Der Silberschatz von Augusta Raurica und der «Sensationsfund» vom Mausacker
Die neue Ausstellung «Schatzfunde» des Historischen Museums Basel stellt Schätze aus der Region aus. Darunter ist auch ein keltisches Kegelhalsgefäss aus Reinach, das Forschende weiterhin vor Rätsel stellt.

Im Jahr 2005 erlangte Reinach nationale Bekanntheit – zumindest unter Archäologinnen und Archäologen. Am Nordrand der Gemeinde, auf dem sogenannten Mausacker, stiess die Archäologie Baselland auf einen äusserst spektakulären Fund: Zehntausende Scherben lagen dicht gedrängt auf einer Fläche von rund 200 Quadratmetern.
Schon bald seien der Fundabteilung der Archäologie spezielle Stücke aufgefallen, schreibt Andreas Fischer im Begleitheft zur Ausstellung «Schatzfunde». Sie hatten eine besondere Tonart und waren zum Teil mit Rillen verziert oder sogar bemalt. Fortan wurden sämtliche gefundenen Fragmente – insgesamt mehr als 70000 – auf diese Merkmale untersucht. 164 Scherben konnten identifiziert und zusammengefügt werden.
Keltischer Kultplatz
Die Scherben liessen sich zu einem sogenannten Kegelhalsgefäss (siehe Foto) zusammensetzen. Diese ausserordentlich grossen Töpfe sind typisch für den Beginn der Älteren Eisenzeit (800–620 v. Chr.). Pia Kamber, Kuratorin der Ausstellung «Schatzfunde», spricht von einem «Sensationsfund». Oft seien solche Gefässe in Gräbern und Ritualplätzen gefunden worden, in Reinach gibt es aber keine Hinweise auf einen solchen. Entsprechend wirft der Fund neue Fragen auf: Handelt es sich hierbei um das Zeugnis eines Opferrituals?
Wahrscheinlich, denn das absichtliche Zerschlagen von Keramik im Zusammenhang mit Speiseopfern wird sogar in der Bibel erwähnt. Somit könnten das Kegelhalsgefäss und die übrigen Scherben auf einen Ort hindeuten, an dem vor rund 2800 Jahren Menschen zusammenkamen, um ihren Gottheiten zu huldigen und Opfer darzubringen.
Die Ausstellung «Schatzfunde» zeigt neben dem Kegelhalsgefäss aus Reinach 24 weitere Schätze, die in der Region Basel gefunden wurden. Es handelt sich dabei um Objekte, die absichtlich versteckt, vergraben oder versenkt wurden. Highlight der Ausstellung ist der Silberschatz von Augusta Raurica: 270 Objekte aus fast 60 Kilogramm Silber sind zu sehen. Diese tauchten 1961 zufällig bei Bauarbeiten in einer Baggerschaufel auf und wurden ursprünglich im 4. Jahrhundert von römischen Generälen vergraben, als Barbaren das Römische Reich bedrohten.
Die Glocken von Angenstein
Das Birstal ist neben dem Kegelshalsgefäss noch ein zweites Mal an der Ausstellung vertreten: Mit den verschwundenen Glocken der Burgkapelle Angenstein. Diese stand 1984 in Flammen. Nach dem Brand waren die beiden Glocken der Burgkapelle spurlos verschwunden.
Ein ehrenamtlicher Archäologe ahnte, dass niemand diese schweren Objekte einfach eingesteckt, geschweige denn unbemerkt weit transportiert haben konnte. Er machte sich 26 Jahre später auf die Suche und wurde tatsächlich fündig. Die beiden Glocken waren in einem Waldstück nahe der Burgruine Pfeffingen im Boden vergraben.
Doch wie konnte er sicher sein, dass er die richtigen Glocken gefunden hatte? Diese und weitere spannende und teils skurrile Geschichten hinter Schätzen, die in der Region gefunden worden sind, können ab heute im Historischen Museum Basel in der Barfüsserkirche entdeckt werden. Die Ausstellung «Schatzfunde – versteckt, verschollen, entdeckt» ist dort bis am 28. Juni 2026 zu sehen.