Dreikampf um den Thron

FDP, SP und Mitte ­möchten das Reinacher Gemeindepräsidium übernehmen. Wie viele Kandidierende antreten, ist eine Frage der Strategie.

Bekunden ihr Interesse: (v.l.) Ferdinand Pulver (FDP), Christine Dollinger (SP) und Béatrix von Sury d’Aspremont (die Mitte). Bilder: Kenneth Nars/zVg/Fadeout

Als Erster vorgewagt hat sich Ferdinand Pulver. Er will Reinacher Gemeindepräsident werden, hat die FDP vergangene Woche mitgeteilt. Pulver politisiert seit vier Jahren im Gemeinderat. Er habe «das Ressort Soziales mit Fingerspitzengefühl, Empathie und Kostenbewusstsein geführt», schreibt seine Partei. «Seine ­bisherige erfolgreiche Arbeit für den ­Gemeinderat will er künftig als Gemeindepräsident weiterführen.» Pulver ist auch Präsident der Baselbieter FDP.

Noch offen ist, gegen wen er antritt. Bei den Gesamterneuerungswahlen in den Gemeinderat am 3. März bildeten drei ­Bisherige das Spitzentrio: Zuvorderst Christine Dollinger (SP, 2962 Stimmen); nur 14 Stimmen hinter ihr Pulver; als Dritte Béatrix von Sury d’Aspremont (Mitte, 2823 Stimmen). Eine dieser drei Personen dürfte das Gemeindepräsidium von Melchior Buchs (FDP) beerben, der jetzt nicht mehr angetreten ist. «Ja, ich möchte kandidieren», sagt Dollinger. «Meine Partei steht hinter mir.» Es gelte nur noch, letzte Details mit ihrem Arbeitgeber zu klären. Seit 20 Jahren macht sie in Reinach Politik, war 14 Jahre im Einwohnerrat und ist seit 6 Jahren Gemeinderätin. «Ich kenne die Reinacher Politik und die hiesigen Gegebenheiten», sagt sie auf die Frage, warum sie für das Amt geeignet wäre, «und meine Arbeit wird geschätzt».

Auch von Sury sagt: «Das Interesse am Gemeindepräsidium ist da.» Es brauche allerdings noch einige Gespräche mit ihrer Partei und mit anderen Personen. Auch sie hebt ihre Erfahrung hervor, zudem ihre Verbindungen in den Landrat, dem sie seit 2017 angehört.

In diesen Tagen dürfte es unter den Reinacher Mitte- und Linksparteien einige Diskussionen geben. Denkbar sind verschiedene Szenarien. Treten alle drei gegeneinander an, wird es für von Sury eng. Denn auf die ungeteilte Unterstützung der Bürgerlichen darf sie wegen Pulver nicht hoffen. Darauf angesprochen, meint sie: «Mir ist es wichtig, dass eine Reihe von Persönlichkeiten hinter mir steht.» Es gebe auch andere mögliche Unterstützer als die FDP. «Es sind ja vor allem Persönlichkeitswahlen, da ist die Parteizugehörigkeit weniger entscheidend.» Umgekehrt gehört von Sury zum sozialen Flügel der Mitte, sie kann also auch manche Linke überzeugen – was wiederum Dollinger schaden könnte. Lachender Dritter wäre dann Pulver, zumindest im ersten Wahlgang.

Stille Wahl ist sehr unwahrscheinlich

Womöglich sieht von Sury aber die Gefahr als zu gross an, zwischen den Polen zerrieben zu werden, und verzichtet auf eine Kandidatur. Ein Duell Dollinger–Pulver wäre spannend. Die SP hatte vor Buchs 25 Jahre lang das Präsidium in der Hand. Andererseits ist Pulver kein bürgerlicher Hardliner. Noch nicht ganz auszuschliessen ist die Konstellation, dass Pulver und von Sury ums Präsidium kämpfen. Dann würden die Linken wohl von Sury ihre Stimme geben. Ob es dann der Mitte-Politikerin reicht, ist aber nicht sicher. Ein ähnliches Kräftemessen verlor von Sury 2018 knapp, nämlich die Ersatzwahl ums Präsidium gegen Melchior Buchs.

Möglich ist theoretisch, dass sich der Gemeinderat auf eine Einzelkandidatur einigt, es also zu stillen Wahlen kommt. Nach seiner bereits erklärten Kandidatur käme dafür nur Pulver in Frage. Ein solches Vorgehen hat es in Reinach auch schon gegeben, allerdings nur, wenn es ­darum ging, einen bisherigen Gemeindepräsidenten zu be­stätigen. Das ist jetzt anders, und so sagen von Sury und Dollinger unisono: «Es ist wichtig, dass die Bevölkerung eine Auswahl hat.»

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