Velos sammeln für einen guten Zweck

Nächste Woche führen die Gemeinden der Energie-Region Birsstadt eine Sammelaktion für nicht mehr benötigte Velos durch. Diese werden anschliessend nach Afrika verschifft, wo sie das Leben der Menschen erleichtern.

Hilfreiche Unterstützung: Fahrräder sind auch in Afrika für das tägliche Leben enorm wichtig.  Foto: ZVG
Hilfreiche Unterstützung: Fahrräder sind auch in Afrika für das tägliche Leben enorm wichtig. Foto: ZVG

Oliver Sterchi

Pro Jahr werden in der Schweiz rund 350 000 neue Velos verkauft. Die alten und nicht mehr benötigten Modelle lagern meist irgendwo in einem Kellerabteil und rosten vor sich hin. Dabei könnten die ausrangierten Drahtesel anderswo auf der Welt gut gebraucht werden. In Afrika, wo über siebzig Prozent der Menschen über kein anderes Fortbewegungsmittel als ihre eigenen Füsse verfügen, besteht ein grosser Bedarf an erschwinglichen Fahrzeugen. Velos sind dabei besonders beliebt, da sie im Unterschied zu motorisierten Verkehrsmitteln relativ günstig sind.

Die Organisation Velafrica aus Bern sammelt seit über 20 Jahren Velos in der Schweiz ein, um sie anschliessend nach Afrika zu verschiffen. Dort werden die Bikes von lokalen Mechanikern und Händlern bearbeitet und weiterverkauft. Seit Beginn der 90er-Jahre sind so bereits über 130 000 Velos nach Ghana, Burkina Faso, Tansania und in andere afrikanische Länder gelangt. Allein letztes Jahr waren es über 15 000, Tendenz steigend. Im Prinzip können die ausrangierten Drahtesel jederzeit und gratis an zahlreichen Sammelstellen in der Schweiz abgegeben werden. Kommende Woche führen die Gemeinden Aesch, Arlesheim, Birsfelden, Dornach, Münchenstein, Muttenz, Pfeffingen und Reinach erstmals eine konzertierte Sammelaktion durch.

Für vierzig Franken weiterverkauft
Die acht Gemeinden, die im Verbund Energie-Region Birsstadt in energietechnischen Fragen kooperieren, haben im Jahr 2015 das Thema Mobilität als Schwerpunkt definiert, sagt Verbundskoordinator Christoph Tóth. «Daraus entstand die Idee, bei Velafrica mitzumachen.» Tóth betont indes, dass das Leitbild der Energie-Region keine Entwicklungshilfe vorsehe. Das exterritoriale Engagement der Gemeinden folgt laut dem Energieberater einem pragmatischen Gedanken: «Statt dass die Velos ungenutzt herumstehen, werden sie anderswo sinnvoll weiterverwendet.» Dass so viele Gemeinden gemeinsam eine Sammelaktion durchführen, sei ein Novum, erklärt Michel Ducommun, Programmleiter Afrika bei Velafrica.

 Nach dem Einsammeln werden die Velos überprüft und anschliessend in Container verladen und über Basel, Rotterdam und Antwerpen auf die lange Seereise nach Afrika verschifft. In einem Hafen an der west- oder ostafrikanischen Küste angekommen, werden die Bikes per Lastwagen ins Landesinnere transportiert, wo sie von lokalen Partnern von Velafrica montiert, angepasst und weiterverkauft werden. Die Preise schwanken zwischen vierzig und hundertzwanzig Franken, je nach Modell und Region.

Velos reduzieren Armut
Ducommun streicht die Bedeutung dieses Geschäftsmodells für die lokale Wirtschaft heraus: «Indem wir die Velos nicht einfach verschenken, sondern an lokale Veloproduktionsstätten weiterverkaufen, schaffen wir Arbeitsplätze und fördern die Eigeninitiative von kleinen und mittleren Unternehmen vor Ort.» Anders als bei der umstrittenen Entwicklungshilfe werden somit keine einseitigen Abhängigkeiten geschaffen. Die recycelten Velos erleichtern das Leben der Menschen indes erheblich: In vielen ländlichen Gegenden Afrikas sind Schulen, Brunnen oder Krankenhäuser teilweise bis zu einem Tagesmarsch entfernt. Die Zweiräder ermöglichen es den Menschen, schneller und besser voranzukommen. Sie tragen somit nicht zuletzt dazu bei, die Armut auf dem Kontinent zu reduzieren.

Weitere Artikel zu «Region», die sie interessieren könnten

Region23.07.2025

Der 11er ist spitze, aber noch nicht in der Bauphase

Seit den ersten Bauetappen komme es auf der Linie 11 vermehrt zu Verspätungen und Ausfällen. Miriam Locher (SP) verlangt in einer Interpellation Antworten vom…
Energiesparen geht auch ohne Label
Region23.07.2025

Energiesparen geht auch ohne Label

Baselland hat weniger Energiestädte als vor 15 Jahren. Viele Gemeinden halten die Auszeichnung für unnötig.
Region23.07.2025

Kein Expresstram auf der Linie 11

Der Baselbieter Regierungsrat sieht das Kosten-Nutzen-Verhältnis für ein Expresstram auf der Linie 11 nicht gegeben. SP-Landrat Jan Kirchmayr als Urheber des…