Ein weltrekordverdächtiger Solarzaun?

Entlang der Tramlinie 11 zwischen den Haltestellen Reinach Surbaum und Landererstrasse wird ein spezieller Zaun mit Solarpanels ausgerüstet. Das Projekt soll Vorbildcharakter haben.

Beachtlich: Auf einer Strecke von eineinhalb Kilometern werden entlang der Tramlinie 11 Solarmodule verbaut. Foto: zvg

Der verantwortliche Vertriebsleiter der Solarzaun GmbH Giuseppe Tallarico spricht in Sachen Dimension von einem Weltrekord: Auf einer Länge von 1,5 Kilometern wird entlang der Tramlinie 11 zwischen den Haltestellen Reinach ­Surbaum und Landererstrasse ein Solarzaun erstellt. Insgesamt werden über 400 zweiseitige Solarmodule verbaut. Damit produziert der Zaun auf beiden Seiten Strom, was dessen Effizienz erhöht, weil dadurch die Produktionszeit innerhalb eines Tages erhöht wird. Durch die vertikale Stellung der Module kann gerade in den Morgen- und Abendstunden und im Winter, wenn jeweils die Sonne flacher steht, mehr Strom produziert werden.

Die Baselland Transport AG (BLT) kann indes nicht bestätigen, dass das Projekt in Reinach einen Weltrekord darstellen würde, da sie nicht alle Solarzäune dieser Welt kenne, heisst es auf Anfrage.

Strom für maximal 62 Haushalte

Die Solarzaun GmbH, die sich auf Photovoltaikanlagen entlang von Gebäuden oder eben an Zäunen spezialisiert hat, gibt die maximale Leistungsfähigkeit der Anlage mit 194 Kilowatt an. Damit könnten in der Theorie gemäss technischen Angaben pro Jahr 62 Haushalte beliefert werden. Projektleiter Tallarico spricht in der Medienmitteilung von neuen Massstäben für die Nutzung erneuerbarer Energien im urbanen Raum. «Das Projekt dürfte ein Meilenstein in der urbanen Photovoltaik darstellen. Es fügt sich harmonisch in das Stadtbild ein und nutzt die bestehende und neu erstellte Traminfrastruktur optimal.» Tallarico ist überzeugt, dass die Photovoltaikanlage entlang der Tramlinie zum Leuchtturmprojekt werden kann. Der Vertriebsleiter der Solarzaun GmbH reagierte auf mehrfache Nachfragen des Wochenblatts nach Details zum Projekt nicht – und liess auch vereinbarte Telefonate platzen.

Die BLT weiss mehr: Gemäss Timon Tschudi, Geschäftsleitungsmitglied der BLT, ist die bauliche Umsetzung für 2026 vorgesehen, wenn sowieso schon eine Streckensperrung vorgesehen ist. «So arbeiten wir effizient, vorausschauend und mit möglichst geringem Eingriff in den Betrieb», verspricht Tschudi.

Strom für den Trambetrieb

Auf die Idee für einen Solarzaun sei die BLT gekommen, da ihre bisherigen Photovoltaikanlagen auf Dächern in Oberwil, Rodersdorf, Eptingen und Waldenburg, die jährlich rund 1400 Megawattstunden Energie produzierten, ihr Potenzial ausgeschöpft hätten, erklärt Tschudi. Der produzierte Strom wird für den Betrieb der Gebäude und für das Laden von Elektrofahrzeugen genutzt oder in das örtliche Stromnetz eingespeist. Ebenso sind die Technikkabinen entlang der Tramlinien mit Solarpanels ausgerüstet, die den Strom für deren Betrieb und Kühlung im Sommer liefern. Die Idee des Solarzauns sei, bestehende Infrastruktur doppelt zu nutzen. Der Zaun ist aber nur auf einer Seite des Tramtrassees vorgesehen. «Dort, wo es technisch und landschaftlich Sinn macht», betont Tschudi.

Der Abschnitt zwischen den Haltestellen Surbaum und Landererstrasse in Reinach sei ideal, weil dort sowieso schon Tiefbauarbeiten geplant sind, ein naheliegender Einspeisepunkt in das Bahnstromnetz besteht und die Lichtverhältnisse optimal sind. Der durch den Solarzaun produzierte Strom soll direkt in den Gleichrichter Reinach Nord eingespeist werden und so einen Teil des Fahrstroms liefern. Bewährt sich das Konzept, prüft die BLT weitere Abschnitte, die sich für einen Solarzaun eignen könnten.

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