Wie sieht die Feuerwehr der Zukunft aus?

Der Zweckverband Feuerwehr Birs dient dem Kanton Baselland als «Leuchtturm-Projekt» in Sachen Regionalisierung und Teilprofessionalisierung der Feuerwehren.

Sehen in der Regionalisierung eine grosse Chance: (v. l.) Roger Salathe (Kommandant Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Liestal), Christoph Wyttenbach (Kommandant Feuerwehr Birs) und Regierungsrat Anton Lauber. Foto: Tobias Gfeller

Der Baselbieter Regierungsrat und das Feuerwehrinspektorat beider Basel suchen seit Jahren nach Lösungen, wie die wachsenden Herausforderungen im Feuerwehrwesen angegangenen werden können. Durch gesellschaftliche und berufliche Veränderungen ist die Verfügbarkeit von Feuerwehrangehörigen stetig zurückgegangen. Aufgrund der längeren Distanzen zwischen Feuerwehrwachen und Arbeitsplätzen wird es immer schwieriger, die vorgegebenen Einsatzzeiten einzuhalten. Für den Regierungsrat und das Feuerwehrinspektorat sind die Regionalisierung und die Teilprofessionalisierung der Feuerwehren das wirksamste Mittel, um wie gewünscht weiterhin für Sicherheit sorgen zu können.

Doch gerade die konkrete Zusammenarbeit zwischen den lokalen Feuerwehren und die teilweise Abkehr vom Milizgedanken stiessen bei den ersten Be­mühungen vonseiten des Kantons auf grossen Widerstand. Die Feuerwehr im Dorf war stets Bastion, die mit Stolz und vielen Emotionen verbunden war. Es wurde schnell klar: Mit «Befehlen» aus Liestal wird es nicht funktionieren. Es brauche ein Zusammenspiel von Visionen von oben und den Bemühungen von unten aus der Basis, betonte Regierungsrat Anton Lauber (Die Mitte) am vergangenen Freitag in Reinach.

Der Kanton hatte Vertreterinnen und Vertreter von den Gemeinden und den Feuerwehren eingeladen, um über die «Feuerwehr der Zukunft» zu diskutieren. Im Reinacher Gemeindesaal zeigten Christoph Wyttenbach, Kommandant der Feuerwehr Birs, und Roger Salathe, Kommandant der Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Liestal, wie es gelungen ist, einen Zweckverband auch gegen Widerstände aus den eigenen Reihen aufzubauen. Immer wieder wiederholten sie die Bedeutung der Basis, ohne deren Teilhabe gar nichts gehen würde.

Die Feuerwehr Birs hat am 1. Januar 2025 gestartet und ist ein Zusammenschluss aus vier bestehenden Feuer­wehren und den Gemeinden Arlesheim, Aesch, Pfeffingen, Reinach, Grellingen und Duggingen. Der Zweckverband folgte unter anderem auf den Verbund der Feuerwehr Klus. Neu ist, dass mit der Feuerwehr Reinach auch eine Stützpunktfeuerwehr am Zweckverband angeschlossen ist. Das eröffne den Feuerwehrangehörigen in Sachen Fahrzeuge, Material und Infrastruktur ganz neue Möglichkeiten und sei deshalb attraktiv, betonte Feuerwehrinspektor Werner Stampfli.

Teilprofessionalisierung stärkt Milizgedanke

Im Rahmen der Teilprofessionalisierung einzelner Feuerwehrangehöriger seien der Feuerwehr Birs 450 Stellenprozent genehmigt worden, erklärte der Aescher Gemeinderat Stephan Hohl (FDP), der als Präsident des Feuerwehrrats an der Aufgleisung des Zweckverbands Feuerwehr Birs beteiligt war. Diese Teilprofessionalisierung stärke wiederum den Milizgedanken, hiess am Freitag von verschiedenen Seiten.

Thomas Sauter, Co-Gemeindeverwalter von Reinach und Vorsitzender der Projektsteuerung der Feuerwehr Birs, riet, auch jene anzuhören und miteinzubeziehen, die mit solchen Plänen nicht einverstanden seien. Ganz alle konnten von der Idee «Feuerwehr Birs» nicht überzeugt werden. Es sei deshalb wie beim Zusammenschluss in Liestal auch im Birstal zu Austritten gekommen, verriet Werner Stampfli.

Feuerwehr Birs ist erfolgreich gestartet

Die ersten knapp fünf Monate der Feu­erwehr Birs seien erfolgreich verlaufen, berichtete Sauter gegenüber dem Wochenblatt. Die Emotionen, die bei einem solch grossen Zusammenschluss mitspielten, seien noch längst nicht alle verschwunden, da die lokale Feuerwehr aus der Geschichte heraus mit Identität und Kultur verbunden sei, gibt Sauter zu bedenken. «Es ist ein permanenter Prozess, bis es nicht mehr heisst ‹Ich bin bei der Feuerwehr Arlesheim oder Reinach›, sondern ‹Ich bin bei der Feuerwehr Birs›.» Aus dem Team heraus sei die Idee entstanden, ein neues Logo für die Feuerwehrkleidung zu entwerfen, das Elemente aus allen vier zuvor bestehenden Feuerwehren beinhalte.

Neben den eigenen Feuerwehrangehörigen musste auch die kommunale Politik von der Idee eines Zusammenschlusses überzeugt werden, erinnerte Christoph Wyttenbach, Kommandant der Feuerwehr Birs, in seinem Referat. Es galt, die finanziellen Abgeltungen der einzelnen Gemeinden, den Wert des eingebrachten Materials und der Fahrzeuge sowie die Stimmenzahlen innerhalb des Zweckverbands zu bestimmen.

Für Regierungsrat Anton Lauber haben die Zweckverbände Birs und Liestal als «Leuchtturm-Projekte» eine wichtige Vorbildfunktion. Nachahmer sind vonseiten des Kantons explizit erwünscht.

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