Erst der Spass, dann die Moral

Am Sonntag präsentierte die Theatergruppe Reinach mit «Frau Holle» ihre allerneuste Produktion. Das Märchen wurde frisch und zuweilen frech umgesetzt.

Böses Blut: Die faule Tochter Marie (links) und das fleissige Vreneli.  Foto: Martin Studer
Böses Blut: Die faule Tochter Marie (links) und das fleissige Vreneli. Foto: Martin Studer

Wenn es darum geht, bösartige Stiefmütter darzustellen, hat die Theatergruppe Reinach reichlich Erfahrung vorzuweisen: Musste im vergangenen Jahr Cinderella die sadistischen Spiele ihrer Stiefmutter über sich ergehen lassen, ist in diesem Jahr das fleissige Mädchen Vreneli im Grimm-Märchen «Frau Holle» dran. Dessen Stiefmutter benutzt jede sich bietende Gelegenheit, das nette Mädchen zu demütigen und sie gegenüber ihrer eigenen, verwöhnten und faulen Tochter herabzusetzen. Doch Vreneli wehrt sich nicht und führt alles brav aus, wozu es von der Stiefmutter verdonnert wird. Obwohl die Situation für Vreneli schlimm ist, macht einem als Zuschauer diese erste Szene Spass: Die Theatergruppe spielt lustvoll, frech, derb und beschert der neusten Produktion somit einen sehr unterhaltsamen Auftakt.

In Reinach schneite es schon sonntags

Dem armen Mädchen würde man aus heutiger Sicht raten, den Gehorsam zu verweigern, doch so etwas schickte sich zu Grimms Zeiten nicht. Schon bald aber bekommt Vreneli Schützenhilfe von Frau Holle und Kobold Zwirbeli, die sie in ihr Zauberland mitnehmen. Dort muss sich Vreneli einer Art Test unterziehen, in dem sprechende Backöfen und Apfelbäume vorkommen. In diesem Teil der Geschichte überzeugt die neuste Produktion mit einem sehr schön gemachten Bühnenbild. Vreneli darf bei Frau Holle bleiben und sogar aus dem Fenster das berühmte Kissen schütteln, wodurch Schnee auf die Erde fällt. Für ihren Fleiss wird Vreneli von Frau Holle mit Gold belohnt. Ganz anders ergeht es im zweiten Teil der Geschichte der faulen, frechen Tochter.

Obwohl das Märchen längst bekannt und schon tausendfach aufgeführt worden ist, verleiht ihm die Theatergruppe Reinach eine ganz eigene Note. So gibt die Figur des Kobolds Zwirbeli, der an der Seite von Frau Holle für das Gute sorgt, dieser Inszenierung einen weniger ernsten Charakter, als dies in der grimmschen Originalfassung von 1812 der Fall ist. Die Unterhaltung steht im Vordergrund, die Moral der Geschichte dahinter.

Spezialisiert auf Märchen

Die Aufführungen der 1965 gegründeten Theatergruppe überzeugen durch ihre professionelle Machart und vermögen die Kinder zu begeistern. Führte die Theatergruppe einst auch Krimis auf, hat sie sich mittlerweile auf Märchen spezialisiert – in den letzten Jahren waren dies «Pinocchio», «Zwerg Nase», «Cinderella» und aktuell eben «Frau Holle».

Die nächsten Aufführungen in der Weiermatthalle in Reinach stehen diesen Samstag und Sonntag und Mittwoch, 28. November, jeweils um 15 Uhr auf dem Programm, weitere Aufführungen bis und mit 15. Dezember. Eintritt 11 Franken. Infos und Tickets gibts unter <link http: www.theatergruppereinach.ch>www.theatergruppereinach.ch.

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