Tischtennis-Ass: offensiv, trainingsfleissig und ehrgeizig

Der gebürtige Reinacher Lionel Weber ist vom aufstrebenden Junior zur Nummer eins im Schweizer Tischtennis aufgestiegen. Nun träumt er von Olympia.

Hat viel erreicht: Lionel Webers Vorhand kracht mehr denn je.  Foto: ZVG
Hat viel erreicht: Lionel Webers Vorhand kracht mehr denn je. Foto: ZVG

Im Jahr 2011 besuchte das «Wochenblatt» den damals 15-jährigen Reinacher Tischtennis-Junior Lionel Weber im Training. Gerade hatte er die Sportklasse des Progymnasiums hinter sich gebracht und bereitete sich auf die Junioren-Europameisterschaft in Russland vor. «Gefürchtete Vorhand» lautete der Titel des Artikels. Lionel spielte schon damals in der ersten Mannschaft von Rio Star Muttenz und steuerte mit Siegen seinen Beitrag zum Schweizermeistertitel bei. Heute ist Weber bei Rio Star Teamleader, mehrfacher Schweizermeister, die Nummer eins in der nationalen Rangliste und selber Vorbild für viele ambitionierte Tischtennisspielerinnen und -spieler in der Schweiz. Die Vorhand kracht mehr denn je. «Die Topspin-Vorhand ist noch immer meine Stärke», verrät Weber. Was sich schon als Junior andeutete, ist heute Tatsache. Der Reinacher sucht sein Heil in der Offensive. «Ich möchte das Spiel diktieren. Sobald ich die Chance sehe, versuche ich, den Punkt mit einem Gewinnschlag zu holen.»


Neue Finten, neue Schnitte
Weber weiss, dass er im defensiven Spiel noch Verbesserungspotenzial hat. Die wettkampffreie Zeit im Frühjahr nutzte er intensiv, um an seinen Schwächen zu arbeiten. Trainiert er bewusst die Defensive, spielt er seinem Partner absichtlich einen schwächeren Schlag zu, damit dieser Druck ausüben kann und er sich verteidigen muss. Das Ziel sei es dann jeweils, wieder in die Offensive zurückzufinden. Doch auch neue Optionen – besonders im Schlagrepertoire – übte der 24-Jährige ein. «Tischtennis ist von den Schlägen her enorm vielseitig, gerade beim Return. Man kann beim Timing variieren, andere Schnitte und neue Finten einbauen oder den Gegner auf die falsche Seite täuschen.»

Kurz nach dem Start zur Meisterschaftssaison 2020/21 wurde das Wettkampfgeschehen in der Schweiz aufgrund der zweiten Corona-Welle wieder abrupt gestoppt. «Langsam haben wir genug trainiert», meint Lionel Weber mit einem Schmunzeln, auch wenn er sich selber als trainingsfleissig und ehrgeizig beschreibt. Die Spannung der Wettkämpfe fehle immer mehr. Trotzdem behält er sein Ziel für das neue Jahr klar im Blick. «Die Olympischen Spiele in Tokio wären grossartig.» Bereits vor neun Jahren sprach der damalige Junior von seinem grossen Olympiatraum. Noch sind die Qualifikationskriterien nicht bekannt. Als Nummer 150 der Welt brauche er aber ein Effort, um sich zu qualifizieren, gibt sich Weber zurückhaltend.


Teigwaren statt teures Fleisch
Auch wenn es mit Tokio klappt, würde dies den Reinacher nicht plötzlich ins Scheinwerferlicht befördern. Die zusätzliche Aufmerksamkeit würde ihm und dem ganzen Schweizer Tischtennissport aber guttun. Noch immer frönt der schnelle Rückschlagsport ein Schattendasein. Für Lionel Weber ist dies aber nicht weiter schlimm. «Natürlich wäre mehr Aufmerksamkeit für uns alle toll. Aber jeder, der Tischtennis spielt, ist sich bewusst, dass es nicht zum grossen Stardasein reichen wird.» Reichtum und Ruhm seien ihm nicht wichtig. Weber ist zwar Profi, studiert parallel zu seinem Sport aber noch Soziologie und Politikwissenschaften. Die Einnahmen aus dem Sport würden für sein Studentenleben gerade reichen. Bei ihm gebe es sowieso mehr Teigwaren und Gemüse statt teures Fleisch, sagt er lachend.

Seit Kurzem wohnt Lionel Weber in Binningen. Die Verbundenheit zu seiner Heimatgemeinde sei aber nach wie vor gross. Er sehe sich noch immer als Reinacher. «Ich bin dort aufgewachsen und meine Eltern wohnen immer noch in Reinach. Das verbindet.»

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