Ja zum Quartierplan «Oerin»: In Reinach Nord schreitet die Verdichtung voran

Der Einwohnerrat beschloss den Quartierplan «Oerin» trotz Bedenken bezüglich des zu erwartenden Mehrverkehrs einstimmig. Zu reden gab auch die Parkplatzfrage.

Sensible Stelle: Auf den Knoten Fleischbacherstrasse wird ein grösseres Verkehrsvolumen zukommen.  Foto: Edmondo Savoldelli
Sensible Stelle: Auf den Knoten Fleischbacherstrasse wird ein grösseres Verkehrsvolumen zukommen. Foto: Edmondo Savoldelli

Oliver Sterchi

Die Verdichtung in Reinach Nord schreitet voran: An seiner Sitzung vom Montagabend beschloss der Einwohnerrat den Quartierplan «Oerin» samt Quartierplanre-glement. Er folgte damit der Empfehlung der Bau- und Umweltkommission (BUM). Die Beschlussfassung erfolgte zwar einstimmig, doch die Sache bleibt kontrovers.

In Reinach Nord sind gegenwärtig neben dem Quartierplan «Oerin» mit 140 Mietwohnungen auch zwei weitere Überbauungen (Stockacker und Jupiterstrasse) geplant. Insgesamt sollen im Norden der Gemeinde über 300 Wohnungen entstehen. In der Vergangenheit hatten sich Anwohner an öffentlichen Informationsveranstaltungen wiederholt kritisch zur Verkehrsfrage geäussert. Sie befürchten, dass das Quartier den erwarteten Mehrverkehr nicht schlucken könne. Im Fokus der Befürchtungen stehen insbesondere die Schranken beim Tramübergang Jupiterstrassen sowie die Lichtsignalanlagen beim Knoten Fleischbacherstrasse. Die Gemeinde liess daraufhin zwei unabhängige Gutachten erstellen, welche die Verkehrsverträglichkeit der angedachten Quartierplanungen bestätigten. Die Gutachten waren auch Gegenstand der Ratsdebatte vom Montagabend.

Zweifel an Quartierverträglichkeit

Die BUM hielt die Analysen zwar für glaubwürdig, setzte aber in ihrem Bericht dennoch ein grosses Fragezeichen hinter die Quartierverträglichkeit des Zusatzverkehrs. «Trotz der beiden unabhängigen Verkehrsgutachten bleiben grosse Zweifel an der Bewältigung des Verkehrsaufkommens, insbesondere bei den Tramübergängen», sagte Irène Kury (FDP), Präsidentin der BUM. Kury betonte, dass den Anwohnern ein grosses Mass an Verständnis abverlangt werde. Die Fraktionen teilten die Einschätzung der BUM-Präsidentin, plädierten aber für eine Kompromisslösung: «Die einfachste Lösung wäre, wenn wir einfach gar nicht bauen. Aber das geht natürlich auch nicht. Dieser Quartierplan ist in unseren Augen ein guter Kompromiss», sagte etwa Adrian Billerbeck (SVP). Markus Huber (SP) gab zu Bedenken, dass die Einschätzung des Verkehrsaufkommens je nach persönlicher Betroffenheit unterschiedlich beurteilt werden könne.

Widersprüchliche Forderungen

Zu reden gab auch die Parkplatzfrage: Bei der Überbauung «Oerin» sind 118 Parkplätze plus Besucherparkplätze geplant, was 0,7 Parkplätzen pro Wohnung entspricht. Nach kantonalem Recht wären eigentlich 1,3 Parkplätze pro Wohnung erlaubt. Die gesamtschweizerische VSS-Norm liegt bei 1,1 Parkplätzen. «Für die BUM ist es nicht verständlich, wieso sowohl der kantonale Wert als auch die VSS-Norm im Falle des vorliegenden Quartierplans so stark unterschritten wird», sagte Kury.

Die Forderung nach weniger Verkehr sei aus ökologischer Sicht zwar zu begrüssen, jedoch könne dies nur in Kombination mit einem Mobilitätskonzept verwirklicht werden. «Ansonsten wird das Quartier durch Parkplatz-Suchverkehr zusätzlich belastet»; so Kury. Gemeindepräsident Urs Hintermann (SP) entgegnete, dass man sich in einem Dilemma befinde: «Einerseits fordert die BUM, die Verkehrsbelastung möglichst tief zu halten. Andererseits will sie mehr Parkplätze, das ist ein Widerspruch.»

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