Liebe, Macht und Freundschaft
Am vorletzten Mittwoch fand in der Aula des Bildungszentrums kvBL die Premiere des neuen Stücks der Theatergruppe tiramisù statt. Die fünf Jugendlichen überzeugten durch Authentizität und Selbstironie.

In diesem Jahr ging der Theaterpädagoge Antonio Turchiarelli neue Wege. Am Bildungszentrum wurde eine Umfrage gestartet, um herauszufinden, welche Themen die Schüler wünschen. Von den 354 Antworten nannten 19 Prozent das Thema Liebe. Es folgten Comedy und weitere Themen, darunter Star Wars, Schizophrenie, Rotlicht oder auch Spongebob. Turchiarelli und seine Truppe liessen sich auf einen Prozess ein, in dem ein turbulentes, reichhaltiges Spiel entstand. «It’s not a love story, it’s a story about love» heisst es, ein selbstironisches Stück über das Spielen an sich, die Liebe, die Sehnsucht nach Solidarität und Freundschaft, in dem auch Empörung über imperialistische Denkweisen mitschwingt.
Wechselbad der Gefühle
Am Anfang herrscht Durcheinander, weil niemand weiss, was überhaupt gespielt werden soll. Xenia (Elena Bürgin) schreit sich die Seele aus dem Leib, um die verwirrte Männlichkeit zur Raison zu bringen. Sie spricht den Prolog zu Shakespeares «Romeo und Julia», aber die Jungs finden das altmodisch und steuern eigene Versionen bei. Shakespeare scheint nicht der richtige Ansatz zu sein. Xenia ruft die Männer zur Verkleidung auf. Aus Silas Glaser wird Finn, aus Nick Huber Nate, aus Ruben ten Cate James und aus Mike Ritter Roland. Sie parodieren Golum aus «Herr der Ringe», Finn und James kämpfen und Roland will wissen, ob Liebe oder Macht wichtiger sei.
Einspielung aus «Ice Age 3»: Das Säbelzahneichhörnchen Scrat opfert seine Freundin der begehrenswerteren Eichel, worauf Roland über die Vorteile des Single-Lebens sinniert. «No woman no cry» wird eingespielt. Xenia bekennt sich zu ihrer Liebe zum Tanz. Nate bedrängt das Publikum mit indiskreten Fragen zur Liebe auf den ersten Blick. «Je t’aime moi non plus» leitet über zu filmischen Kusssequenzen. Finn macht sich Gedanken über die Freundschaft und wird von den andern unter den Hellraumprojektor gelegt, wo sein Gesicht einfriert. Immer wieder wird die Frage gestellt, ob die Liebe sich in Worte fassen kann. Die alte Geschichte von Abaelard und Heloise gerät dank der Schauspielkunst von Nick Huber zur Slapstick-Komödie, die in der Geburt des Sohnes Astrolabius und Abaelards Entmannung gipfelt.
Unverkrampftes Spektakel
Ruben ten Cate brilliert als Sänger mit Ed Sheeran’s «Give me love». Dann verteilt Roland als eurasischer Imperialist die Rollen neu und alle müssen Kontinente spielen. Am Ende wird die Bühne wieder auf die Leinwand verlegt. Das Stück der fünf Spielenden zwischen 16 und 19 entstand in einem halben Jahr als Gemeinschaftsarbeit von Regisseur und Akteuren. Es besticht durch viel Spektakel, einen unverkrampften Zugang zu Kulturzitaten und die spürbare Sehnsucht nach menschlichen Werten.