«Eine Hammerkeule für mich»
Im 57. Altersjahr wird bei Heinz Nydegger Parkinson diagnostiziert. Seine Antwort auf die Krankheit ist aktiv bleiben, etwa bei der Basilisk Parkinson SHG.

Heiner Leuthardt
sicher haben Sie auch schon den freundlichen Mann mit grau meliertem Haar gesehen, wie er mit seinem Flyer elegant durch das Ortszentrum kurvt oder bei der Birs unterwegs ist. Wenig weist darauf hin, dass er einer der rund 15 000 Menschen in der Schweiz ist, die an Parkinson erkrankt sind. Weltweit sind es 8,7 Mio. Menschen: Tendenz steigend! «Die Diagnose Parkinson nach kurzer Untersuchung war eine Hammerkeule für mich», erinnert sich Heinz Nydegger. «Beim Montieren einer Holzdecke im Jahre 2007 versagte ein Arm. Meine Frau erkannte die Symptome. Die Gewissheit, an Parkinson erkrankt zu sein, hat mich psychisch kaputt gemacht.» Er durchlebte eine psychische Achterbahn, begann Informationen über die Krankheit zu sammeln, besonders über das Internet. «Da muss man aufpassen, denn da gibt es viele fragwürdige Informationen.»
Sich mit andern Betroffenen treffen
Allmählich akzeptierte Heinz Nydegger, mit Parkinson zu leben, und nicht aufzugeben. Er begann, andere Betroffene zu suchen. Dabei stiess er auf die regionale Selbsthilfegruppe für an Parkinson Erkrankte und deren Angehörige. Die Suche war nicht einfach und von Rückschlägen begleitet, nicht zuletzt auch, weil es schwer fällt, zur Krankheit zu stehen. Zugleich begegnen viele Menschen den Erkrankten mit Unverständnis, ja Grobheiten übler Art, nur weil diese zittern. «Hey Alter», habe ihm ein Trampassagier zugerufen, «bist wohl auf Entzug?»
Probleme entstehen auch im Umfeld der Betroffenen, in der Familie und in der Beziehung. «Diese können in die Brüche gehen, weil sich der Betroffene verändert, Fähigkeiten verliert und das gemeinsame Leben neu gestaltet werden muss. Auch Depressionen treten auf und Selbstmordgedanken.» Die Krankheit belastet Berufstätige zusätzlich mit der Angst, die Stelle verlieren zu können, deshalb schweigen sie. Das «Coming out» war auch für Heinz Nydegger schwierig. Zugleich wuchs aber der Wunsch, sich zu engagieren.
Selbsthilfegruppe leiten
Daher nahm er die Anfrage, die Leitung der regionalen Selbsthilfegruppe zu übernehmen, nach der Einschätzung seiner Möglichkeiten an. «Meine Frau hat mich bestärkt. Du bist die geeignete Person, der die Gruppe führen kann, meinte sie im Gespräch.» Rund 20 Mitglieder hatte die Selbsthilfegruppe bei Beginn seines Engagements 2009, heute sind es 57 Betroffene und Angehörige. Die Aufbauarbeit des aktiven Leitungsteams, zu dem auch Ursula Ilic, Christa Ventling und Waldemar Zeiter gehören, ist beachtlich.
Die Basilisk Parkinson SHG, wie sie sich heute nennt, ist nicht nur eine der grössten Selbsthilfegruppen, die dem schweizerischen Dachverband Parkinson-SHG angeschlossen sind, sondern auch eine der Aktivsten. Nebst Fachvorträgen, Beratung und Begleitung werden von den Mitgliedern besonders die Gemeinschaft, das Beisammensein und der rege Austausch geschätzt. «Bei uns sind alle willkommen», betont Heinz Nydegger. Er ist über Telefon, 061 713 81 81, oder E-Mail heinz.nydegger@intergga. ch erreichbar. Weitere Infos findet man unter: www.parkinson-shg.ch.