Im Galopp zur Goldmedaille
Reinach hat eine Pferdesportlerin mit Ambitionen. Nathalie Henzi ist Schweizer Meisterin in der Westernreitdisziplin Reining, Kategorie Youth, und möchte im nächsten Jahr international starten.

Bea Asper
Genau vor einem Jahr hatte Nathalie Henzi am selben Austragungsort den «schrecklichsten Lauf ihres Lebens» erfahren. «Das war der Tiefpunkt und ich stellte sehr vieles infrage. Die Videoanalyse zeigte jedoch, dass es nicht an meinen Signalen lag, sondern das Pferd in der Showarena von Übermut gepackt wurde.» Die Turnierambitionen aufzugeben, kam für die Reinacher Reitsportlerin nicht infrage, und das Pferd auszutauschen schon gar nicht. «Ich hege Turnierambitionen, aber ich sehe das Pferd nicht als Sportgerät.» Sie zweifelte auch nicht an ihrer Trainerin, Josefin Lintner. Für Nathalie Henzi gab es nur eine Option: «Weiter- machen.» Das hatte sie sich bereits während der Prüfung gesagt und ritt diese zu Ende, obwohl sie sich den Publikumsblicken lieber entzogen hätte und der Weg aus der Showarena hinaus der einfachere gewesen wäre.
Nach dem Flop jetzt top
Jetzt hält sie überglücklich die Goldmedaille der Schweizer Meisterschaft in der Disziplin Reining, Kategorie Youth, in der Hand. Bereits im Sommer hatte sich abgezeichnet, dass Henzi und ihr siebenjähriger Quarter-Horse-Wallach Stepinline auf Erfolgskurs sind. In Givrins auf der Reitsportanlage von Michael und Corinna Schumacher schafften die beiden im Qualifikationslauf für die Europameisterschaft den neunten Platz. «Es war ein unglaubliches Gefühl, die riesige Halle war bis auf den letzten Platz besetzt und ich spürte, dass Stepinline bereit war, alles zu geben.» Gegen Gina Maria, die Tochter der Schumachers und derzeit beste internationale Reining-Reiterin in der Youth Klasse, aber auch gegen die starken Italiener und Deutschen anzutreten, beflügelte Henzi und das Resultat bestärkte sie erst recht, weiterzumachen.
Anfänge auf dem Ponyhof
Im Alter von zwei Jahren war Nathalie Henzi von ihren Eltern zum ersten Mal auf ein Pony gesetzt worden – in Reinach auf dem Ponyhof. Doch wuchs sie nicht in einem Reitstall auf, sondern musste sich die Reitmöglichkeiten und Ausbildungen suchen und manche schlechte Erfahrung mit müden Schulpferden oder lustlosen Reitlehrern verkraften und sich selber motivieren.
Auch mit dem eigenen Pferd, das ihre Eltern ihr im Alter von 16 Jahren ermöglichten, wurde es nicht leichter. Trainerin und Reitstall waren weit entfernt im deutschen Laufenburg und «die Trainingseinheiten brachten mehr Unsicherheit als Fortschritt», resümiert sie. Sie wusste, für die Westernreitdisziplin Reining, die in Amerika, doch zusehends auch in Italien und Deutschland mit grossen Gewinnsummen gefördert wird, zu trainieren, ist enorm aufwendig, weil es für die Sliding-Stops (das Pferd rutscht beim Stopp auf seiner Hinterhand meterweit) speziellen Boden erfordert. Wie bei der Dressur geht es um Präzision in den Manövern, aber in höherer Geschwindigkeit. «Doch wenn man etwas will, muss man es eben durchziehen und natürlich muss man hart an sich arbeiten», sagt Henzi – und betont, dass sie ganz viel ihren Eltern verdankt. «Sie haben mich immer unterstützt.»
Nach einem steinigen Weg des Suchens ist Nathalie Henzi nun zuversichtlich, mit der 26-jährigen Trainerin Josefin Lintner und der Horseacademy im Elsass tolle Voraussetzungen gefunden zu haben. Das erklärte Ziel ist es, in der starken Nonpro-Klasse «ready zu sein für die grossen europäischen Reining-Turniere».