Schottergärten – grüne Anreize statt Verbote

Am Montag debattierte der Einwohnerrat über Schottergärten, den Angensteinerplatz und die Frage einer wei- teren Steuererhöhung.

«Wir möchten lieber Anreize setzen, statt Verbote auszusprechen», sagte Gemeindepräsident Melchior Buchs (FDP) anlässlich der Einwohnerratsdebatte am vergangenen Montag um ein Postulat, das Stein- und Schottergärten in Reinach den Kampf ansagt oder diese zumindest eindämmen möchte. Die als «pflegeleicht gepriesenen Aussenräume führen zu einem Verlust der Bodenfruchtbarkeit und vermindern die Biodiversität im Lebensraum», so SP-Einwohnerrat Claude Hodel, der das Postulat zusammen mit Christoph Layer (GLP) eingereicht hatte. Der Gemeinderat solle dem Parlament Vorschläge unterbreiten, welche Möglichkeiten es gäbe, Stein- und Schottergärten, die keinen ökologischen Nutzen haben, auf Privatareal einzudämmen oder eben zu verbieten. Obwohl das Anliegen aus ökologischen Gründen auf breite Zustimmung – auch von bürger­licher Seite – stiess, sprachen sich die meisten Parlamentarier gegen einen, wie SVP-Einwohnerrat Adrian Billerbeck es ausdrückte, «Verbotskatalog» aus. Der Gemeinderat wird nun eine Vorlage ausarbeiten, die Anreize für grüne, unversiegelte Gärten schafft.

Ambitioniertes Bauvorhaben

Zu reden gab am Montag zudem der Quartierplan Angensteinerplatz, durch dessen Umsetzung die Skyline von Reinach eine wesentliche Veränderung erfahren dürfte: «Es ist ein sehr komplexes und anspruchsvolles Bauvorhaben», sagte der Gemeindepräsident. Das in die Jahre gekommene Hochhaus wird abgerissen und durch ein neues ersetzt, und das Gebiet um den Angensteinerplatz wird zugleich völlig neu gestaltet, womit es zu «einem wichtigen Bestandteil der Zentrumsentwicklung» werden soll. Rund 80 Mietwohnungen sowie Flächen für Einkaufen und Dienstleistungsnutzungen im Erdgeschoss sind geplant. Damit der Platz multifunktional und befreit von Autos bespielt werden kann, wird die Überbauung direkt über die Hauptstrasse erschlossen und später mit der Einstellhalle des benachbarten Quartierplans «Im Zentrum» zusammengehängt. Bis beim Angensteinerplatz die Bagger anrollen, dürfte es aber noch eine Weile dauern. Das Geschäft wird nun von der Sachkommission Bau, Umwelt und Mobilität (BUM) beraten.

Viel Emotionen um Steuern

Für eine hitzige Debatte im Rat sorgte die Frage, ob angesichts der angespannten finanziellen Lage der Gemeinde für das kommende Jahr wieder eine Steuererhöhung vonnöten sei: Wegen eines Rekorddefizits hatte Reinach bereits auf Anfang des laufenden Jahres die Einkommenssteuer um 2 Prozentpunkte und damit auf 54,4 Prozent erhöht. Eine weitere Erhöhung um 2,5 Prozent auf das Jahr 2022 war damals vorgesehen worden, doch am Montag regte sich – teilweise auch aus jenen Reihen, die sich vor einem Jahr entgegen dem Vorschlag des Gemeindepräsidenten für eine sofortige Steuererhöhung ausgesprochen hatten – Widerstand: Eine weitere Steuererhöhung könne dazu führen, dass Top-Steuerzahler Reinach den Rücken kehren und woanders hinziehen, hiess es von SVP, FDP, aber auch Grünen. Gegen diese «Weltuntergangsstimmung» wehrte sich die SP. Eine weitere Steuererhöhung um 2,5 Prozent sei «wohl leider nötig». Von allen Seiten heftig kritisiert wurde der kantonale Finanzausgleich, durch den Reinach als Gebergemeinde stark belastet wird – man müsse beim Kanton Druck machen, um dieses «ungerechte System zu ändern». Über die Steuerfrage wird im Dezember entschieden.

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