«Lange Schulwege sind nicht das Problem der Kinder, sondern der Eltern»

An einer Podiumsdiskussion zur Reinacher Schulraumplanung zeigte sich, dass sich die Meinungen darüber sogar innerhalb der Parteien unterscheiden.

Diskutierten mit dem Publikum über die bestmögliche Lösung: Ruedi Maeder (SP-Einwohnerrat). Désirée Lang (alt SP- Einwohnerrätin), Adrian Billerbeck (SVP-Einwohnerrat), Béatrix von Sury, Gemeinderätin CVP.  Foto: Tobias Gfeller
Diskutierten mit dem Publikum über die bestmögliche Lösung: Ruedi Maeder (SP-Einwohnerrat). Désirée Lang (alt SP- Einwohnerrätin), Adrian Billerbeck (SVP-Einwohnerrat), Béatrix von Sury, Gemeinderätin CVP. Foto: Tobias Gfeller

Tobias Gfeller

Die Kernfrage der künftigen Reinacher Schulraumplanung ist klar und einfach: Zentralisierung an einem grossen Standort oder die Dezentralisierung mit der Aufrechterhaltung der Quartierschulhäuser? Genau diese beiden Varianten stellte Moderator Heiner Leuthardt am vergangenen Donnerstag an einer von der SP Reinach organisierten Podiumsdiskussion in den Raum. Und die Abstimmung im Publikum fiel eindeutig aus: Nur der im Publikum sitzende Gemeinderat Silvio Tondi (SP) votierte für die zentrale Lösung. Der Rest wünscht sich den Erhalt der Quartierschulhäuser – vor allem des Surbaumschulhauses.

Widersprüche in den Parteien
So einfach die Kernfrage, so schwierig deren Umsetzung. Da in der Bevölkerung zuletzt vor allem kritische Stimmen zur Idee des Gemeinderats, ein grosses Schul- und Musikzentrum Weiermatten zu bauen, aufkamen, sei der Eindruck entstanden, der Gemeinderat hätte an der Bevölkerung vorbeigeplant, fand Ruedi Maeder. «Das ist aber nur die halbe Wahrheit», betonte der SP-Einwohnerrat. «Es gibt eine schweigende Mehrheit, die sich nicht geäussert hat.» Maeder spricht dabei vor allem Einwohner aus anderen Umgebungen als Reinach Nord an, die von der Schliessung des Surbaumschulhauses nicht direkt betroffen wären.

Das Podium zeigte exemplarisch, dass in der Schulraumplanung nicht parteipolitisch gedacht wird. So widersprachen sich auch Ruedi Maeder und die zurückgetretene SP-Einwohnerrätin Désirée Lang, die sich für das Surbaumschulhaus stark macht. Die Kindergärtnerin wies darauf hin, beim Unterschriftensammeln für die Petition auch Sympathisanten aus anderen Gebieten Reinachs angetroffen zu haben. «Vor allem im Fiechtenquartier machen sich ganz viele Menschen Sorgen, da die Pläne das dortige Schulhaus stark verändern würden.»
SVP-Einwohnerrat Adrian Billerbeck kritisierte, dass die bisher eingeschlagene Strategie des Gemeinderats nicht weiterverfolgt würde. «Der Zonenplan sieht neue Wohnungen in Reinach Nord vor. Und die Schule soll dann eine halbe Stunde entfernt sein? Wer will dort noch hinziehen?» Billerbeck verlangte die Erhaltung der Quartierschulhäuser, eine bessere Finanzierbarkeit der ganzen Planung und eine komplette Auslegeordnung. «Dann müssen wir ein Thema nach dem anderen in Angriff nehmen.»

Zentrum für ältere Primarschüler?
Gemeinderätin Béatrix von Sury (CVP) fürchtete vor der Podiumsdiskussion einen Gang in die Höhle des Löwen. Doch dazu kam es nicht. Rund vierzig Personen – wohl weniger als erwartet – diskutierten sachlich über die Reinacher Schule der Zukunft. Dabei war der Schulweg ins geplante Zentrum Weiermatten ein ständiges Thema. «Der Schulweg ist zumutbar», fand von Sury. Ruedi Maeder stimmte ihr zu. «Ich sage jetzt etwas Unpopuläres: Lange Schulwege sind nicht das Problem der Kinder, sondern der Eltern. Der Schulweg ist ein wichtiges Element auf dem Lebensweg der Kinder.» Er warf dem Gemeinderat aber vor, bisher zu wenig auf das Thema Schulweg eingegangen zu sein.

Anklang fand die Idee von SP-Einwohnerrat Christoph Layer aus dem Publikum. Er kann sich ein Mittelschulzentrum für fünfte und sechste Klassen im Raum Weiermatten-Bachmatten vorstellen. «Entweder kaufen wir das Bachmatten II dem Kanton ab oder bauen gegenüber auf der freien Wiese etwas Neues.» Die Jüngeren könnten so in den Quartierschulhäusern bleiben. In einem waren sich alle einig: Am Ende ist entscheidend, wie viel die Reinacher bereit sind, für ihre Schulen zu bezahlen.

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