Widerstand am Dornacherweg

Der Architekt hat die Anzahl Wohnungen für die Überbauung Dornacherweg erhöht. Das sorgt für Irritationen.

Mauern statt Gras: Die Wiese entlang der Baselstrasse wird bald einer neuen Überbauung weichen. Foto: Caspar Reimer
Mauern statt Gras: Die Wiese entlang der Baselstrasse wird bald einer neuen Überbauung weichen. Foto: Caspar Reimer

«Jetzt verschwindet in Reinach auch noch der letzte grüne Fleck» – solche und ähnliche Aussagen sind in der Reinacher Bevölkerung immer wieder zu vernehmen, wenn es um die rege Bautätigkeit in der Stadt vor der Stadt geht. Und tatsächlich wird in Reinach eine ganze Reihe von Quartierplänen in naher Zukunft umgesetzt. Die politische Botschaft lautet: Um die Ausgaben, die auf den Schultern der Gemeinde lasten, zu bewältigen und ausserdem die hohen Ansprüche der Bevölkerung zu befriedigen, sei Reinach auf gute Steuerzahler angewiesen, weshalb es neuen Wohnraum brauche. Und weil Reinach nach aussen nicht wachsen darf, muss das Siedlungsgebiet so effizient wie möglich genutzt werden. Auch wenn diese Argumentation für sich einleuchten mag, bleibt der Unmut in Teilen der Bevölkerung über die sogenannte «Zubetonierung».

Der Quartierplan Dornacherweg etwa hat – trotz längst vergangenem Mitwirkungsverfahren und der Genehmigung durch Einwohner- sowie Regierungsrat – noch immer Einsprachen im Nacken. Auf den freien Parzellen zwischen Baselstrasse und Dornacherweg planten die Bürgergemeinde Reinach und der Kanton Basel-Landschaft als Eigentümer eine neue Überbauung mit 77 Wohnungen und kleineren Geschäftsflächen. Die Gemeinde hatte das Bauvorhaben in ein ordentliches Quartierplanverfahren eingebettet.

105 statt 77 Wohnungen

Nun sorgt in der Nachbarschaft für Ärger, dass der Architekt die Anzahl Wohnungen von 77 auf 105 erhöht hatte: «Was hier gebaut werden soll, entspricht nicht den Vorgaben, die im Quartierplan festgehalten wurden», ärgert sich Roland Kiefer. Auf der Basis der ursprünglich vorgesehenen Anzahl Wohnungen sei eine Verkehrsstudie gemacht worden, um die Auswirkungen des Mehrverkehrs auf ­die Nachbarschaft aufzuzeigen. «Der Architekt betont nun, dass sich das Verkehrsvolumen nicht linear bewege und deshalb nicht mit nennenswertem Mehrverkehr zu rechnen sei. «Gleiches Verkehrsaufkommen bei einem Drittel mehr Wohnungen? Das nehme ich ihm nicht ab», sagt Kiefer. Er und ein paar andere Anwohner hatten deswegen Einsprache gegen das Projekt eingereicht.

Bestimmungen eingehalten

Auf die Frage, ob der Architekt die Anzahl Wohnungen in Eigenregie ändern dürfe, sagt Stefan Haller, Geschäftsleiter Technische Verwaltung der Gemeinde Reinach: «Ja, das darf er. Als Mass wurde im Quartierplan nicht die Anzahl der Wohnungen, sondern die Bruttogeschossfläche definiert.» Im Gegensatz zum Referenzprojekt des Quartierplans seien nun vermehrt kleinere Wohnungen geplant, weshalb sich deren Anzahl erhöht habe. Die definierte Bruttogeschossfläche würde jedoch eingehalten.

Zum befürchteten Mehrverkehr sagt Haller: «Das angepasste Verkehrsgutachten wurde öffentlich aufgelegt. Es legt dar, dass auch mit der neuen Wohnungsanzahl der Mehrverkehr von den umliegenden Strassen problemlos verkraftet werden kann und es zu keiner Zeit zu einer Einschränkung kommen sollte.» Wie in einem solchen Fall üblich, findet nun eine Einigungsverhandlung zwischen den Einsprechern und der Bauherrschaft statt. Falls sich die beiden Parteien nicht einigen können, muss der Gemeinderat als Baubewilligungsbehörde über den Umgang mit den Einsprachen entscheiden, sie also gutheissen oder abweisen. Haller dazu: «Da das Baugesuch die gesetzlichen Bestimmungen einhält, müsste der Gemeinderat die Einsprachen abweisen.»

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