Ein Streitgespräch unter «Schwesterparteien»?

SP und CVP luden am Dienstagabend zur Podiumsdiskussion über die Reinacher Gemeindefinanzen. FDP und SVP waren nicht eingeladen.

Im Grossen und Ganzen einig: (v. l.) Silvio Tondi, Bianca Maag, Urs Hintermann, Moderator Frank Linhart, Béatrix von Sury und Stefan Brugger.  Foto: Tobias Gfeller.
Im Grossen und Ganzen einig: (v. l.) Silvio Tondi, Bianca Maag, Urs Hintermann, Moderator Frank Linhart, Béatrix von Sury und Stefan Brugger. Foto: Tobias Gfeller.

Tobias Gfeller

Was ist uns Reinach wert?», lautete die Frage am Dienstagabend. Die drei SP-Gemeinderäte diskutierten mit den beiden CVP-Gemeinderäten über die Reinacher Gemeindefinanzen. Gemeindepräsident Urs Hintermann, Bianca Maag und Silvio Tondi für die SP, Béatrix von Sury und Stefan Brugger für die CVP. Auf der Einladung war der Abend als Streitgespräch angekündigt worden.

Gemeinderäte und Kandidaten von FDP und SVP suchte man auf dem Podium vergebens. Sie waren erst gar nicht eingeladen worden. Für SVP-Präsidentin Caroline Mall schlichtweg ein «No-Go». Sie habe vom angeblichen Streitgespräch in der Presse erfahren. «Doch über was wollen die streiten», fragte sich Mall. SP und CVP seien in Reinach bekanntlich «Schwesternparteien». Die Reinacher CVP sei längst nicht mehr bürgerlich. Auch FDP-Präsidentin Gerda Massüger fragt mit einem Schmunzeln, was denn SP und CVP miteinander streiten wollen. «Wir wurden nicht angefragt. Das ist halt ein ‹Insider-Anlass›.» Massüger versteht nicht, wieso nicht ein Podium mit allen Kandidaten organisiert wurde. Sowohl Massüger wie auch Mall blieben der Veranstaltung fern.

Die CVP und der aufgespannte Fächer

25 Personen besuchten die Podiumsdiskussion im Gemeindehaus. Moderator Frank Linhart fragte gleich zu Beginn, weshalb die FDP und die SVP nicht eingeladen wurden. Neun Personen auf dem Podium wären zu viel gewesen und hätten keine gute Diskussion zugelassen, antwortete Gemeindepräsident Urs Hintermann. «Es gibt auch zwischen SP und CVP genug Differenzen», stellte er klar. Béatrix von Sury wehrte sich gegen den Vorwurf, die CVP sei zu links. «Uns geht es um Sachpolitik. Unser politischer Fächer ist weit aufgespannt.»

Reinach muss attraktiv sein

Differenzen zwischen den fünf aktuellen Gemeinderäten von SP und CVP sind durchaus vorhanden. Und diese verlaufen nicht nur zwischen den Parteibüchern. So äusserten sich Silvio Tondi und Bianca Maag mehrfach pointierter links als Gemeindepräsident Hintermann. Steuererhöhungen sind für alle drei aber kein Tabu. Für Béatrix von Sury sind sie die «Ultima Ratio», für Stefan Brugger ist der aktuelle Steuersatz «in Stein gemeisselt». Alle fünf Gemeinderäte sind sich einig, dass es für die Gemeindefinanzen wichtig ist, dass Reinach als Wohn- und Arbeitsort attraktiv bleibt. Sparen könne man mit einer verstärkten Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinaus.

Wahlempfehlung vom CVP-Präsidentin

Für ein Raunen im Publikum sorgte Gemeindepräsident Hintermann, als er auf das Sparpotenzial beim Gemeinderat selber angesprochen wurde. «Ich bin nach wie vor der Meinung, dass fünf Gemeinderäte reichen würden. Jetzt sind wir sieben, und man muss manchmal wirklich schauen, dass alle etwas zu tun haben.» Bei seinen vier Kollegen auf dem Podium sorgte diese Aussage für Stirnrunzeln. Gleiches löste wohl auch der Reinacher CVP-Präsident Denis von Sury mit seinem ans Publikum gerichtete Schlusswort aus. «Diese fünf arbeiten gut zusammen, verstehen sich und sind alle ihre Stimme wert.» Eine Wahlempfehlung des CVP-Präsidenten für drei SP-Gemeinderäte?

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