Von der Kunst, Neues zu schaffen

Morgen Freitag öffnet im Heimatmuseum die Ausstellung «Mensch und Natur» mit Werken von Patrick Pfau ihre Tore. Das Wochenblatt hat den Künstler getroffen.

Neustart: Das Bild im seinem Wohnzimmer steht für die Wende, die Patrick Pfau vor 30 Jahren in seinem Leben angestossen hat. Foto: Caspar Reimer
Neustart: Das Bild im seinem Wohnzimmer steht für die Wende, die Patrick Pfau vor 30 Jahren in seinem Leben angestossen hat. Foto: Caspar Reimer

Regelrecht schockiert seien sie gewesen, Freunde und Bekannte von Patrick Pfau, als er ihnen mitteilte, dass er seinen gut situierten Job in einer international tätigen Firma an den Nagel hängen und sich fortan ganz der Malerei widmen werde. Vor 13 Jahren hatte der heute 69-jährige Familienvater am Ende einer vierwöchigen Reise mit Lebensgefährtin und Tochter «ringsum Schottland» den Entschluss gefasst: «Ich sagte meiner Frau, dass ich am liebsten in Schottland bleiben, mich ganz der Natur und dem Malen hingeben möchte. Sie sagte zu mir: Wenn du das willst, dann mach es doch.»

Pfau kündigte seinen Job, zog sich für zwei Monate «in ein Hüsli auf Schottland zurück», begann mit dem Malen und erkannte, dass der Weg, den er eingeschlagen wollte, der richtige war. Die radikale Wende kam aber keineswegs aus heiterem Himmel, sondern hatte eine lange Vorgeschichte: Patrick Pfau hatte in Basel Wirtschaft studiert und war danach im Management grosser internationaler Unternehmen im Bereich der Führungskräfteentwicklung tätig. Dabei beschlich ihn immer mehr das Gefühl, «nur an einer Schraube zu drehen, um den Gewinn einer Firma, die so schon Milliarden verdient, weiter zu steigern.» Bereits vor 30 Jahren entschloss er sich deshalb, dem Malen in seinem Leben mehr Platz einzuräumen. Das Bild «Free to You», welches im Wohnzimmer seiner im grünen Riehen gelegenen Maisonettewohnung hängt und dessen satte Farben und klare Konturen charakteristisch für seinen Stil stehen, zeugt von diesem Entschluss – vom Ausbruch aus dem alten Leben und dem Mut, ein neues zu beginnen. Es war der Austausch mit den Menschen, der ihn lange in seinem Beruf gehalten hatte, denn Pfau ist kein Verbitterter, der sich vom Leben abgewandt und zurückgezogen hätte – im Gegenteil: Spricht man mit ihm, sprudelt ehrliches Interesse am Gegenüber und der Umwelt aus ihm heraus. Seine neue Existenz als Maler habe sich «am Anfang schon komisch angefühlt, denn es war ein grosser Schritt, meine gut situierte und gesicherte Existenz einfach aufzugeben.» Möglich sei es gewesen, weil er über die Jahrzehnte Geld ansparen konnte.

Fertiges Bild im Kopf

Pfau ist ein exakter Maler: «Ich bin durchaus perfektionistisch. Ein Haifisch soll wie ein Haifisch aussehen und nicht wie ein Goldfisch.» Seine Ideen kommen ihm beim Einschlafen oder in den frühen Morgenstunden und dabei seien es jeweils so viele, dass er gar nicht alle umsetzen könne. «Wenn ich ein Bild im Kopf habe, male ich es in der Vorstellung fertig, bevor ich überhaupt einen Bleistift oder einen Pinsel zur Hand nehme», erzählt er. Seine Technik ist Acryl auf Leinwand und jedes Werk trägt er fünf- bis achtmal auf die Leinwand auf – «man sieht meinen Bildern nicht mehr an, dass es sich eigentlich um eine weisse Leinwand handelt». Auch wenn er fünf bis sechs Tage die Woche in seinem Atelier arbeitet, produziert Pfau kein Bild nach dem anderen: «An einem ganz kleinen Bild bin ich zwei Wochen dran, an einem ganz grossen, wie jenes hier in unserem Wohnzimmer, arbeite ich ein halbes Jahr.» In einem Jahr realisiere er «15 bis 20» Bilder und um seine Kunst ans Publikum zu bringen, schreibt er aktiv Kulturverantwortliche in den Gemeinden an: «Es ist ein Irrtum zu glauben, die Leute kämen von selbst, weil sie meine Bilder sehen wollen. Man muss selber etwas dafür tun.»

Seine neue Ausstellung «Mensch und Natur», die ab morgen Freitag im Heimatmuseum Reinach zu sehen ist, zeugt von einem Künstler, der das Weltgeschehen aber auch seine unmittelbare Umgebung mit wachen Augen verfolgt, weshalb die Ausstellung thematisch breit aufgestellt ist – da geht es um das Artensterben oder die Verschmutzung der Meere, um die Krux mit den vier Landessprachen aber auch einfach um Menschen, die zögerlich vortastend oder wild im Rhein baden. Pfau will die Betrachter seiner Bilder nicht mit Botschaften erschlagen: «Man kann die Werke einfach auf sich wirken lassen, wenn jemand aber etwas wissen will, bin ich gerne für Gespräche offen.» Der Künstler ist während der ganzen Ausstellung vor Ort.

«Mensch und Natur», Bilder in Acryl von Patrick Pfau; Vernissage: Freitag, 20. August, 18.30 bis 21 Uhr; Samstag & Sonntag jeweils 14 bis 17 Uhr, Dienstag jeweils 19 bis 21 Uhr; Finissage: Sonntag, 5. September 14 bis 17 Uhr. Heimatmuseum Reinach, Kirchgasse 9.

www.heimatmuseumreinach.ch

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