«Der Flohmarkt bietet tolle Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung»

Was macht ein Flohmarkt, der wegen Corona nicht stattfinden kann? Das WBZ in Reinach hat auf diese Frage eine originelle Antwort gefunden.

Nachhaltig und chic: Die Menschen seien inzwischen parat, secondhand zu kaufen, ist Abteilungsleiterin Carlotta Jost überzeugt. Foto: Axel Mannigel
Nachhaltig und chic: Die Menschen seien inzwischen parat, secondhand zu kaufen, ist Abteilungsleiterin Carlotta Jost überzeugt. Foto: Axel Mannigel

Der Flohmarkt des Wohn- und Bürozentrums für Körperbehinderte (WBZ), sagt Abteilungsleiterin Carlotta Jost, «ist ein wunderbarer Event, der seit Jahrzehnten über die Region hinaus bekannt ist». An den vier Tagen im Oktober treffen sich Tausende von Menschen, stöbern durch Sachen, entdecken Gesuchtes und Überflüssiges und kommen ins Gespräch. Normalerweise. «Wir alle vermissen den ganzen Trubel sehr, den dieses Highlight jedes Mal bedeutet», gibt Jost wehmütig die Stimmung der Beteiligten wieder. Jetzt im Frühling, wie auch sonst im Jahr, wäre das Team um Jost, insgesamt 16 Bewohner und ihre Betreuer, eifrig an der Planung und Vorbereitung eines neuen Flohmarkts.

Jeden Tag, erzählt Carlotta Jost, würden die Menschen mit ihren Sachen vier bis zwölf Palettenkisten an der ­Aumattstrasse 70/72 füllen. An Material mangele es nie, schliesslich würde ja die komplette Einstellhalle des WBZ für den Flohmarkt genutzt. «Das ist schon ein bisschen hart, dass das jetzt nicht geht.»

Verkauf bei Ricardo

Aus der Not eine Tugend machen – dieses altbekannte Sprichwort haben Jost und ihr Team in die Tat umgesetzt: «Wir verkaufen inzwischen viel im Internet bei der Second-Hand-Plattform Ricardo. Damit haben wir schon vor der Pandemie begonnen und bauen das jetzt kräftig aus», sagt die Abteilungsleiterin des Flohmarkts. «Denn wir haben gemerkt, dass der Flohmarkt tolle Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung bietet.»

Die Arbeit dort liesse sich gut aufteilen, etwa in die Recherche über den Artikel, das Fotografieren und Beschreiben desselben und gegebenenfalls die Aufarbeitung. Jost: «Diese einzelnen Arbeitsschritte konnten wir sehr gut an Menschen mit Behinderung anpassen.» Ein kurzer Besuch bei Ricardo zeigt an, dass der Anbieter Floxitas10 – so der dortige Verkäufername – in über sechs Jahren über 2000 Artikel verkauft hat. «Es läuft sehr gut, und wir machen, da alles auf Auktionsbasis, schöne Verkäufe», so Jost. Ausserdem seien die Menschen inzwischen parat, secondhand und nachhaltig zu kaufen.

Zum Wohl der Bewohner

Als einer von vielen möglichen Tätigkeitsbereichen beim WBZ ist der Flohmarkt bei den Mitarbeitenden sehr beliebt und es gibt ganzjährig zu tun. «Es ist eine spannende Tätigkeit, die nie gleich ist. Jeden Tag kommt etwas anderes herein, bei dem sich die Mitarbeitenden fragen müssten: Was ist das, was machen wir damit?», erzählt Jost. Sie und ihr Team freuen sich über gut erhaltene Artikel, die mit Sicherheit wieder einen Abnehmer finden. Das erwirtschaftete Geld komme schliesslich den Menschen mit einer Behinderung im WBZ zugute und unterstütze den laufenden Betrieb.

Und obwohl es jetzt die Möglichkeit bei Ricardo gäbe, sei der Verlust der vier Tage im Herbst nicht wettzumachen: «Die Einnahmen des Flohmarkts befinden sich im sechs-, die von Ricardo im fünfstelligen Bereich.» Bei ihrer Arbeit konzentriere sie sich auf das Schöne und Gute, das durchaus auch beim Shabby Chic zu finden sei, wenn es denn mehr Chic als Shabby ist, lacht Jost. Lagerplatz sei noch genug vorhanden, und irgendwann wird es sicher auch wieder einen richtigen Flohmarkt geben.

www.wbz.ch

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