Junioren helfen Senioren
Während einer Projektwoche von Schülerinnen und Schülern der Wirtschaftsmittelschule Reinach bauten Junioren und Senioren ihre Vorurteile gegenüber der anderen Generation ab

Jay Altenbach
Verlegen kramt eine Dame in ihrer Handtasche und holt ein Nokia-Handy hervor. «Ich möchte die neuen Nummern von meiner Tochter und meiner Enkelin im Telefonbuch speichern», erklärt sie dem Schüler. Aber sie schaffe es nicht. Zum Glück kann der Schüler das Handy bedienen und speichert die neuen Nummern am richtigen Ort. Eigentlich sind wir mitten im Kurs Smartphones. Aber für die meisten Kursteilnehmerinnen ist jedes Natel ein Smartphone.
An der Jahresversammlung des Vereins Senioren für Senioren hatten die Wirtschaftsmittelschülerinnen und -Schüler IT-Kurse angepriesen, die sie im Rahmen einer Projektwoche anbieten wollten, und haben Anmeldebögen verteilt. Während der letzten Woche fanden nun unter anderem diese IT-Kurse im Rahmen der Projektwoche «Junioren helfen Senioren» der ersten Klasse der Wirtschaftsmittelschule statt. Während sich einige Schüler mit IT-Kursen beschäftigen, sind andere mit dem Mahlzeitendienst unterwegs, besuchen einen Senioren-Spielnachmittag in der Kirchgemeinde oder helfen im Tageszentrum für Betagte und im Verein Senioren helfen Senioren.
Geduldige Lehrpersonen
Zurück zu unserem Smartphone-Kurs. Pünktlich wurden die sechs Damen am Montagmorgen von den drei Wirtschaftsmittelschülern Alex, Ivano und Maximilian in der Cafeteria des Schulhauses des KV Reinach abgeholt. Eine Teilnehmerin brachte gleich ihr eigenes I-Phone mit. Sie habe bereits einen Kurs bei der Swisscom besucht, brauche aber noch mehr Übung. Dann werden Smartphones aus privatem Besitz an die Teilnehmerinnen verteilt. Sie lernen nun die Bedienung von Grund auf, verstellen den Pin-Code, erstellen neue Kontakte und stellen einen Wecker.
Dank der kleinen Teilnehmerzahl sind die jungen Männer bei Problemen sofort zur Stelle. Eine Teilnehmerin verschickt versehentlich eine SMS und gross ist das Gelächter, als sie eine Antwort erhält. Im Tablet-Kurs sind die Wissensunterschiede der Teilnehmenden gross. Ein Teilnehmer bringt sein eigenes Tablet mit, eine andere Seniorin mit Jahrgang 1928 will sich informieren, weil sie «nicht unwissend sterben will», wie sie es ausdrückt. Jeya, Matthias und die beidenSilas sind geduldige Lehrer und geben sich grosse Mühe, alle Fragen zu beantworten.
Fortsetzung erwünscht
Zum Abschluss der Projektwoche sitzen die Junioren ein letztes Mal mit den Senioren zusammen. Die Reaktionen sind durchwegs positiv und einige Senioren wünschen sich weitere Nachhilfestunden mit Laptop, Smartphone und Computer. Eine Juniorin zeigte sich erstaunt über die vielen positiven Reaktionen und meinte, sie hätte sehr viel gelernt nicht nur im Umgang mit den Betagten, sondern auch in der Organisation einer solchen Woche. Klassenlehrer Michael Goy gesteht, dass er in dieser Woche gelernt habe, dass er sich auf seine Schülerinnen und Schüler verlassen könne. Sie hätten alle Aufträge, auch nicht so tolle, ohne zu Murren erledigt und das mache ihn sehr stolz.