Ausgestellte Satellitenbilder: Die Erde als Kunstwerk
Die Künstlerin und Geowissenschaftlerin Liska Dällenbach zeigt im Business Parc auserlesene Satellitenbilder als Kunstwerke. Dabei ist die Natur selbst Schöpferin der Kunst.

«Die Natur braucht keine Meisterwerke zu schaffen, sie ist eins.» Die Worte des Schriftstellers Hermann Hesse bringen in aller Kürze auf den Punkt, was die Essenz der Ausstellung «Orbital» ausmacht, die derzeit im Business Parc am Christoph Merian-Ring zu sehen ist. 13 Satellitenaufnahmen zeigen Landstriche der Erde aus einer Perspektive von 800 Kilometern Höhe. Die Küstenlinien, Gebirgsketten, Wüstenstrukturen oder Wolkenformationen wirken, als wären sie von Künstlerhand gezeichnet. Meeresströmungen und Wassertiefen erstrahlen in Farben, die an Traumwelten und Märchen erinnern. Dabei sind die ausgestellten Bilder keine geistige Erfindung, sondern multispektrale Satellitendaten im sichtbaren Bereich, die unseren Planeten unverfälscht zeigen.
Gestochen scharfe Aufnahmen halten die Welt in Momenten fest, wie man sie kaum kennt. Dabei befindet sich die Natur stets in Bewegung, was sich in der Dynamik der ausgestellten Motive zeigt. «Diese Bilder sind meine Liebeserklärung an die Welt», sagt die in Arlesheim lebende Künstlerin, Geowissenschaftlerin, Journalistin und Fotografin Liska Dällenbach, deren Werke bis Ende Juni in Reinach zu sehen sind. Zuvor waren sie Teil der grösseren Ausstellung «Erde: kristallin, fluid, amorph und lebendig» in den Ateliers Florenz nahe dem Freilager in Münchenstein.
Abgelegene Landstriche
Die Datensätze stammen von den Erdbeobachtungssatelliten Sentinel und gehören zum EU-Weltraumprogramm Copernicus. Die frei verfügbaren Daten unterstützen Katastrophenhilfe und die Klimaforschung, machen Veränderungen der Erdoberfläche, der Ozeane, der Binnengewässer sowie der Küstenlinien sichtbar. Liska Dällenbach hatte im Rahmen ihres Studiums der Geowissenschaften an der Universität Basel mit ebendiesen Daten zu tun. «Die Welt aus dieser Höhe beeindruckte mich dermassen, dass ich die Beschäftigung mit den Daten quasi als Hobby weitergeführt habe», sagt sie. Thomas Keller, Kurator der Ateliers Florenz, hat sie ermuntert, eine Ausstellung zu gestalten. In gedruckter Form käme der Detailreichtum der Welt viel besser zur Geltung.
Auf einigen Aufnahmen sind deutliche Spuren menschlicher Zivilisation zu erkennen: Auf dem Bild «Robbins Island, Tasmania» sieht man beispielsweise gut einen Golfplatz und landwirtschaftliche Felder. Auf «Sakurajima, Japan» konkurrieren die Städte mit dem Vulkan um Aufmerksamkeit. Mehrheitlich zeigen die Aufnahmen aber abgelegene Gegenden, wodurch der Planet gewissermassen unberührt zu sehen ist. Liska Dällenbachs Arbeit bestand darin, die passenden Landstriche für die Bilder auszusuchen, sanft zu bearbeiten, Hintergründe zu recherchieren und sie zu einem Ganzen zusammenzufügen. Dazu sagt sie: «Schwierig sind Aufnahmen aus Gegenden rund um den Äquator. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit sind die Bilder immer etwas verschleiert. Polare Gegenden hingegen sind besonders geeignet.»
Aktive Lebenskünstlerin
Mit ihrer Ausstellung will Liska Dällenbach einerseits die Schönheit der Erde zeigen, andererseits eine Botschaft vermitteln: «Ich wünschte mir, dass die Bilder Ansporn dazu sind, Sorge zu unserer Welt zu tragen.» Die Liebe zur Natur und zum Planeten als Ganzes bewog Dällenbach, Geowissenschaften zu studieren. Zudem hatte sie immer schon ein Flair für höhere Lüfte, war es doch ihr grösster Kindheitswunsch, die Erde als Astronautin vom Mond zu sehen. Später segelte sie als Gleitschirmpilotin weit über dem Boden.
Nach dem Studienabschluss wollte sie nicht am Schreibtisch grübeln, sondern zum Schutz der Natur Hand anlegen. «Es ist mir wichtig, selbst anzupacken», sagt die 43‑jährige Mutter zweier Kinder, die sich gerne als Lebenskünstlerin bezeichnet. Seit 2021 arbeitet sie in einem biodynamischen Gemeinschaftsgarten und seit 2023 als Imkerin. In Arlesheim ist sie gemeinsam mit Vreni Läng für die Bienenschwärme verantwortlich und in Münchenstein tüftelt sie an verschiedenen Projekten. So betreibt sie einen Blog und sogar ein Roman ist in Arbeit. Man darf also gespannt sein.
«Orbital. Die Erde von Oben – Perspektiven unserer Welt», Mo–Fr jeweils 8–12.15 Uhr und 13.15–17 Uhr; Business Parc, Christoph Merian-Ring 11, Reinach