Über Heimweh und wie Kinder damit umgehen können

Die Gymnasiastin Ria Zutter aus Reinach hat ein Kinderbuch geschrieben und illustriert, das sie den interessierten Kindern vergangenen Mittwoch in der Gemeindebibliothek vorlas.

Stolze Jungautorin: Ria Zutter präsentiert ihr Kinderbuch «What’s this weird feeling?». Foto: Florin Bürgler
Stolze Jungautorin: Ria Zutter präsentiert ihr Kinderbuch «What’s this weird feeling?». Foto: Florin Bürgler

Rund 15 Kinder machten es sich in der Bibliothek bequem und lauschten gespannt. Im Mittelpunkt: Die junge Reinacherin Ria Zutter. Sie ist 19 Jahre alt und besucht das Gymnasium Münchenstein, wo sie den Schwerpunkt Bildnerisches Gestalten gewählt hat. Doch ihre Interessen gehen weit darüber hinaus: Psychologie und Pädagogik haben es ihr genauso angetan. Zutter ist schweizerisch-finnische Doppelbürgerin und zweisprachig mit Deutsch und Finnisch aufgewachsen, doch ihre liebste Sprache ist die englische. Wie kann man alle diese Aspekte in einer passenden Maturaarbeit verpacken? Für Zutter war das ein Leichtes und ergab ein spannendes Projekt: ein selbst geschriebenes und illustriertes Kinderbuch in englischer Sprache mit dem Titel «What’s this weird feeling?» («Was ist das für ein komisches Gefühl?»). Die Antwort darauf ist «Heimweh» – ein Gefühl, das sie einerseits anhand eigener Erfahrung und anderseits auf Grundlage der Entwicklungstheorie aus der Psychologie zu einer Kindergeschichte verarbeitet hat.

Heimweh nach finnischer Familie und Sommerhaus-Idylle

Für Zutter ist das Schreiben nichts Neues: «Ich habe bereits in der Sekundarschule als Abschlussarbeit ein Buch geschrieben, damit war ich aber überhaupt nicht zufrieden», meint die Gymnasiastin. Dieses Mal schien es deutlich besser gelaufen zu sein. Nach über vier Monaten Arbeit hält sie ihr Werk nun stolz in den Händen. Vielleicht lag es an der persönlichen Themenwahl? «Ich wollte thematisieren, wie es ist, damit aufzuwachsen, wenn man Familie in einem anderen Land hat. Also wenn beispielsweise die Grossmutter nicht gleich um die Ecke wohnt», meint Zutter. Sie kenne Heimweh gut, für sie sei es eher ein nostalgisches Gefühl und nichts Negatives: «Für mich ist Heimweh das Gefühl von Finnland, meine Cousinen und meine Grossmutter endlich wiederzusehen. Es ist jedes Jahr wie eine Belohnung, in unser Sommerhaus zu gehen, das ist mein Erholungsort.»

In eben diesem Sommerhaus im kleinen finnischen Dorf Karstula hat Zutter auch einen Grossteil ihrer Arbeit verfasst. Sie schwärmt von der ländlichen Idylle: «Es liegt abgelegen an einem See und hat einen kleinen Balkon. Im Sommer hat es perfekte 20 Grad und es weht ein leichter Wind. Man blickt auf Beerenbüsche und Birken. Alles ist so angenehm ruhig.»

«Wir sollten mit Kindern mehr über Heimweh sprechen»

Das Ziel des Kinderbuches sei einerseits gewesen, ihre eigene Situation festzuhalten und andererseits auch anzuregen, mit Kindern über das Gefühl Heimweh zu sprechen. «Früher habe ich nie verstanden, wieso wir nach den Ferien wieder zurück in die Schweiz gehen, für mich war beides mein Zuhause», sagt Zutter und meint weiter: «Ob im ersten Schullager, bei den Grosseltern oder sonst wo, Heimweh taucht immer und überall auf. Mit dem Buch möchte ich die Kinder dazu ermutigen, das Gefühl anzuerkennen und zu lernen, damit umzugehen.» Zutter selbst folgt ihrem Heimweh und plant nach ihrem Abschluss am Gymnasium nächsten Sommer ein Jahr in Finnland zu leben, mit einem besonderen Ziel vor Augen: nämlich Schwedisch zu lernen. Richtig gelesen, denn in Finnland ist Schwedisch die zweite Amtssprache. Sie könne sich auch gut vorstellen, irgendwann mal längerfristig dort zu leben.

Doch zurück nach Reinach. Nach der rund 30-minütigen Lesung in der Gemeindebibliothek machten sich die Kinder noch ans «Rentier-Klämmerli»-Basteln, und man blickte in rundum zufriedene Gesichter. Zum Schluss fragte Zutter die aufmerksamen Kinder im Publikum, wie sie damit umgehen, wenn sie beispielsweise die Grosseltern vermissen oder Heimweh haben, und konnte sich für ihre zukünftigen Reisepläne gleich einen herzerwärmenden Expertentipp abholen: «Me muess nur so lang schloofe, bis widr Omi-Tag isch.»

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