Andy Bay: «Positiver Exzentriker» will nächstes Jahr nach Malmö
Der Musiker Andy Bay möchte sich mit seinem Song «Online With You» für die Schweizer Endausscheidung des Eurovision Song Contests in Kreuzlingen qualifizieren.

Tobias Gfeller
I’m so grateful that I found you», heisst es zu Beginn des Liedes, mit dem sich Andy Bay für die Ausscheidung zum Eurovision Song Contest bewirbt. «Ich bin so dankbar, dass ich dich gefunden habe», lautet übersetzt die Zeile, die ein positives Stück einleitet, in dem sich alles um ein Paar dreht, das sich beim Chatten im Internet kennen gelernt hat. Andy Baumann, wie er mit bürgerlichem Namen heisst, glaubt an die Liebe übers Internet. «Ich kenne in meinem Bekanntenkreis auch Frauen und Männer, die sich so kennen gelernt haben.» Dass Bay daran glaubt, ist für ihn keinesfalls aussergewöhnlich. «Als positiver Exzentriker» würde er sich umschreiben, wenn denn dies überhaupt möglich sei.
Voller Kreativität
Dass sich der Reinacher für die schweizerische Ausscheidung zum Eurovision Song Contest bewirbt, passt eigentlich gar nicht zum vielfältigen Künstler, der seine Kreativität in die Musik, in Bücher, kurzen Texten und Cartoons steckt. «Wenn ich sehr gut drauf bin, kann ich an einem Tag bis zu drei verschiedene Sachen machen», beschreibt er seinen vollen Energiehaushalt.«Wenn ich an einem Tag aber nicht kreativ sein konnte, bin ich schneller müde.»
Bay bewirbt sich schon zum zweiten Mal für die Ausscheidung in Kreuzlingen. Es gehe ihm vordergründig nicht darum, in die Endausscheidung und somit in die Liveshow des Schweizer Fernsehens zu kommen. «Der Songcontest ist für mich wie eine Sehnsucht. Schon als Kind schauten wir die Show immer zusammen mit der Familie. Eigentlich ist der Musikstil des Songcontests überhaupt nicht mein Ding.» Auch habe er mit Musikwettbewerben nichts am Hut. Die Herausforderung, auf einen gewissen Zeitpunkt ein Lied inklusive Videoclip fertigzustellen, habe ihn gereizt.
Bay weiss, dass es sehr schwierig wird, sich gegen die 180 Konkurrentinnen und Konkurrenten durchzusetzen. Denn nur neun Kompositionen qualifizieren sich für die Fernsehshow. Zu 50 Prozent entscheidet das Voting auf der Homepage des Schweizer Fernsehens, das noch bis Montag andauert, zur anderen Hälfte entscheidet eine Jury, wer schlussendlich im Dezember um die Gunst der Fernsehzuschauer kämpfen darf.
Umzug nach Frankreich
Das Lied hat er zusammen mit einer australischen Künstlerkollegin geschrieben und selber komponiert. Die Worte sind einfach gewählt, die Melodie geht ins Ohr. Genau so muss eine Komposition sein, die für den Songcontest erfolgsversprechend sein soll. Andy Bay lebt mit Frau und dem autistisch-behinderten Sohn, mit dem er sehr viel Zeit verbringt, in Dorfnähe. Doch schon bald könnte diese Idylle zu Ende sein. «Wir planen einen Umzug nach Frankreich», sagt er mit wehmütiger Stimme. Ganz glücklich ist er über den Wegzug nicht. Zu sehr hängt er an seiner Heimat Reinach.
Doch der Lebenskünstler wird sich auch dort bald zu Hause fühlen. Weit in die Zukunft blicken, das macht er eigentlich nie. «Ich denke immer ein Jahr voraus, dass wir finanziell über die Runden kommen.» Es gebe viele, die ihn als Spinner bezeichnen. «Dass ich in der reichen Schweiz keine richtige Stelle habe, können einige nicht verstehen.» Doch zu Bay würde ein solch gewöhnlich bürgerliches Leben nicht passen. Getreu nach der zweiten fröhlichen Liedzeile: «Each day you make me smile.»