«Wäre schön, gäbe es mehr Frauen im Sport»: Gempnerin ist erste Kranz-Gewinnerin der Region
Manon Christ (18) aus Gempen hat regionale Sportgeschichte geschrieben. So setzt sie sich als Frau in einer von Männern dominierten Sportart durch.

Manon Christ aus Gempen hat als erste Schwingerin eines Nordwestschweizer Schwingklubs einen Kranz errungen. Der 18-Jährigen vom Schwingklub Dorneck-Thierstein und Laufental gelang dieser Erfolg am ersten Schwingfest der Saison: dem Frauen- und Meitlischwinget in Hergiswil. Dabei hatte für sie das Fest denkbar schlecht gestartet. Im ersten Duell musste sie sich geschlagen geben. Die Startniederlage machte sie mit einem Sieg im zweiten Gang wett. Danach folgten abwechselnd zwei Gestellte und zwei Siege. Damit landete die Gempnerin auf dem fünften Schlussrang bei 35 Teilnehmerinnen. Da jeweils die besten 18 Prozent einen Kranz erhalten, wurde Christs Erfolg Tatsache.
Nach dem Schlussgang musste die 18-Jährige aber noch knapp 30 Minuten zittern, ehe das offizielle Ergebnis verkündet wurde und sie Gewissheit hatte. «Das war eine lange halbe Stunde», erzählt Christ. Ihre Kollegin sei sich zwar ziemlich sicher gewesen, dass die Leistungen ausreichen müssten. Christ wollte das Ganze aber erst glauben, als sie die definitive Schlussrangliste in den Händen hielt.
Aufgewachsen in einer wasch-echten Schwingerfamilie
Einen Kranz zu gewinnen, war schon immer ihr erklärtes Ziel. Die 18-Jährige, die eine Ausbildung zur Hufschmiedin in Reigoldswil absolviert, schwingt bereits seit ihrem achten Lebensjahr. Sie stammt aus einer waschechten Schwingerfamilie. Ihr Vater Köbi war selbst Schwinger und ist mittlerweile Trainer des Schwingklubs Dorneck-Thierstein und Laufental. Und auch ihre beiden älteren Brüder Dario und Marino schwingen für denselben Klub. Sämtliche Kinder wurden und werden vom Vater trainiert.
Für die junge Manon war schnell klar, dass sie auch schwingen möchte, als sie ihren Brüdern zusah. Zu Hause rang sie jeweils mit ihren Brüdern um die Wette. Ihr Vater war darüber anfangs nicht begeistert. Doch Manon erhielt von ihrer Mutter Monika Unterstützung. «Ich habe ziemlich gestürmt», erinnert sie sich. Und nach ihrem ersten Wettkampf war für das Mädchen aus Gempen klar: Es wollte auch Schwingerin werden.
Schnell spürte auch der Vater, wie viel Spass der Sport seiner Tochter machte. Manon trainierte künftig wie ihre beiden älteren Brüder im Schwingklub – mit ihrem Vater als Trainer.
Als Mädchen war sie aber eine Exotin im Schwingsport. Da die Knaben- und die Mädchenschwingfeste getrennt stattfinden, fuhr ihr Vater gemeinsam mit ihren Brüdern und den weiteren Jungschwingern an die Wettkämpfe, während Manon mit ihrer Mutter als Einzelkämpferin an die Schwingfeste reiste.
Fiese Sprüche in der Kindheit – familiäres Umfeld im Schwingklub
Bis heute ist sie die einzige Frau im Schwingklub Dorneck-Thierstein und Laufental. Als Frau in einer von Männern dominierten Sportart zu verkehren, ist für Christ mittlerweile normal. «Ich hatte Glück im Klub, ich wurde immer sehr gut aufgenommen», sagt die 18-Jährige. In ihrer Kindheit musste sie sich aber hin und wieder anhören, dass Schwingen doch eine Sportart für Männer sei. Für Christ waren solche Sprüche aber nur zusätzliche Motivation.
Trotzdem würde sich die Gempnerin wünschen, dass mehr Mädchen und Frauen mit dem Schwingsport beginnen. «Es wäre schön, wenn es mehr Frauen im Schwingen gäbe.» Schon nur für die Einteilung – da es nur wenige Frauen im Schwingen gebe, treffe man auch immer wieder auf die gleichen Konkurrentinnen. Der Schwingsport sei ohnehin eine sehr familiäre Sportart. «Es heisst immer: Im Schwingen ist man eine Familie.» Das könne sie nur bestätigen. Da sie immer das einzige Mädchen im Klub war, ging sie stets zusammen mit anderen Klubs an die Wettkämpfe und knüpfte so auch neue Freundschaften. «Eine meiner grössten Konkurrentinnen ist mittlerweile eine meiner besten Kolleginnen», sagt Christ.
Für die Zukunft hofft Christ, ihren Erfolg von Hergiswil bestätigen zu können. «Wer einen Kranz holt, gilt als Eintagsfliege», sagt Christ. Ihr Ziel sei es also, weitere Kränze zu holen – und damit auch weiter regionale Sportgeschichte zu schreiben. Die Unterstützung ihrer Familie hat sie dabei auf sicher.