Erfolgreich rollendes Tandem
Vor zehn Jahren startete die Tagessonderschule «Tandem» in Reinach. Sie betreut Kinder mit Verhaltensstörungen, die sie zum vorübergehenden Verlassen der Regelschule zwingt.

Heiner Leuthardt
Kinderlachen dringt aus dem bewaldeten Areal des «Tandems» am Heideweg 1. Vor dem Holzhaus wird eifrig gearbeitet. Ein Betreuer hebt mit einer kleinen Gruppe eine Grube aus. In einem der Klassenzimmer bereiten ältere Knaben den Abschied von einem Kameraden vor. «Das machen wir beim Austritt eines Schülers und verabschieden ihn mit persönlichen Geschenken und einer Feier», verrät die Leiterin des «Tandems», Barbara Willi. «Tandem» steht für Tagessonderschule Baselland, die im August 2002 mit zwölf Buben startete. Auslöser zur Gründung war eine zuvor verfasste Studie, die aufzeigte, dass es einen grösseren Bedarf an Tagesschulplätzen gibt, um schwer verhaltensauffällige Kinder im Primarschulalter zu betreuen. «Bei uns sind Kinder, die nicht in ein Heim gehören, aber die in ihrer Lebensphase auch nicht von der Regelschule getragen werden können», erläutert Barbara Willi.
Individuelle Förderung
Dementsprechend bietet das «Tandem» «Lern-, Entwicklungs- und Erfahrungsraum für normal begabte Primarschüler, die eine individuell abgestimmte Förderung und Betreuung benötigen», wie im Leitbild festgehalten wird. Dabei wird in bereichsübergreifender Zusammenarbeit das Ziel verfolgt, von der Fixation auf Fehler und Schwächen wegzukommen und dafür bestehende Lücken zu füllen und Stärken der 18 Kinder, die zwischen 6 und 12 Jahre alt sind, zu fördern. Das Team, das mehrheitlich von Lehrkräften, Therapeuten und Sozialpädagogen gebildet wird, entwickelte auch das Betreuungskonzept.
Beim Aufenthalt im Tandem durchlaufen die Kinder zwei Stufen. Diese beginnen mit dem Einleben, der Beobachtung sowie der Motivation, sich wieder für das schulische Lernen zu begeistern. In der Aufbaustufe befinden sich jene Kinder, die wieder schulisch lernen können und wollen und sich auch auf die Rückkehr in die öffentliche Schule vorbereiten. Eine wichtige Rolle während des Aufenthalts spielt neben dem 20-köpfigen Betreuungsteam die Zusammenarbeit mit den Eltern und den betroffenen öffentlichen Schulen. Dementsprechend sind sie in die Betreuung eingebunden. «Klappt die Zusammenarbeit, dann sind die Erfolgschancen gut.» Mehr als 70 Prozent der Kinder, die rund zwei bis drei Jahre im Tandem bleiben, schaffen den Weg zurück in die öffentliche Schule. «Sie bleiben bei uns so kurz wie möglich, aber so lange wie nötig», betont Barbara Willi.
Tag der offenen Tür
Am Samstag feiert man «10 Jahre Tagesschule Tandem». Dabei kann das Tandem zwischen 10 und 22 Uhr besucht und mit den Kindern, deren Angehörigen und dem Betreuungsteam gefeiert werden. www.tandem-bl.ch