Auch als Millionär hier wohnen
Der Campingplatz Waldhort in Reinach bringt auch ohne Sommerwetter Ferienstimmung in die Reinacher Heide. Es ist dieses spezielle Campingfeeling, von dem alle schwärmen.

Tobias Gfeller
Es ist Sonntag kurz nach Mittag. Auf dem Campingplatz Waldhort in Reinach ist es ruhig. Es wird Geschirr abgewaschen, der letzte Schluck aus der Kaffeekanne genossen oder ganz einfach ein Nickerchen gemacht. Der Morgen stand ganz im Zeichen der Heimreise. «Rund 50 Gäste sind abgereist», bilanziert Campingleiterin Cornelia Lamprecht. Viele davon hätten das Basel Tattoo besucht. So verwundern die vielen leeren Plätze nicht. Doch schon im Verlauf des Nachmittags ändert sich dies wieder.
Die Neuankömmlinge kommen aus Deutschland und vor allem auch aus den Niederlanden. Die meisten von ihnen sind auf der Durchreise und nutzen den Waldhort als Zwischenstopp. So auch ein älteres Ehepaar aus dem hessischen Hanau. «Wir bleiben zwei Nächte hier und reisen dann weiter nach Zermatt», sagt der Mann, der sich nach der sechsstündigen Fahrt ein deutsches Bier gönnt. Auf den Waldhort seien sie durch den Campingführer gekommen. Dieser ist dort mit vier von möglichen fünf Sternen bewertet.
Paradies für Kinder
Erstes Leben nach dem Mittagessen bringen Marlon, Marc, Pascal und Sebastian. Es ist schnell erkennbar: die vier Jungs im Alter zwischen 7 und 15 Jahren kennen sich aus und fühlen sich hier zu Hause. Sebastian als der Älteste mimt den selbstbewussten und stets gut gelaunten Chef. «Ich habe auf dem Jugendplatz einen eigenen Wohnwagen», erzählt er mit viel Stolz. Seit 14 Jahren geht er mit seiner Familie auf den Campingplatz. Pascal ist als Luzerner der einzige Auswärtige der vier. «Wir sind fast jedes Wochenende hier», sagt der 13-Jährige.
Für Marlon ist an diesem Sonntag ein ganz besonderer Tag. «Ich werde heute 7 Jahre alt und wandere mit der Familie am 4. August nach Spanien aus.» Am Nachmittag gab es am kleinen Fest vor dem Wohnwagen Geschenke und Glückwünsche. Auch die Campingjugend war mit dabei. «Marlon ist wie ein kleiner Bruder für mich», sagt Sebastian mit wehmütiger Stimme, wenn er an den Abschied denkt. Die Jungs sind eine eingeschworene Clique, die Fussball spielt, chillt und immer gemeinsam unterwegs ist.
Zusammenleben speziell
Das Leben auf dem Waldhort dominieren jedoch die Dauercamper, die Mehrheit davon stammt aus der Region. Sie haben übers ganze Jahr einen festen Standplatz. Dazu gehört auch Sandra Leuenberger aus Pratteln. «Man kommt nach Hause, und dann hat man Ferien», beschreibt sie die Faszination Camping, der sie seit 45 Jahren nachgeht. Auch ihre Nachbarin auf dem Platz, Irène Tscherfinger, kennt das Phänomen. Sie wohnt gerade mal fünf Gehminuten vom Campingplatz entfernt. Doch diese wenigen Schritte bringen sie in eine andere Welt. «Es ist anders als zuhause, alles ein wenig lockerer.
Das Zusammenleben mit den anderen Campern ist ganz speziell.» Beide Frauen arbeiten ganz normal und leben während Monaten auf dem Waldhort. «Alltag und trotzdem Ferien», lautet das Motto. Spürt man den Puls auch bei anderen Dauercampern, ist der Tenor ähnlich. «Auch als Millionär würde ich hier wohnen», meint ein Mann, der sich gerade eine kühle Erfrischung bei Cornelia Lamprecht im Laden holt. Dort ist der Treffpunkt aller. Der Stammtisch ist auch an diesem Nachmittag besetzt. «Das Bistro lädt alle ein, auch solche, die nicht auf dem Campingplatz wohnen», betont Lamprecht.