Strom sparen auf Kosten der Sicherheit?

Dass die Gemeinde Aesch nachts die Strassen­beleuchtung komplett abschaltet, stösst immer mehr auf Kritik. Der Gemeinderat soll eine andere Lösung suchen.

Wollen keine dunklen Strassen: (v. l.) Thomi Schmidli, Andreas Häring und Ruedi Schmidlin. Foto: Tobias Gfeller
Wollen keine dunklen Strassen: (v. l.) Thomi Schmidli, Andreas Häring und Ruedi Schmidlin. Foto: Tobias Gfeller

Die drohende Strommangellage war vor allem im Herbst und Anfang Winter das grosse Thema. Gemeinden stellten Pläne vor, wie sie Strom sparen wollten. Nahezu alle Gemeinden in der Region reduzierten für den aktuellen Winter die Strassenbeleuchtung. Der Gemeinderat Aesch ging so weit, dass zwischen 0.30 Uhr und 5 Uhr die Strassenbeleuchtung auf gemeindeeigenen Strassen komplett abgeschaltet wird. Gerade in den Quartieren abseits der Hauptverkehrsachsen ist es dann stockdunkel. Dies stösst immer mehr auf Kritik. Bereits an der Gemeindeversammlung vom 8. Dezember kritisierte Paul Nicolet, Präsident der Rechnungsprüfungskommission, das strenge Abschaltregime.

Nun meldete sich eine Gruppe um die ehemalige Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger (FDP) beim Wochenblatt. Sie fordern den Gemeinderat auf, auf die komplette Abschaltung der Strassenbeleuchtung in der Nacht zu verzichten. Dass die Strassenbeleuchtung noch vor Eintreffen der letzten S-Bahn in Aesch abgeschaltet wird, können die Kritikerinnen und Kritiker erst recht nicht nachvollziehen. «Es gibt auch Leute, die nachts arbeiten und dann im Dunkeln nach Hause müssen», erinnert Thomi Schmidli. Im Dunkeln sinke automatisch das subjektive Sicherheitsgefühl, gibt Ruedi Schmidlin zu bedenken. Für die Gruppe ist klar: «Nicht Strom sparen auf Kosten der Sicherheit.»

Andreas Häring regt einen Kompromiss an: Statt die Lampen in den viereinhalb Stunden komplett abzuschalten, soll durchgehend nur noch jede zweite ­Lampe brennen. «Dies würde auch eine Einsparung bringen, ohne dass es stockdunkel wäre. Entweder man findet eine andere Lösung, oder es wird halt auf ­diese Einsparung verzichtet.» In seinem Umfeld sei die Meinung einheitlich, verrät Ruedi Schmidlin. «Ich kenne niemanden, der das Abschalten der Strassenbeleuchtung nicht einen ‹Seich› findet.» Für Thomi Schmidli geht es beim Thema Sicherheit nicht nur um Einbrüche und Überfälle, sondern auch um die Sicherheit, wenn es zum Beispiel Eis und Schnee auf dem Boden hat.

Den Vorschlag zur Abschaltung jeder zweiten Strassenlampe äusserte bereits Paul Nicolet an der Gemeindeversammlung.

Gemeinderat hört auf Empfehlung des Bundes

Die für die Stromsparmassnahmen zuständige Gemeinderätin Christine Koch (SP) antwortete damals gemäss Protokoll, dass es aus sicherheitstechnischen Gründen nicht zu begrüssen sei, dass jede zweite Lampe ausgeschaltet sei. «Das Auge hat Mühe, sich an die Situation – hell, dunkel, hell, dunkel – zu gewöhnen, und dadurch besteht Gefahr für die Autofahrenden und die Leute, die zu Fuss unterwegs sind.» Daran hält Koch noch heute fest: «Wir haben die Idee, jede zweite Lampe auszuschalten, zu Beginn auch ins Auge gefasst, aber auf Empfehlung des Bundes aus Sicherheitsgründen wieder verworfen.» Christine Koch verweist auch auf Empfehlungen der IG Strassenlicht und auf die Gemeinde Oberwil, die seit mehreren Jahren nachts die Strassenbeleuchtung komplett ausschaltet. «Es ist mir nicht bekannt, dass dies die Sicherheit negativ beeinträchtigt hätte.»

Seit dem Ausschalten der Strassenbeleuchtung in Aesch habe sie nur eine negative Rückmeldung erhalten, betont die Gemeinderätin. Für Christine Koch ist klar: Im Vergleich zu anderen möglichen Massnahmen wie der Abschaltung des Pumpwerks Kägen oder der Schliessung des Hallenbads im Schützenmattschulhaus schmerze das Abschalten der Strassenbeleuchtung als einer der drei grossen «Stromfresser» der Gemeinde am wenigsten.

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