Dem Vereinsmodell entwachsen – Spitex Reinach wird GmbH
Als erste Gemeinde im Baselbiet wandelt Reinach die Gesellschaftsform seiner Seniorenpflege um.

Ein Verein stösst an seine Grenzen: Zwischen 500 und 600 Klienten betreut die Spitex Reinach jährlich. Tendenz: steigend. Einerseits durch den demografischen Wandel. Andererseits durch die kürzeren Behandlungszeiten in den Spitälern, seit die Fallkostenpauschalen Anfang Jahr eingeführt wurden.
Die Spitex Reinach hat die Zeichen der Zeit erkannt. «Wir sind vom Selbsthilfeverein zur Staatsaufgabe geworden», sagte die Vorstandspräsidentin Edith Bühler gestern an einer Medienkonferenz zur Neugestaltung der Seniorenbetreuung. Eine Zweiteilung soll den veränderten Anforderungen an die Spitex gerecht werden: Zum einen wird die Spitex Reinach ihre Gesellschaftsform in eine nicht gewinnorientierte GmbH umwandeln, zum andern soll ein Förderverein mit sozialer Zweckbindung weiter bestehen. Eine Aktiengesellschaft sei nicht infrage gekommen, zumal da keine Treuepflicht gelte und man nicht wisse, wer dahinter steht.
Nicht dem Geldfluss entsprechend
Thomas Sauter, Geschäftsleiter der Gemeinde Reinach, erklärte, dass man sich schon länger mit diesen Gedanken getragen habe. «43 Prozent des Aufwands werden von der Gemeinde getragen und die Schlüsselkompetenzen liegt immer noch bei den rund 2000 Mitgliedern. Das widerspiegelt nicht den Geldfluss.» Oder in den Worten der zuständigen Gemeinderätin Bianca Maag (SP): Erst «die Aufteilung der operativen und strategischen Führung entspricht damit den tatsächlichen unternehmerischen und politischen Verantwortlichkeiten.»
Als Verein sei die Spitex zudem nicht mehr genug flexibel, wie Sauter betonte. «Mögliche Zusammenarbeiten oder Fusionen können nun viel schneller realisiert werden.» Schon heute besteht eine Zusammenarbeit zwischen der Spitex Reinach und den Gemeinden Dornach und Pratteln – die Administration wird in Reinach zentralisiert und von den anderen Gemeinden abgegolten.
Ganz ad acta gelegt wird die Vereinsform aber doch nicht: Der weiter geführte Förderverein wird eine unterstützende Funktion wahrnehmen: Was mit den Spenden- und Mitgliederbeiträgen passiert, entscheiden hier die Vereinsmitglieder. «Man könnte sich etwa für den Kauf eines Spitex-Fahrzeuges entscheiden», so Sauter.
Titus Natsch, Geschäftsleiter der Spitex Reinach, betonte, dass das ab dem
1. Januar 2014 geltende Modell weder die Spitex-Klienten noch die Mitarbeiter tangieren werde. «Die Arbeitsverträge bleiben gleich.» Die letzte Hürde muss die neue Spitex im Mai des nächsten Jahres im Reinacher Parlament, dem Einwohnerrat, nehmen. Gemäss Maag wird es keine allzu hohe sein. «Die Rückmeldungen waren bisher fast durchgehend positiv.»