«Charleys Tante reloaded»: Ein Wirbelsturm der Identitäten

Die Schemeli Bühne zeigt den Klassiker «Charleys Tante» in einer zeitgenössischen Version und spricht dabei auch brisante Themen an.

Es menschelt: Bei «Charleys Tante reloaded» kommt die Komplexität menschlicher Identitäten auf der Bühne zum Vorschein. Foto: Caspar Reimer

Die im Februar 1893 uraufgeführte, bis heute in mannigfaltigen Formen landauf, landab gespielte Travestiekomödie «Charleys Tante» ist ab morgen Freitag im Hofmattsaal in Münchenstein zu sehen. Die Schemeli Bühne Reinach zeigt den Dreiakter aus der Feder des Briten Brandon Thomas in die heutige Zeit übersetzt, weshalb der Titel «Charleys Tante reloaded» heisst.

Die Handlung geht so: Charley und Jack sind eigensinnige Singles, die sich in ihrer WG auf die Nerven gehen. Doch kommt Leben in die Bude, als Charleys prominente Tante aus New York auf Besuch kommen will. Um diese – wie sie angekündigt wird – «Stilikone» kennenzulernen, wagen sich die neue Nachbarin und ihre Schwester, auf die es die zwei Männer abgesehen haben, in die WG. Doch das Unterfangen gerät vollends ausser Kontrolle: Die Tante sagt kurzfristig ab, und der kontroll­wütige Nachbar hetzt Jack auch noch die Polizei auf den Hals, sodass sich dieser kurzerhand in Frauenkleider flüchtet. Die beiden Damen halten ihn nun für Charleys Tante. Als sich dann auch noch der Nachbar in die falsche Tante verliebt und plötzlich doch die echte Tante aus New York in der Tür steht, ist das Chaos auf der Bühne perfekt.

«Es ist okay, eine Transfrau zu sein»

Als Grundlage diente der Regisseurin Carolin Pfäffli die Dialektversion der Theaterautorin Winnie Abel. «Das war für uns gut, weil wir das Stück so nicht übersetzen mussten», sagt sie. «In unserer überarbeiteten Version sprechen wir Themen an, die aktuell und wichtig sind. Es geht um Transidentitäten, Gendersprache oder allgemein um Diversität.» Einerseits biete das Stück Stoff für einen ausgelassenen komödiantischen Theaterabend, andererseits eigne es sich, um über eben diese Themen zu reflektieren.

«In unserer Version gibt es etwa eine Person, die immer gendert und deswegen hochgenommen wird. Irgendwann wehrt sie sich und sagt sinngemäss: Gendern tut doch niemandem weh!» Oder: Als die Tochter ihren als Frau verkleideten Vater sieht, interpretiert sie es dahin gehend, dass dieser eine Transfrau sei. «Trotz dem Chaos und dem lustigen Aspekt der Situation wollen wir damit sagen: Es ist okay, eine Transfrau zu sein.» Für sie als Regisseurin sei es wichtig, die verschiedenen Identitäten und Lebensformen «in der Repräsentanz, die sie verdient haben», darzustellen. Für die freischaffende Schauspielerin und Regisseurin ist es die erste Arbeit mit der Schemeli Bühne Reinach. Schaut man dem Ensemble zu, fällt die muntere Herzlichkeit auf, mit der Carolin Pfäffli die Proben leitet. Dem Wochenblatt sagt sie: «Mir ist es wichtig, als Regisseurin in unserer Region zu ­arbeiten. Ich fühle mich hier verwurzelt, und es macht mir Freude, zur lokalen Kultur etwas beizutragen.»

Seit Kindesalter der Schauspielerei verschrieben

Schon in der Grundschule sei für sie klar gewesen, dass sie in der Schauspielwelt arbeiten wolle. «Nach dem Abschluss der Sekundarschule setzte ich voll auf diese Karte und ging zur Schauspielschule», erzählt die heute 30-Jährige. «Für mich als Künstlerin ist es zentral, den Menschen etwas geben zu können – etwa ­einen schönen Abend und gleichzeitig eine Botschaft.» Für «Charleys Tante reloaded» stehen acht Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne. Es finden 13 Aufführungen statt. Ausserdem bietet die Schemeli Bühne Reinach vor den Aufführungen eine Backstage-Tour. Interessierte müssen sich online anmelden.

«Charleys Tante reloaded»; Premiere: Freitag, 9. Mai, um 20 Uhr; Samstag, 10. Mai, um 20 Uhr; Sonntag, 11. Mai, um 14 Uhr; dann bis am 24. Mai jeweils dienstags bis samstags um 20 Uhr. Hofmattsaal Münchenstein. Weitere Informationen und Tickets: www.schemeli.ch.

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