Eine leichte Öffnung mit grosser Bedeutung

Die Zunft zu Rebmessern öffnet sich für Nicht­bürger von Reinach. Für die grösste und älteste Reinacher Zunft sei dies ein bedeutender Schritt, sagt Zunftmeister Fredy Fecker.

Im Einsatz für die Bevölkerung: Die Zunftbrüder mit Zunftmeister Fredy Fecker (vorne links) beim Abpacken der Santiglaus- Säcke im Heimatmuseum. Foto: Tobias Gfeller

Der Entscheid ist historisch: Die 1958 gegründete Reinacher Zunft zu Rebmessern ändert ihre Satzung dahingehend, dass künftig auch Mitglied werden kann, wer nicht Reinacher Bürger ist. Der Entscheid an der Zunftversammlung sei grossmehrheitlich ausgefallen, verrät Zunftmeister Fredy Fecker. «Im Vorfeld gab es intensive Diskussionen. Es gab Dafür und Dagegen.» Der Anstoss zur Änderung der Satzung kam von Zunftbrüdern selber. Man wolle mit der Zeit gehen, betont Fecker. «Die Menschen sind heute mobiler und weniger stark an einen Ort gebunden als früher.» Entsprechend ist das Bürgerrecht nicht mehr so bedeutsam. Die Verbindung zu Reinach und die Sesshaftigkeit in Reinach seien aber nach wie vor wichtig, stellt der Zunftmeister klar.

Mitglied der Zunft zu Rebmessern ­können künftig Männer werden, die das Schweizer Bürgerrecht haben und seit mindestens fünf Jahren ohne Unterbruch in Reinach wohnhaft sind. Dass mit der Öffnung der Kandidatenkreis erweitert wird, sei ein positiver Effekt der Änderung, aber nicht der Hauptgrund dafür gewesen. Die Personalsituation sehe mit über 70 Zunftbrüdern aktuell gut aus, so Fredy Fecker. Im Vergleich zu den vier anderen Talzünften in der Region – in Aesch, Dornach, Arlesheim und Liestal – hatte die Zunft zu Rebmessern bis anhin die strengsten Aufnahmeregeln. Dass künftig auch Frauen Mitglied werden können, schliesst Fredy Fecker nicht grundsätzlich aus. «Ich bin offen für eine solche Diskussion, glaube aber, das kommt noch zu früh.»

Der 5. Dezember stand bei den Zunftbrüdern ganz im Zeichen diverser Santiglaus-Aktionen. Am gestrigen 6. Dezember wurden drei neue Zunftbrüder aufgenommen. Anschliessend fand das traditionelle Zunftmahl statt, der eigentliche Höhepunkt im Jahr der Zunft zu Rebmessern. Die Grundidee der Zunft – die Pflege der Traditionen, der Reinacher Brauchtümer und Kulturgüter und des Sozialen untereinander und für andere – soll unverändert weiterbestehen. Zunftmeister Fredy Fecker ist auch überzeugt davon, dass Zünfte nach wie vor ihre Daseinsberechtigung haben.

Landerer zelebrieren die Familie

Auch bei der Franz Lucas Landerer-Zunft habe man keine Personalprobleme, erklärt Zunftmeisterin Barbara Wyttenbach. Das Durchschnittsalter der Mitglieder sei zwar eher hoch, aber der Bestand in etwa konstant. Eine genaue Mitgliederzahl kann Wyttenbach nicht nennen, da gemäss Adressen gezählt wird. «Davon haben wir in etwa 50», verrät die Zunftmeisterin. Denn bei den Landerern spielt die Familie eine grosse Rolle. Kinder von Zunftmitgliedern sind automatisch auch Landerer. «Ich bin auch in zweiter Generation dabei», verrät Wyttenbach. Ihre Mutter habe sie von klein auf mitgenommen. Diese Grundidee der Familie als wichtiger Anker in der Franz Lucas Landerer-Zunft habe sich bis heute bewährt. Sie sei auch froh, dürften Frauen dabei sein. Traditionen wie Grüsse und Formeln werden bei den Landerern auch 36 Jahre nach der Gründung noch immer gepflegt.

Auch Wyttenbach ist überzeugt, dass Zünfte noch heute ihre Berechtigung haben. «Das Gesellschaftliche und Soziale steht zuoberst. Bei Vereinen ist das schon auch wichtig, aber die haben als Ursprung einen gewissen Kernpunkt. Bei uns ist das wirklich das Zusammensein.» Um bei den Landerern anzuheuern, muss man in Reinach wohnen oder einen engen Bezug zum Dorf haben.

«Von der Familienzunft zur Freundschaftsbewegung»

Auch bei der dritten Reinacher Zunft, der Buurezunft, finde zurzeit ein Wandel statt, erklärt Zunftmeister Alex Stalder. «Angedacht ist die Transformation von einer Familienzunft hin zu einer Freundschaftsbewegung.» Das bedeute, dass der Zuzug von neuen Zunftangehörigen nicht mehr nur über die Familie möglich ist, sondern vermehrt auch über freundschaftliche Beziehungen.

Seit Jahren ist die Mitgliederzahl bei der 1974 gegründeten Buurezunft bei rund 50 konstant und konnte zuletzt sogar leicht erhöht werden. Männer und Frauen sind zugelassen. Wer dabei sein möchte, muss ein Probejahr zum Kennenlernen absolvieren. Voraussetzung ist, dass man bis dahin bereits fünf Jahre lang in Reinach gewohnt hat. Verlangt werde ein Wohlwollen für den Erhalt von altem Brauchtum. Noch gebe es sehr viele gesellschaftliche Anlässe, an denen das Beisammensein im Vordergrund stehe, beschreibt Alex Stalder. «Im Zentrum steht das Miteinander und Füreinander, was die Buurezunft auch beim öffentlichen Auftreten bei der Maibaumfeier und beim Mosten am Markt vorlebt.»

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