es schaffe.» Und das tat sie: Im Sommer erschien mit «Cosmo Zauberkater – der Fluch der magischen Pfote» ihr erstes Buch.

Schmunzelpulver und Gurgelbach

Die Geschichte handelt vom kleinen Strassenkater Cosmo, der magische Kräfte hat, obwohl genau dies den Tieren in der Stadt Wickfield streng verboten ist. Die Idee für die Geschichte kam ihr wegen eines Halloween-Kostüms: «Als ich meine Tochter und ihre Freundinnen als Katzen und Hexen verkleidet sah, dachte ich plötzlich: Wie wäre es, wenn nicht die Hexen, sondern die Tiere zaubern könnten? Wenn das Tier der Held der Geschichte wäre? So entstand die Idee für Cosmo», verrät die Autorin.

Barbara Rosslow zeichnet in «Cosmo Zauberkater» eine geheimnisvolle Welt, die nach eigenen Regeln spielt: Da gibt es Madame Tschii, die wahlweise Dame oder Eule ist, Kräuteroberhexer Obaxa, der an Schmunzelpulver forscht, es gibt den Schwarzspiegelsee, den Munkelwald und den Gurgelbach. Das Fantastische, Verwunschene, Geheimnisvolle ist Barbara Rosslows Element. «Ich versuche, die Bücher zu schreiben, die ich als Kind gerne gelesen hätte», erklärt Rosslow ihre Motivation.

Inspiration für ihre fantasievollen Geschichten findet sie in der realen Welt: beim Spazieren im Wald, wo sie nahe des Predigerhofs zum Beispiel «ihren Drachenbaum» gefunden hat – einen eingeknickten Baum, der nun an den Kopf eines Drachen erinnert –, aber auch in ihrem Umfeld, in Gesprächen, beim ­Beobachten. Schreiben ist für Barbara Rosslow ein dynamischer Prozess: «Ich bin eher Gärtnerin als Architektin.» Was sie damit meint, ist: Während andere ihre Geschichten von Anfang an durchplanen und wissen, wo die Reise enden wird, hält Rosslow im Lauf des Schreibprozesses immer wieder inne und lässt neue Wendungen zu. «Vielleicht ist da plötzlich eine Höhle in meinem Kopf, die ich dann einzubauen versuche.» Dennoch ist das Schreiben für die Autorin auch mit viel Disziplin verbunden: «Wenn ich Schreibzeiten habe, stehe ich am Morgen auf und bin um 8 Uhr am Schreibtisch, und dann wird geschrieben, ob ich Lust habe oder nicht. Man kann nicht warten, bis einen die Muse küsst», lacht sie.

Geschichten zum Lesen und Vorlesen

Die Literatur, die so entsteht, ist eine, die Kinder als anspruchsvolle Leser und Leserinnen ernst nimmt und ihnen etwas zutraut: In Wickfield taucht der Mond den Wald in «fahles» Licht, über den See pfeift eine «eisige Bö», und Schuldirektor Kopernikus ruft mit «Fistelstimme». Eine solche Sprache unterhält auch Erwachsene, die Bücher eignen sich daher bestens zum Vorlesen.

Rosslows nächstes Projekt ist denn auch ein Vorlesebuch für Kinder ab sechs Jahren, dessen Inhalt sie noch nicht verrät. Und auch Cosmo bleibt Kindern und Eltern vorerst erhalten: Der nächste Band ist bereits geschrieben und soll im kommenden Frühjahr erscheinen, geplant sind insgesamt drei Cosmo-Bände. Mit der Reinacher Autorin wird also auch in Zukunft zu rechnen sein, und Barbara Rosslow versichert: «Die Ideen gehen mir nicht aus.»

Cosmo Zauberkater - Der Fluch der magischen Pfote. Coopenrath Verlag.

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