Diese Künstlerin ist auf den Pilz gekommen

Im Rahmen von «Culture Business Parc» sind die Werke der Aescher Künstlerin Patricia Amweg- Ulmann zu sehen. Die Ausstellung ist vom Mykorrhiza Pilz inspiriert.

Mykorrhiza hat ihr den Ärmel reingezogen: Die Künstlerin Patricia Amweg-Ulmann lässt sich von den Lebewesen inspirieren. 
         
         
            Foto: zVg / Reham Eid

Mykorrhiza hat ihr den Ärmel reingezogen: Die Künstlerin Patricia Amweg-Ulmann lässt sich von den Lebewesen inspirieren. Foto: zVg / Reham Eid

Verborgene Welt: Das Bild «Mycorrhiza Moves» scheint die Linien der unterirdischen Pilze nachzuzeichnen. Foto: zVg

Verborgene Welt: Das Bild «Mycorrhiza Moves» scheint die Linien der unterirdischen Pilze nachzuzeichnen. Foto: zVg

Die Künstlerin Patricia Amweg-Ulmann möchte das Unsichtbare in der Natur sichtbar machen, Dinge zeigen, die man nicht auf den ersten Blick sieht, ja sogar die Wahrnehmung verändern. So hat sie einmal eine Blumenwiese nicht wie landläufig bekannt in bunten Farben, sondern in Mondlicht gemalt. «Ich hatte immer eine Affinität zur Natur im Allgemeinen, aber ganz besonders zu den kleinen, unscheinbaren Dingen», erzählt sie im Interview mit dem Wochenblatt.

Anno 2021 hat sie sich im Rahmen ­ihrer Diplomarbeit nach vierjähriger Ausbildung zur bildenden Künstlerin an der Visual Art School in Münchenstein mit dem Mykorrhiza Pilz, auf den sie beim Graben in ihrem eigenen Garten in Aesch gestossen ist, beschäftigt: «Dieser Pilz hat mir völlig die Ärmel reingezogen», sagt die 59-Jährige, deren Ausstellung heute Donnerstag unter dem Titel «Mycorrhiza Fascination» im Business Parc am Christoph-Merian-Ring in Reinach mit einer ausverkauften Vernissage eröffnet wird. Es ist die vierzehnte Kunstausstellung im Rahmen des Formats «Culture Business Parc», mit der die Start-up-Institution junge oder noch unbekannte Künstlerinnen und Künstler fördert.

Nützlicher Pilzgenosse

Vielen dürfte der Mykorrhiza Pilz nicht bekannt sein, da er im Gegensatz zu gängigen Arten keinen Körper hat, der oberhalb der Erde zu sehen ist. «Der Pilz besteht aus ganz feinen Fäden, die sich durch die Erde bewegen. Sie sind zehn- bis hundertmal dünner als ein menschliches Haar. Optisch kann man sich den Pilz wie eine Zuckerwatte vorstellen, die unterirdisch wächst», veranschaulicht die Künstlerin. Die Pilzfäden docken an den Wurzeln der Bäume an, verbinden diese untereinander. Forscher der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL haben herausgefunden, dass Bäume über diesen Pilz «miteinander kommunizieren», wie Patricia Amweg es sagt. Bei ihren Recherchen und dem Besuch in der WSL habe sie erfahren, dass die Landwirtschaft den Mykorrhiza Pilz bereits einsetzt. «Man verspricht sich etwa Ertrags- und Qualitätssteigerung im Gemüseanbau, denn der Pilz aktiviert das natürliche Bodenleben, verbessert Wurzel- und beschleunigt Sprosswachstum, erhöht die Resistenz gegenüber Schädlingen. Voraussetzung ist jedoch ein biologischer Anbau, denn Pestizide zerstören den Pilz.» Der Mykorrhiza Pilz wird zudem für die Produktion von Isolierplatten oder Verpackungsmaterialien verwendet, wobei er vollständig biologisch abbaubar ist. Die Bilder in der Ausstellung «Mycorrhiza Fascination» zeigen das Gewächs nicht als naturalistisches Abbild. «Der Pilz diente mir vielmehr zur Inspiration. Er ist der gefühlte Ausgangspunkt meiner Bilder», erzählt Amweg-­Ulmann. Einige Bilder scheinen auf den ersten Blick nichts mit dem Pilz gemein zu haben, bei wenigen sind die feinen Fäden zu erkennen und eine Skulptur stellt den Pilz zwar vergrössert, aber naturalistisch dar.

Als Künstlerin zurück in den Business Parc

Die Freude am Malen hat Patricia Amweg schon vor 25 Jahren gepackt. «Lange habe ich es als ein ganz persönliches Hobby betrachtet, wollte keine Öffentlichkeit. Doch im vergangenen Jahr ist das Ganze explodiert.» Über die Kunstvermittlungsplattform Artboxy haben die Werke eine grössere Öffentlichkeit erreicht: «Eines meiner Bilder, das auch in Reinach zu sehen ist, war in Zug ausgestellt, weil ich einen Wettbewerb gewonnen habe», erzählt sie, die noch selbstständig in ihrem ursprünglichen Beruf als Buchhalterin arbeitet.

Ihr Beruf ist auch mit ein Grund, weshalb sie ihre Bilder nun im Business Parc zeigt: Vor 25 Jahren war sie als Start-up im Bereich Buchhaltung in den Business Parc gekommen. Nun kehrt sie als Künstlerin zurück. Die Verhältnisse hätten sich seitdem umgekehrt: «Mehr Kunst, weniger Buchhaltung», sagt sie lächelnd.

«Mycorrhiza Fascination», Vernissage (bereits ausgebucht); Ausstellung: 1. März bis 31. Mai; Mo bis Fr jeweils 8 bis 12.15 und 13.15 bis 17 Uhr; Business Parc, Christoph-Merian-Ring 11, Reinach

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