Leiden für bessere Zukunft
Die Umgestaltung des Reinacher Ortskerns ist für Gewerbetreibende mit teilweise happigen Einbussen verbunden. Das Endprodukt der ewigen Baustelle soll dann aber mehr Leben und Umsatz in die Stadt bringen.

Lukas Hausendorf
Vor zwei Wochen schlugen die Wirte des Restaurants zur Waage und des Fish-Inn-Pubs Alarm. Die Baustelle vor ihrer Haustür bringe sie in existenzielle Nöte. In den Tageszeitungen war darauf von Umsatzeinbussen von bis zu 80 Prozent und Kündigungen die Rede. «Ich musste Personal entlassen. Und bis die Arbeiten fertig sind, müssen wir wirklich unten durch», sagt «Waage»-Wirt Dean Brown.
Ist die Lage fürs Reinacher Gewerbe im Ortskern tatsächlich so prekär? Hart getroffen hat es vor allem jene, die wie Brown ihren Betrieb nahe der Kreiselbaustelle haben, wo während der Intensivbauphase in den Sommerferien praktisch gar nichts mehr ging. «Es wurde von Anfang an klar kommuniziert, dass die Baustelle für einige eine schwere Zeit sein wird», sagt Daniel Haldemann, Vorstand des Gewerbevereins KMU Reinach. Darum habe man auch allen geraten, wenn möglich allfällige Betriebsferien mit den Bauarbeiten abzustimmen. Betriebsferien haben aber die wenigsten gemacht. Emmanuel Buchmann, Inhaber des gleichnamigen Cafés neben dem Gemeindehaus, hatte es sich zwar überlegt, dann aber verworfen. Auch er hat eine Einbusse von rund 30 Prozent hinnehmen müssen. «Mehr als ich erwartet habe», wie er sagt. Glücklicherweise wich seine Kundschaft aber auf seine Filialen in Münchenstein und Arlesheim aus, die das Defizit aus Reinach zurzeit auffangen.
Meckern hilft nicht
Klagen wollen indes nur die wenigsten über die Baustelle. Schliesslich wusste man, dass sie kommt, und seitens der Bauherrschaft war man sehr bemüht, alle relevanten Informationen frühzeitig zu kommunizieren. Eine grosse Bautafel am Dorfbrunnen, Informationsanlässe, «Baustellenzeitungen» mit Sonderdruck zu allen grossen Bauetappen und eine Begleitgruppe mit Gewerbevertretern, die zugleich noch einen Wettbewerb zu ihrer Kampagne «Reinach ist offen» lancierten, um die Kundschaft möglichst im Dorf zu behalten.
Man hat sich redlich bemüht, das Beste aus der Situation zu machen. «Alle diese Massnahmen kosten das Gewerbe nichts und sind von Kanton, Gemeinde und KMU Reinach finanziert», so Haldemann. Natürlich sei so eine Baustelle nicht lustig. Aber man könne das Glas halb voll oder halb leer sehen. Ersteres tat «Schopf»-Wirtin Katharina Heusser, die sich «nicht beklagen» kann. Viele Gäste kämen nun einfach zu Fuss. Allerdings gibt sie auch zu, Glück gehabt zu haben, weil ihre Parkplätze immer zugänglich waren.
Arbeiten verlagern sich
Mit dem Ende der Intensivbauphase am Samstag verkehrt dann auch die Tramlinie 11 wieder regulär. Die Umgestaltung der Kreuzung Bruggstrasse in einen Kreisel und die Gleissanierung ging ohne Verzögerungen vonstatten. Mit der nächsten Etappe, in der die Strassen, Trottoirs und Plätze erneuert werden, verlagert sich das Geschehen dann aber ans andere Ende des Dorfkerns. Die Hauptstrasse soll aber weitgehend befahrbar bleiben. «Ich bin mal gespannt, wie sich das auswirkt», meint die Inhaberin der Buchhandlung an der Hauptstrasse Gabrielle Gysin. Bis jetzt sei sie im besseren Abschnitt gewesen und habe weniger gelitten, als sie erwartet habe.
Die Arbeiten dauern bis Herbst 2014. Eine lange Zeit. Als Trost bleibt dem Gewerbe im Dorf die Aussicht auf einen ästhetisch aufgewerteten Ortskern mit mehr Parkplätzen, der Einkaufen in Reinach künftig noch attraktiver macht.
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