Frühe Sprachförderung

Der Einwohnerrat ringt um verbindliche Rechtsgrundlagen für die Förderung fremdsprachiger Kinder. Die Eltern müssten dabei in die Pflicht genommen werden.

Ein Konzept über die Deutschförderung für fremdsprachige Kinder im Vorschulalter sorgte am vergangenen Montag für eine angeregte Debatte im Reinacher Einwohnerrat. «Um in der Schule und später im Leben erfolgreich zu sein, sind gute Deutschkenntnisse unerlässlich», sagte die zuständige Gemeinderätin Béatrix von Sury (CVP) zu Beginn der Debatte. Eine Umfrage der Gemeinde in 17 Einrichtungen – darunter sind vor allem Spielgruppen – hatte ergeben, dass bei rund 45 Prozent der Kinder eines Jahrgangs Bedarf für Deutschförderung gegeben ist. Dabei haben die wenigsten dieser Einrichtungen ein Konzept zur vorschulischen Deutschförderung, noch ist deren Personal dafür geschult. Die Vorlage, die nach dem Motto «Fördern und fordern» funktioniert, will dies ändern: Ähnlich wie im Kanton Basel-Stadt, wo die Deutschförderung kleiner fremdsprachiger Kinder obligatorisch ist, will man auch in Reinach klare, verbindliche Regeln schaffen. Einkommensschwache Eltern, die sich eine Spielgruppe für ihr Kind nicht leisten können, sollen von der Gemeinde finanziellen Support bekommen, im Gegenzug muss der Sprössling aber die Spielgruppe regelmässig besuchen. Zudem soll die Unterstützung an weitere Bedingungen, die noch zu erarbeiten sind, geknüpft werden.

Die Gemeinde rechnet, falls die Vorlage umgesetzt wird, mit jährlichen Kosten von 210000 Franken. «Die Anzahl an Kindern mit Migrationshintergrund nimmt zu und damit auch das Problem. Die Investition lohnt sich daher», so SP-Einwohnerrätin Nathalie Dessemontet. Auch vonseiten der SVP wurde das Konzept «grundsätzlich begrüsst», allerdings müssten überprüfbare Ziele festgelegt werden: «Es ist doch so, dass die Eltern häufig nicht mitziehen und mit ihren Kindern zu Hause oder auf dem Spielplatz in ihrer Muttersprache sprechen, statt ihr Deutsch zu fördern», so SVP-Einwohnerrat Paul Wenger. Auch FDP-Einwohnerrat Sven Leisi betonte: «Die Eltern müssen in die Pflicht genommen werden.»

Falls die Vorlage beim Einwohnerrat durchkommt, wird die frühe Sprachförderung per August 2020 starten. Zunächst wird die Vorlage nun an die Sachkommission Bildung, Soziales und Gesundheit (BSG) überwiesen, wo sie weiter beraten wird.

Budget mit 1,6 Mio Franken Verlust

Am Montag fand zudem die Eintretensdebatte für den Jahres- und Entwicklungsplan 2019–2023, der auch das Budget für das kommende Jahr erhält, statt. Das vorgelegte Budget 2019 weist einen Verlust von über 1,6 Mio. Franken aus. Es wird mit einer weiteren starken Zunahme von Kosten im Bildungs- und Sozialbereich gerechnet – alleine bei der gesetzlichen Sozialhilfe ist mit Mehrausgaben von 0,7 Mio. Franken zu rechnen. «Wenn wir ohne Steuererhöhung auskommen wollen, müssen wir mehr Steuerzahler nach Reinach holen», so Gemeindepräsident Melchior Buchs (FDP). Ziel muss es deshalb sein, die Realisierung bewilligter Quartierpläne weiter voranzutreiben. Verabschiedet und beschlossen wird der Jahres- und Entwicklungsplan in der Sitzung im Dezember.

Weitere Artikel zu «Reinach», die sie interessieren könnten

Reinach24.04.2024

Auf Tour mit «Glo-Bi»

Das Duo Adrian Billerbeck und Dominique Gloor lädt Reinacherinnen und Reinacher im Rahmen des Jubiläumsjahres zu einem unterhaltsamen Dorfrundgang ein.…
Reinach24.04.2024

Selbsthilfe für das Leben mit Brustkrebs

Die Reinacherin Barbara Kundert hat den Verein Tavola Rosa Basel für Frauen mit Brustkrebs gegründet. Letztes Jahr wurde er mit dem Freiwilligenpreis…
Reinach17.04.2024

Endress + Hauser weiter auf Wachstumskurs

Der Messtechnikkonzern mit Hauptsitz in Reinach konnte im vergangenen Jahr trotz glo­baler Un­sicherheiten den Umsatz weiter steigern.