Christian Schürch erhält Naturschutzpreis

Geehrt wird der Landwirt, weil er es verstanden hat, die landwirtschaft­liche Produktion und die Förderung der Bio­diversität unter einen Hut zu bringen.

Hat 1994 den Neuhof übernommen: Landwirt und Preisträger Christian Schürch. Foto: Kenneth Nars
Hat 1994 den Neuhof übernommen: Landwirt und Preisträger Christian Schürch. Foto: Kenneth Nars

Als Christian Schürch von Pro Natura Baselland erfuhr, dass ihm der Naturschutzpreis 2023 überreicht würde, wünschte er die Ehrung im Frühling, draussen im Feld, an seiner jahrzehntelangen Wirkungsstätte als Pächter des Neuhofs in Reinach. So trafen sich am letzten Freitagvormittag eine grosse Schar Delegierter verschiedener bäuerlicher und nicht bäuerlicher Organisationen sowie kantonale und kommunale Behördenmitglieder unter den stattlichen fünf Linden.

In der Begrüssungsrede blickte Thomas Zumbrunn, Co-Geschäftsführer Pro Natura Baselland, zurück ins 19. Jahr­hundert, wo die Landwirtschaft sich ­modernisierte und intensivierte, um die Lebensmittelversorgung zu sichern. «Dies hatte Folgen für die Artenvielfalt», hielt er fest, «sie verringerte sich, und die Biodiversität nahm ab.» Umso erfreulicher sei es, dass es der heutige Preisträger ­verstanden habe, die landwirtschaftliche Produktion und die Förderung der Biodiversität unter einen Hut zu bringen.

Andreas Freuler, neuer Präsident von Pro Natura Baselland, stellte den Geehrten vor: Christian Schürch wuchs mit vier Geschwistern im Schaffhausischen auf einem abgelegenen Bauernhof auf. Er lernte Landwirt, absolvierte die Handelsschule und die Offiziersschule, blieb aber dem Beruf des Landwirts treu.

Mit seiner Frau Susanna übernahm er 1987 die Leitung des Hofguts Mapprach in Zeglingen. 1989 schloss er sich der neuen Produktionsrichtung IP-Suisse an, die einen Mittelweg zwischen der immer intensiver werdenden Landwirtschaft und der Förderung der Biodiversität suchte. Seit 1994 ist er Vorstandsmitglied dieser Organisation, seit 15 Jahren Vizepräsident.

Biodiversitätsförderung, die Wirkung zeigt

1994 übernahmen Schürchs die Pacht des der Stadt Basel gehörenden Neuhofs. Als erste Handlung pflügte er eine Hektare Winterweizen um, damit er eine exten­sive Wiese anlegen und so den für die Teilnahme bei IP-Suisse notwendigen Mindestanteil an Ökoflächen erreichen konnte. Dann wurden weitere ökologische Ausgleichsflächen angelegt: Buntbrachen, Rotationsbrachen, Säume, extensive Wiesen und Weiden, die heute rund einen Viertel der landwirtschaftlichen Nutz‑fläche des Neuhofs ausmachen. Damit ­betrieb er Biodiversitätsförderung, die Wirkung zeigte: Seltene Vogelarten wie Schwarzkehlchen, Grauammer, Neuntöter und Dorngrasmücke brüten im Gebiet. Auch die Feldlerche ist noch da. Wachtel, Wachtelkönig, Wendehals und Wiede-hopf wurden gesichtet, es wurden aber noch keine Bruten nachgewiesen. Die Landschaft zwischen Reinach und Aesch wurde dank Christian Schürch zum Vorzeigegebiet. Der Landwirt betont: Ohne IP-Suisse hätte auf dem Neuhof nichts ­Derartiges entstehen können. Ende 2022 wurden Schürchs pensioniert.

Laudator Freuler zählte weiter Schürchs Vereins- und Kommissions­arbeiten, Projekte und politische Aktivitäten, medienwirksame Auftritte und die weitherum bekannten Veranstal­tungen auf dem Neuhof auf. Für Freuler ist der Landwirt ein ideales Beispiel dafür, dass mit weniger Dogmatik viel und ­Unerwartetes erreicht werden könne, denn Regeln und Lehrsätze förderten die Gleichförmigkeit.

Der Geehrte dankte IP-Suisse, dem Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, der Vogelwarte Sempach und Pro Natura Baselland für die jahrzehntelange unkomplizierte Unterstützung. Er rief dazu auf, an der Basis von Landwirtschaft und Naturschutz weiterhin in ökologischen und ökonomischen Anliegen zusammenzuarbeiten, um die Biodiversität zu fördern. Markus Jenny von der Schweizerische Vogelwarte Sempach hielt fest: «Christian sagte nie, man müsste etwas machen. Nein, er machte!» Und Andreas Stalder, Präsident von IP-Suisse, bemerkte: «Christian Schürch beweist seit Jahrzehnten, dass Ökologie und Ökonomie es ‹können› miteinander.»

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