Der Orient zu Gast auf der Weihermattbühne
Die im Jahr 1965 gegründete Theatergruppe Reinach bringt zum zweiten Mal das charmante Märchen «Der kleine Muck» zur Aufführung. Premiere war am 14. November.
Der kleine Muck rennt in seinen Zauberpantoffeln wie ein Wirbelwind über die Bühne. Der im Wettkampf geschlagene Läufer Hassan grummelt, weil er vom Sultan heruntergestuft wird. Muck ist ein Tausendsassa, der am Hof nur Neider hat. Zwischendurch erzählt Erwin Schmidt die Geschichte weiter. Aber jetzt eins ums andere. «Der kleine Muck» ist ein Kunstmärchen des romantischen Schriftstellers Wilhelm Hauff, der nicht einmal 25 Jahre alt wurde. Es spielt im Milieu der Märchen von Tausendundeinernacht. In der Mundartfassung des Stücks fällt die Vorgeschichte weg. Der kleine Muck zieht aus seiner Stadt Nicäa in die weite Welt, um sein Glück zu suchen. Zuerst gelangt er zur Zauberin Ahavazi, deren zwei Katzen er zu versorgen hat. Von diesen verführt, stiehlt er zwei Zaubergegenstände. Durch die Gunst des Sultans bekommt der kleine Muck einen guten Posten, wird aber von den eifersüchtigen Hofschranzen übers Ohr gehauen und muss ohne Zaubergegenstände fliehen. In einem Wald entdeckt er zwei Feigenbäume, die es in sich haben. Obwohl die Katzen von Frau Ahavazi Muck warnen, isst er von einem Baum. Die Folgen sind für ihn nicht gerade angenehm, aber die Katzen helfen ihm. Er kehrt zurück zum Hof des Sultans, um Revanche zu nehmen. Die Handlung des fünften Akts sei nicht verraten.
Eingespieltes Team
Das Märchen wird kindgerecht in Szene gesetzt. Dafür, dass dies ein Riesenspass für Jung und Alt ist, sorgt der 72-jährige Alleskönner Georges Henri Wolf, der neben einer Schauspielausbildung auch Abschlüsse in Maskenbildnerei, Bühnenbildnerei und Regie mit sich bringt. Er arbeitete unter anderem an der Basler Komödie, am Theater Piccolo Basel und am Bernhardtheater in Zürich. Seit 2003 wirkt er als Regisseur bei der Theatergruppe Reinach. Wolf hat eine starke Truppe, der er die Rollen auf den Leib schreibt.
Der kleine Muck wird dargestellt von Julia Bernhard. Sie brillierte schon als Pinocchio und fühlt sich in ihrer Rolle als kleiner Muck pudelwohl. Die Zauberin Ahavazi wird von Andrea Schmuckli mit einem tüchtigen Schuss Bosheit gespielt. Die beiden Katzen (Elisabeth Wolf-Kaufmann und Nelly von Arx) sind Sympathieträger und machen eine Wandlung zum Guten durch. Tanja Wüest ist die perfekte Besetzung für die verwöhnte und unberechenbare Prinzessin und «Gäxnase» Amarza. Ihr Vater, der Sultan, wird von Jürg Kyburz gespielt. Letzterer verleiht seinem Charakter zugleich Herrschsucht, Blauäugigkeit und Wankelmut. Ursula Ramstein-Rem mimt die Schatzmeisterin Archaz, die den Sultan betrügt, genauso wie Ahuli, der köstliche Koch (Georges H. Wolf), wiederum Archaz um einige Goldstücke bringt. Benedikt Stark, die theatralische Allzweckwaffe der Truppe, gibt den Läufer Hassan zwischen Zorn, Neid und Weinerlichkeit.
Besonders zu erwähnen sind das Bühnenbild und die stimmigen Kostüme. Ein wunderbares Märchenerlebnis!