Deshalb sprudelt’s aus dem Wasserhahn
Das Wasserwerk Reinach und Umgebung öffnet seine Tore. Ein einmaliger Einblick in sonstverborgene Welten.

Woher stammt eigentlich das Wasser, das beim Aufdrehen des Hahnens in unserer Wohnung in bester Trinkqualität raussprudelt? Das Wasserwerk Reinach und Umgebung bietet diesen Samstag einen seltenen Einblick in das Innere eines Wasserwerkes. Am Tag der offenen Tür können das Pumpwerk Widen, ein Grundwasserbrunnen in der Reinacher Heide und das Reservoir Froloo besichtigt werden. Beim Reservoir ist eine Kammer zu besichtigen und es sind Exponate aus dem Wassernetz wie Leitungsstücke, Schieber oder Hydranten ausgestellt. Es hängen neben historischen und technischen Daten auch Netzpläne aus, auf denen das ortsansässige Publikum sehen kann, woher es sein Trinkwasser bezieht.
Grundwasserspiegel würde künstlich angereichert
Drei Viertel des Trinkwassers des Wasserwerks werden aus dem Grundwasser des Naturschutzgebiets der Reinacher Heide gewonnen. Beliefert werden die Gemeinden Oberwil, Biel-Benken, Ettingen, Therwil, Bottmingen und Reinach. Der letzte Viertel gelangt über eine Verbindungsleitung von der Hardwasser AG via Pumpwerk Widen ins Reinacher Netz. «Von dort könnten wir auch mehr beziehen», erklärt Werkleiter Thomas Meier. Deshalb wäre eine Bevölkerungszunahme für das Wasserwerk kein Problem.
Der Grundwasserspiegel unterhalb der Reinacher Heide würde künstlich angereichert werden, sollte das nötig sein. Dabei lässt man Birswasser versickern. «Über mehrere Filterstufen mit Steinen und Sandschichten werden Schwebstoffe entfernt, damit diese bei der Versickerung die Poren nicht verstopfen», erklärt Meier.
Im Untergrund vermischt sich das infiltrierte Birswasser mit dem natürlichen Grundwasser, bevor es dann bei den Grundwasserbrunnen der Reinacher Heide gefasst wird. Der ganze Prozess dauert mehrere Wochen, sodass Keime absterben.
Mit der Trinkwasserqualität hat das Wasserwerk keine Probleme und auch mit PFAS-Rückständen im Wasser müssen sich die Betreiber nicht auseinandersetzen. Diese liegen weit unter den zulässigen Höchstwerten der Lebensmittelgesetzgebung. Die Trinkwasserqualität wird jedes Quartal im Wochenblatt publiziert.
Birshochwasser machte eine Reserveleitung nötig
Was wünscht sich der Werkleiter für die nächsten 50 Jahre? «Einen sicheren Betrieb», lautet seine prägnante Antwort und er führt sie etwas aus: «Am richtigen Ort zur richtigen Zeit investieren und sich leitungstechnisch mit den Nachbarn vernetzen.» Die rund 61 Kilometer Wasserleitungen müssen wie die Anlagen instand gehalten werden. Die Rohre halten etwa 60 Jahre. So müssten jedes Jahr mindestens ein bis zwei Kilometer Leitung ersetzt werden. Entsprechende Projekte werden zusammen mit anderen Infrastruktur-Unternehmen geplant, sodass die Strasse nur einmal aufgerissen werden muss. Das Wasserwerk ist nur für die Grobverteilung des Wassers zuständig. Die Gemeinden planen und bauen die Hausanschlüsse jeweils selber und setzen den Wasserpreis in ihrer Gemeinde fest.
Eines der grössten Projekte der Geschichte des Wasserwerks Reinach entwickelte sich aus dem Birshochwasser von 2007.
Da auch Heizöl in die Birs gelangte und über Tage kein Grundwasser in der Reinacher Heide gefördert werden konnte, wurde klar, dass eine leistungsfähige Verbindungsleitung nach Basel nötig ist. Daraufhin wurde vom St. Jakob her eine Leitung zum Pumpwerk Widen gezogen. Von diesen spannenden Details kann sich die Bevölkerung am Samstag zwischen 9 und 15 Uhr selber überzeugen. Fachleute stehen zu allen Fragen zum Lebensmittel Nummer 1 an den verschiedenen Besichtigungsorten Rede und Antwort. Zwischen Oberwil Zentrum und der Reinacher Heide verkehrt zudem ein Shuttle-Bus, der das Publikum nahe an die Stationen bringt.